Inschriftenkatalog: Stadt Worms

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 29: Worms (1991)

Nr. 10† Stephanskirche beim Bischofshof 1055

Beschreibung

Weiheinschrift Bischof Arnolds, nahe beim Eingang der Kirche in vergoldeten kupfernen Buchstaben;1) möglicherweise eine vergoldete Kupfertafel.

Nach Helwich.

  1. Anno dominicae incarnationis M. LV. indict(ione) VIII III. Id(us) Junii dedicata est ista capella ab Arnoldo huius loci ep(iscop)o cooperante sibi Arnoldo Spirensi ep(iscop)o in honorem D(omi)ni nostri Jesu Christi et S. Mariae Virg(inis)a) et S. Crucis et eorum, quoru(m) reliquiae hic continentur S. Stephani p(ro)thomartyris, Clementis papae [...]b) Marcellini p(a)p(ae), Vrbani, Laurentii, Hypoliti, Ciriaci, Jo(hann)is et Pauli, Primi et Feliciani, Marcellini et Petri, sanctorum Innocentu(m), Viti, Pancratii, Georgii, Margarethae et aliorum plurimoru(m) martyrum,c) ad quorum veniam praesul Arnoldus ante limen ianuaed) istius templi coram clero et populo tradidit VI mansos in mojen.e)

Übersetzung:

Im Jahr der Fleischwerdung des Herrn 1055, im achten Jahr der Indiktion, am dritten Tag vor den Iden des Juni wurde diese Kapelle von Arnold, Bischof dieser Stadt, mit Unterstützung Bischof Arnolds von Speyer geweiht zu Ehren unseres Herrn Jesus Christus, der Jungfrau Maria, des hl. Kreuzes und derjenigen, deren Reliquien hier ruhen, nämlich des heiligen Protomärtyrers Stephan, des Papstes Clemens, des Papstes Marcellinus, Urbans, Laurentius‘, Hypolits, Cyriaks, Johannes‘ und Paulus‘, Primius‘ und Felicianus‘, Marcellinus‘ und Petrus‘, der unschuldigen Kindlein, Vitus‘, Pankratius‘, Georgs, Margarethes und der meisten anderen Märtyrer, zu deren Gunsten Bischof Arnold vor der Schwelle dieser Kirche im Beisein von Klerus und Volk sechs Höfe? übertrug.

Kommentar

Die Inschrift dokumentiert die wohl erste Weihe der Stephanskirche, deren Bau daher Bischof Arnold zugeschrieben wird; ihre Bezeichnung als „capella“ ist die seit dem 14. Jahrhundert verbreitete.2) Das erwähnte Ereignis datierte der Kirschgartener Chronist auf den 29. Juni aus „tertio calend. Julii“, die jüngere Bischofschronik auf den 13. Juli aus „tertio idus Julii“.3) Außer der Weihe der Kirche hält die Inschrift eine großzügige Schenkung des Bischofs in einem öffentlichen Akt fest. Unklar ist der bei Schannat überlieferte Wortlaut des Schlusses, den er nicht aus Helwich erfahren haben kann und wegen der Zerstörung der Kirche im Brand 1689 und den nachfolgenden Aufbaumaßnahmen des Bischofshofes auch kaum selbst sah; außer der Beschreibung des rechtlichen Status der Übertragung kommt vor allem eine Lokalisierung in Frage, wobei in mojen eine Verlesung oder Verballhornung aus in moeni für „an der Stadtmauer“ oder aus in moeno für „am Main“ darstellen könnte. Bischof Arnold wird nicht ohne Bedenken mit dem Hofkaplan Kaiser Heinrichs III. identifiziert.4)

Eine ähnlich lautende Inschrift existiert von der Weihe der Nikolauskapelle des Domes durch Bischof Arnold im Jahre 1058.5)

Textkritischer Apparat

  1. Fehlt Helwich, bei Schannat.
  2. Mit Punkten markierte Lücke nur bei Helwich.
  3. Milendonk schließt an Foeliciani martyrum mit atque aliorum plurimorum martyrum, ad quorum an, der Rest sei schlecht zu lesen; Schannat fährt nach Marcelli papae fort mit aliorum plurimorum martyrum et sanctorum.
  4. Nach Schannat; Helwich hat nur AM nach Arnoldus.
  5. Ergänzt nach Schannat; Helwich hat mansos et ....

Anmerkungen

  1. „Ad introitum templi S. Stephani haec cupreis literis deauratis legitur inscriptio“ Helwich.
  2. Kranzbühler, Verschwundene Wormser Bauten 70.
  3. Chronicon Wormatiense saeculi XV 34.
  4. Simon, Stand und Herkunft 18; Boos, Quellen III 34 Anm. 2.
  5. Vgl. folgende Nr.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 97.
  2. Milendonk, Chronicon Carmelitorum fol. 375 (F), I fol. 9-10 (W).
  3. Schannat, Hist. ep. Worm. I 63f.
  4. Kraus, Christliche Inschriften II 83 Nr. 184.

Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 10† (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0001000.