Inschriftenkatalog: Stadt Worms

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 29: Worms (1991)

Nr. 173† Kloster Liebenau 1389

Beschreibung

Grabinschrift der Nonne Irmgard, Gattin des Pfalzgrafen Adolf, Tochter Graf Ludwigs VI. von Oettingen.

Nach Schannat.

  1. Anno Domini mccclxxxix.a) in die s. Leonhardi confessoris obiit inclyta domina, soror Irmigardis, quondam legitima serenissimi principis domini Adolfi, comitis palatini Rheni et ducis Bavariae, cujus parens dominus Ludovicus de Oetingen, mater vero de Wirtenberg de illustribus comitibus, quae floruit in ordine Praedicatorum xlb) annis multis virtutibus

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1389, am Tag des hl. Bekenners Leonhard (6. November), starb die erlauchte Frau, Schwester Irmgard, einst Ehegattin des durchlauchtigsten Fürsten, Herrn Adolfs, Pfalzgrafen bei Rhein und Baiernherzog; ihr Vater war Herr Ludwig von Oettingen, ihre Mutter eine von Württemberg, beide aus vornehmen Grafenfamilien; sie blühte im Predigerorden 40 (60) Jahre mit großen Verdiensten.

Kommentar

Außer den Daten zur Abstammung enthält die Grabinschrift der Nonne Irmgard eine verhältnismäßig ausführliche und schmeichelnde Skizzierung ihrer freilich illustren Familienverbindungen und im 14. Jahrhundert selten zu findende Belobigung. Die Heraushebung mag damit zusammenhängen, daß sie dem Konvent 1381 eine ewige Messe stiftete1) und auch die Schenkung des Liebenauer Kreuzes von 1342 ihrer Familie zu verdanken ist.2) Ihre besondere Bedeutung für den Konvent wird vollends klar, wenn der Kirschgartener Chronist ihre Zugehörigkeit inmitten wichtiger Nachrichten vermerkt und die jüngere Bischofschronik gar über Bischof Johannes Schadland sagt: „Hic vixit tempore beate Irmegardis in Libenaw.“3)

Den Eintritt in den Dominikanerinnenkonvent von Liebenau könnte man aus der nicht emendierten Inschrift auf 1349 setzen; wahrscheinlicher ist 1329, also zwei Jahre nach dem Tod ihres Gatten Adolf und vor der Stiftung des Kreuzes.4) Ihre nicht benamte Mutter Agnes war die Tochter Graf Ulrichs III. von Württemberg.5)

Textkritischer Apparat

  1. mccclxxxxix Schannat u. Würdtwein, korrigiert bei Falk, Bilder aus der kurpfälzischen Reformationsperiode 51, so auch Stammtafeln wie Isenburg I Taf. 31 u. bei v. Stälin, Württembergische Geschichte III 692f.
  2. Sic. Vgl. aber unten Anm. 2 u. 4, nach denen vorausgesetzt werden kann, daß Irmgard schon 1342 oder gar 1329 im Kloster weilte. Dann müßte man eine Verdrehung aus lx annehmen.

Anmerkungen

  1. Koch/Wille, Regesten Nr. 4422 u. 6814, Boos, UB II 526 Nr. 804. Ihr Sohn Ruprecht II. stiftete 1366 auf päpstlichen Befehl ebenfalls eine ewige Messe, mit der er wohl auf Irmgards Einfluß hin das Kloster Liebenau bedachte, vgl. Koch/Wille Nr. 5045.
  2. Vgl. Nr. 119.
  3. Boos, Quellen III 71f.
  4. Zu Adolf vgl. Europäische Stammtafeln NF I Taf. 27. Das Datum 1349 wird von Gieraths, Dominikaner in Worms 74 vertreten, der aber wohl nur nach Schannats Zahlen rechnete und keinen gesonderten Beleg gibt.
  5. Europäische Stammtafeln NF I Taf. 122 u. v. Stälin, Württembergische Geschichte III 692f. u. 713.

Nachweise

  1. Schannat, Hist. ep. Worm. I 172.
  2. Würdtwein, Monasticon Wormatiense II fol. 281v.
  3. Como, Bilder aus Kloster Liebenau.

Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 173† (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0017302.