Inschriftenkatalog: Stadt Worms

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 29: Worms (1991)

Nr. 176† Magnuskirche 1393

Beschreibung

Verlorene Grabplatte der Agnes, Mutter Dielmanns zum Weißen Kreuz und des Jakob von Deidesheim. Früher im Fußboden, dann innen vor einer Wand, links neben einer Tür.1) Fotografisch überlieferte, hochrechteckige Platte mit Umschrift zwischen Linien (A); im Spiegel oben Wappen, darunter zweizeilige Inschrift zwischen Linien (B).2) Am Rand mehrfach ausgebrochen, in der Mitte Bruch geflickt.

Nach Foto.1)

Maße: unbekannt.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

  1. A

    + A(NNO) · D(OMINI) · M · CCC · XC · / IIIa) · GALLI · CO(N)F(ESSORIS)b) · O(BIIT) · AGNES · MATER · / F(RAT)RIS · DIELMAN/NI · AD · ALBAM · CRVCEM · · ·

  2. B

    [..B]a) · IACOB · / · D(E)c) · DIDESH(EIM)

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1393 (am Tag) des Bekenners Gallus, starb Agnes, die Mutter Bruder Dielmanns zum Weißen Kreuz.

Datum: 16. Oktober 1393.3)

Wappen:
Dielmann zum Weißen Kreuz? (viergeteilt: in 1 und 4 je 3 Majuskel-A mit gebrochenem Mittelbalken übereinander schrägrechtsgestellt; in 2 und 3 Doppelkreuz der Weißkreuzherren).

Kommentar

Dielmann zum Weißen Kreuz gehörte zu den Brüdern des Heilig-Geist-Ordens, der das Neue Spital betrieb, ebenso wie der 1421 urkundlich belegte Walter zum Weißen Kreuz.4) Die „domini de alba cruce“ sind zwar schon 1354 in Worms urkundlich belegt; eine Identifizierung mit den Johannitern5) ist aber nicht automatisch gegeben, wenngleich deren Kapelle im Stadtplan des Hallungius „Weis Creutz Capelle“ genannt ist und im 18. Jahrhundert das Ordenshaus der Malteser durchweg „Zum weißen Kreuz“ genannt wurde.6) Eine Urkunde von 1479 regelt nämlich Trauf- und Wegerecht zwischen den Brüdern zum weißen Kreuz vom Konvent des Heiligen Geistes und dem Kanoniker an St. Andreas Johannes Vitztum;7) ihr Haus und Hof lagen also in oder wenigstens nahe der dem Andreasstift inkorporierten Magnuspfarrei. Nur wenn Dielmann dem Heilig-Geist-Konvent angehörte, läßt sich das Begräbnis seiner Mutter in der Magnuskirche erklären. Das Spital lag vor der Leonhardspforte.

Funktion der vielleicht gleichzeitigen Inschrift B und Identifizierung des Jakob von Deidesheim liegen im Dunkeln.8)

1928 war die Grabplatte noch vorhanden.9)

Textkritischer Apparat

  1. ABA ebd.
  2. o(biit) ebd.
  3. Fehlt Kdm.

Anmerkungen

  1. Nach Foto im StA Worms Neg.Nr. F 969/5.
  2. Beschreibung und Text nach Foto ebd. F 1826/5 von 1956.
  3. 1391 nach Begleittext Kdm., ebenfalls Tschirner, Magnuskirche (1928).
  4. Boos, Städtekultur III 196 nach Urkunde im StA Worms Nr. 375.
  5. Boos, UB II 318 Nr. 475; die Identifizierung mit Johannitern ebd. 928.
  6. Kranzbühler, Verschwundene Wormser Bauten 4 (Nr. 19) u. StA Worms, Abt. 1 Bd. 1861f.
  7. Wormser Urkunden Nr. 736; eine Liste für geistlichen Besitz im Amt Alzey wies im 16. Jh. Gefälle in Köngernheim den Herren zum hl. Geist oder zum weißen Kreuz zu, vgl. Wagner/Schneider II 316.
  8. Der 1315 und 1317 urkundlich genannte Jakob von Deidesheim, vgl. Boos, UB II 62ff. Nr. 99 u. 79 Nr. 118, hat mit dem hier inschriftlich belegten nichts zu tun. Daß der damalige Pfleger des Spitals, Domdekan Jakob (von) Hambach, vgl. etwa Boos, UB II 668 Nr. 1010, aus der engeren Umgebung des Jakob von Deidesheim stammte, mag ein weiterer Hinweis sein.
  9. Vgl. Tschirner, Magnuskirche (1928).

Nachweise

  1. Reuß, Grabsteine (nach Hüther, Geschichte der Magnuskirche 382 Nr. 25.) – Kdm. Worms 226.

Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 176† (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0017609.