Inschriftenkatalog: Altkreis Witzenhausen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 87: Witzenhausen (Altkreis) (2017)

Nr. 33 Witzenhausen-Gertenbach, St. Johannes-Kirche 1516

Beschreibung

Taufstein. Kelchförmiger Stein, sechsseitiges Becken auf säulenförmigem Fuß, ebenfalls sechsseitig, auf den Beckenseiten Blendmaßwerk, darin je ein Bestandteil der Inschrift eingehauen. Im Fuß folgendes Steinmetzzeichen(?) (S5): Kreissektor (Drittelkreis), durch Zentrale im Verhältnis 1:2 geteilt; durch einen Querstrich, der außerhalb des Sektors durch die Zentrale verläuft, erscheint diese wie ein Kreuz. Der Stein war eine Zeit lang zweckentfremdet und diente als Unterteil der Kanzel. Als Worttrenner oder wohl doch als Kürzungszeichen nach ihs ein Quadrangel mit zwei gebogenen Zierstrichen, ähnlich wie über dem m.

Maße: H. 103 (Fuß 60), Dm. 80 (Becken, Fuß unten 60, Säule 35), Bu. 9,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel, Kapitalis.

© Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz, Fotograf: Christian Feist [1/6]

  1. bra) / ih(esu)s · /m(illesimo)b) / vc / xvi / Wc)

Kommentar

Nur beim m ist die Kerbe trogartig vertieft. Alle Buchstaben weisen typisch spätgotische Formung auf; dazu gehören die links abgeschrägten langen Schäfte von b und h, der eingerollte Diagonalstrich von s und der auf eine geschwungene Linie reduzierte Schrägrechtsschaft des x.

Die einleitende Abkürzung ist nicht auflösbar. Sie könnte mit baptizare = taufen zusammenhängen. Auffällig ist, dass neben den gotischen Minuskeln ein kapitales W erscheint. Es könnte eine Künstler- bzw. Handwerkersignatur sein. Denn dass ein Künstler mit den damals neuen Buchstaben signiert, ist auch dann denkbar, wenn er gehalten war, die herkömmlichen gotischen Minuskeln zu benutzen.

Ein Problem steckt in der Datierung. Denn außen neben der Kirchentür findet man eine Tafel, die den Taufstein in das Jahr 1513 setzt.1) Ganßauge dagegen muss richtig xvi gelesen haben, denn er datiert den Taufstein ins Jahr 1516.2)

Textkritischer Apparat

  1. Neben dem oberen Schaftende des b ein kurzer linksschräger Strich; nicht auflösbar; ungesichert b(aptizato)r (Täufer), b(aptize)r (möge man mich taufen)?
  2. Über dem m ein liegendes paragraphzeichenförmiges Zeichen als Kürzungszeichen.
  3. Nicht auflösbar.

Anmerkungen

  1. So Küther 47.
  2. Ganßauge 114 schreibt ausdrücklich „bez. 1516“.

Zitierhinweis:
DI 87, Witzenhausen (Altkreis), Nr. 33 (Edgar Siedschlag, Mitarbeit: Fuchs, Rüdiger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di087mz13k0003300.