Inschriftenkatalog: Stadt Worms

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 29: Worms (1991)

Nr. 207† Dom, innen 1405

Beschreibung

Grabplatte des Bischofs Eckhard von Ders. In der Gräberreihe zwischen Altar und Lettner, zweites Grab von Süden.1) Wohl hochrechteckige Steinplatte mit figürlicher Darstellung des Bischofs,2) Name (A) und Umschrift (B),3) mindestens Teile des Denkmales in Bronze oder Messing.

Nach Hertzog.

  1. A

    Eckhardus de Ders

  2. B

    Anno Domini m cccc. quintoa) decima quarta mensis Maii obiit reverendus in Christo pater dominus Eckhardus episcopus Wormatiensis, cuius anima requiescat in sancta pace

Kommentar

Das Denkmal gehörte in die Reihe der heute fast ausnahmslos verlorenen Bischofsgrabmäler, die wenigstens zum Teil aus wertvollerem Material gearbeitet, jedoch nur selten mit einer figürlichen Darstellung verbunden waren.4) Anbringung und Zweck des vielleicht monumentalen Namenszuges, der nur bei Hertzog überliefert ist, sind in Worms erklärbar; er mag wie die im 13. Jahrhundert üblichen Bischofsinschriften als zusätzliche Grabmarkierung gedacht gewesen sein.

Eckhard von Ders, Domherr in Mainz und Worms, Propst des Wormser Paulusstiftes und „baccalaureus in decretis“, wurde am 11. August 1371 von Papst Gregor XI. als Wormser Oberhirte bestätigt.5) Wie die meisten seiner Amtskollegen lag er mit der Stadt Worms in heftiger Fehde, die auch durch die Rachtung von 1386 nicht dauerhaft beigelegt werden konnte.6) 1405 erfolgte sogar ein zweijähriger Auszug der Geistlichkeit aus der Stadt; daher ist es nicht verwunderlich, wenn der städtische Chronist Friedrich Zorn mit spitzer Zunge behauptet, Bischof Eckhard sei nach seinem Tode in der Residenz Ladenburg ohne Gesang und Messelesen im Domchor bestattet worden, und sein Zitat einleitet: „sein Epitaphium ist schlecht“ – im Vergleich zu gereimten vorgeblichen Grabsprüchen seiner Vorgänger.7) Die Formel reverendus in Christo pater (et) dominus begegnet in Worms mehrfach auf Grabmälern des 15. Jahrhunderts und in dieser Form nur auf ihnen, nämlich außer auf dem vorliegenden auf den gleichfalls verlorenen Grabplatten des Bischofs Friedrich von Domneck (†1445), des Weihbischofs und Karmeliters Simon von Düren (†1470), des Bischofs Reinhard von Sickingen (†1482) und des Weihbischofs und Dominikaners Leonhard Wisbach († Ende 15. Jahrhundert), gehört aber seit Beginn des 15. Jahrhunderts zum standardisierten Grabformular etwa auch von Bischofsgräbern in Würzburg und seit dem zweiten Drittel von Zisterzienseräbten in Eberbach und von zwei Abtsgräbern in Maulbronn.8) Abwandlungen des 16. Jahrhunderts sind ebenfalls auf Denkmäler von Prälaten beschränkt.

Textkritischer Apparat

  1. 1405 Hertzog, Zorn. Römische Zahlzeichen wie oben nach Helwich, der freilich auch die 14 so wiedergibt, bei Zorn alles in arabischen Ziffern, die kaum auf dem Stein gestanden haben können.

Anmerkungen

  1. Genaueste Lokalisierung bei Hertzog: „... ligt zu Wormbs zwischen den vier leuchten im Chor in mitten zwischen Bischoff Heinrich, ist ein graff zu Sarbrücken gewesen, und Bischoffen Mathes Cracouio ...“ Vgl. die Anordnung der Bischofsgräber im Ostchor bei Haupt, Gräber im Dom 356.
  2. Helwich: „Inscriptio tumuli aenea cum effigie ibidem.“
  3. Hertzog: „... daruff erstlich sein Name also gehawen ... volgendts ist dise grabschrifft herumb.“
  4. Vgl. oben S. XCII.
  5. Boos, UB II 433f. Nr. 673, Kisky, Domkapitel 125; zur Person vgl. K. Wiemann, Eckhard v. Ders, Bischof von Worms (Hallische Beiträge zur Geschichte 3) Halle 1893.
  6. Vgl. Boos, UB II 559ff., bes. 583ff. Nr. 879-882.
  7. Chronicon Wormatiense saeculi XV 74f.; Zorn; vgl. auch oben S. XLVff.
  8. Vgl. entsprechende Nrn., außerdem DI XXVII (Würzburg) Nr. 47 (möglicherweise Korrektur des Datums nötig), 53 (eventuell dann doch auch später konzipiert), 161, 221, 241, 266, 305 (Bauinschrift), ebenso in fast identischer Formel für Weihbischöfe. Zu Eberbach ab 1436 vgl. künftig DI Rheingau-Taunus-Kreis, bearbeitet von Y. Monsees, zu Maulbronn vgl. DI XXII (Enzkreis) Nr. 176, 214.

Nachweise

  1. Hertzog, Beschreibung I 2 fol. 212.
  2. Zorn-2 fol. 120 (B).
  3. Zorn, Chronik bei Arnold 157f. (B).
  4. Helwich, Syntagma 4 (B).
  5. Ders., Prodromus 40 (B).
  6. Kranzbühler, Nachrichten 12 Nr. 20 (B).

Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 207† (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0020709.