Inschriftenkatalog: Stadt Worms

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 29: Worms (1991)

Nr. 8† Worms-Neuhausen, Cyriakusstift 998?

Beschreibung

Verlorene Grabplatte des wohl bei Lucca verstorbenen Wormser Bischofs Hildebold. Rechts des ehemaligen Petrusaltares. Steinplatte mit gerahmter Kartusche, darin längsgeschriebene Inschrift,1) im Namen gebrochen.

Nach Helwich und Abb. bei Schannat.

Schriftart(en): Romanische Majuskel?

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/1]

  1. HILTIBBOALD(VS)a) EP(ISCOPV)S WORM(ATIENSIS)b)

Kommentar

Die Nachbildung der Platte bei Schannat unterscheidet sich in ihren Buchstabenformen erheblich von anderen Abbildungen wie von der dem 13. Jahrhundert zugeschriebenen Platte für Bischof Bernharius oder auch von der auf ca. 1181 zu datierenden Sarkophagdeckelinschrift eines Bischofs Burchard.2) Die Buchstaben sind vielmehr ausschließlich linear und in der Proportion noch karolingisch-klassischem Ideal verpflichtet, wenngleich die Buchstabenverbindungen schon die komplizierte Inschriftengestaltung des 11. Jahrhunderts vorwegnehmen. Da Schannat wegen der abweichenden Lesung nicht von Helwich abschrieb und auch keine andere Quelle erkennbar ist, darf man ihm Kenntnis des Originals zutrauen, zumal sonst übliche Formeln wie „olim legebatur“ u.ä. das Zitat gerade nicht einleiten. Die Herstellung der Inschrift am Ende des 10. Jahrhunderts ist also gut möglich; in der äußeren Gestaltung und Anbringung entspricht sie freilich mehr den knappen Grabschriften von Bischöfen des 13. Jahrhunderts.3)

Hildebold, seit Ende Oktober 977 Kanzler Kaiser Ottos II., wurde am 5. Januar 979 zum Wormser Bischof ordiniert;4) bis kurz vor seinem Tod am 4. August 998 hatte er beide Ämter inne.5) Ein angebliches „Epitaphium“ stellt nur den Lobpreis seiner Person in der Bischofschronistik dar und hat auch überhaupt nichts mit seinem Tod zu tun.6)

Außer ihm ließ sich auch Bischof Adelbert (†1107) im Cyriakusstift zu Neuhausen begraben, Bischof Samuels (†856) Gebeine überführte man 1273 von Lorsch nach Neuhausen.7)

Textkritischer Apparat

  1. HILTEBRANDVS Helwich. Bei Schannat zweites B in O inseriert.
  2. Für Schannats Auflösung zu WORMATIAE gibt es keinen Anhaltspunkt.

Anmerkungen

  1. Helwich: „Sepultus est in Nuhusano collegio S. Cyriaci quondam splendido a dextris ubi quondam S. Petri Apostoli altare nunc deiectum extitit; eius inscriptio tumuli haec est: ...“; Schannat: „Cadaver, ... juxta aram S. Petri terrae demandatum fuit, lapidique sepulchrali, simplex haec ac rudis insculpta epigraphe: ...“.
  2. Vgl. Nr. 25 u. 69.
  3. Vgl. Nr. 33, 43, 52.
  4. RI II,2 Nr. 757a u. ff.
  5. RI II,3 Nr. 1287 u. 1287b.
  6. Zorn, Chronik bei Arnold 36; vgl. auch oben S. XLVf.
  7. Villinger 68ff. u. Nr. 48.

Nachweise

  1. Helwich, Prodromus 20.
  2. Schannat, Hist. ep. Worm. I 329 u. Abb. Taf. III,1 (Nachzeichnung).
  3. Kraus, Christliche Inschriften II 84 Nr. 187.
  4. Villinger, Beiträge Neuhausen 68.

Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 8† (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0000804.