Inschriftenkatalog: Stadt Worms

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 29: Worms (1991)

Nr. 127 Stadtmuseum, aus Worms-Hochheim, Maria Himmelskron 1346/1384

Beschreibung

Grabplatte der Gudela Kämmerer von Worms geb. von Meckenheim und in Zweitverwendung der Agnes, Frau des Heinrich Winter. Steinsammlung im Hof an der Stadtmauer, 4. Stein von Osten, aus Kloster Maria Himmelskron in Hochheim.1) Hochrechteckige Platte aus rotem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien (A); innerhalb eine zweite Umschrift (B), nach innen mit Linie abgegrenzt. In fünf Teile zerbrochen, abgetreten mit starkem Schriftverlust, in der Mitte zwei Reihen mit querrechteckigen Löchern für Befestigungen. Als Worttrenner Kreise.

A ergänzt nach Ockhart.

Maße: H. 232, B. 113, Bu. 9,5-10,5 (A), 8-9 cm (B).

Schriftart(en): Gotische Majuskel (A,B).

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Dr. Rüdiger Fuchs) [1/1]

  1. A

    + ANNO · D(OMI)NI · Mo · / CCCoXLUIoa) · P(RI)DIE · K(A)L(ENDAS) · AP(RI)L[IS · O(BIIT) / D(OMI)NA · GUDEL]A / RELICTA · D(OMI)NIb) · HEINR(ICI) CAM(ER)AR(II) MIL(ITIS)

  2. B

    + AN(N)O · D(OMI)NI · / M · CC[C] LXXXIIII · IIII · ID(VS) · AP(RI)L(IS) [· O(BIIT) / D(OMI)]NAc) · AGN/ES · VXOR · D(OMI)NI · HEINR(ICI) · WI(N)T(ER)d) · MILIT(IS)

Datum: 31. März 1346; 10. April 1384.

Kommentar

Die zu älteren Hochheimer Inschriften vergleichsweise schlankeren Majuskeln von 1346 nehmen ansatzweise deren unter die Zeile reichende Cauden in Form von spitz auslaufenden Hasten- und Bogenenden auf; wie jene variieren sie den Buchstaben A.2) Trotz Abtretungen sind die Majuskeln von 1384 in Krümmungsradien und überhöhten Bögen als deutlich spätere Schriftformen zu erkennen.

Als am 31. März 1346 verstorbene Frau eines Ritters Heinrich Kämmerer von Worms ist nur Guda/ Gudela von Meckenheim bekannt; sie war die Tochter Friedrichs.3). Anläßlich einer Anniversarstiftung für ihren 1316 in St. Stephan zu Mainz bestatteten Gatten und ihren Sohn Friedrich ist sie 1328 urkundlich erwähnt.4)

Bei Doppelbelegung innerhalb einer Generation steht zu vermuten, daß die nachbestattete Agnes mit den Kämmerern von Worms oder den von Meckenheim wenigstens über ihren Gatten verwandt war. Ein Ritter namens Heinrich Winter ist in Worms nach 1364 urkundlich belegt, 1381 sogar mit dem Zusatz „Camerer“;5) in den Stammtafeln der Kämmerer von Worms existiert aber weder ein Zuname Winter noch ist die Ehe eines Heinrich mit einer Agnes bezeugt. Immerhin besaß ein 1394 verstorbener Heinrich gen. Winter an St. Martin ein Anniversar am 11. März.6) Denkbar wäre auch, daß eine Agnes Kämmerer, entweder die Tochter Johanns (†1350) oder die Gerhards (†1353), in zweiter Ehe mit Heinrich Winter vermählt war.7)

Textkritischer Apparat

  1. XLoIII Kdm.
  2. KALENDARUM...DOMINI fehlt Kdm; OBIIT...REL fehlt Mus.Inv. Schalk ergänzte zu OBIIT DOMINA GUDA DE MECKENHEIM.
  3. OBIIT DOMINA fehlt Mus.Inv.
  4. WITTE Schalk; eine Kürzung für N fast verschwunden in der Inschrift A.

Anmerkungen

  1. Mus.Inv., Schalk.
  2. Mit ausgeprägter Trabs sowohl pseudounzial wie auch mit geraden Schäften, daneben manieristisch unzial mit rechts geschwungenem Schaft in APRILIS.
  3. Möller, Stammtafeln AF II Taf. LXV, NF II Taf. LXV. Nach Ockhart eine von Weinheim.
  4. Boos, UB II 160 Nr. 228; die Bestattung Heinrich Kämmerers ist erwähnt bei Ockhart fol. 106.
  5. Boos, UB II 526f. Nr. 804.
  6. Liber animarum S. Martini fol. 23v.
  7. Europäische Stammtafeln NF XI Taf. 54f.

Nachweise

  1. Ockhart fol. 110 (nach Helwich, Epit. Dalb. 25) (nur A).
  2. Kdm. Worms 80 (nur A).
  3. Mus.Inv. MGH Nr. 25.
  4. Schalk, Grabsteine 226f. Nr. 18.

Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 127 (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0012708.