Inschriftenkatalog: Stadt Wiesbaden
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 51: Wiesbaden (2000)
Nr. 115 Wiesbaden-Erbenheim, Ev. Pauluskirche 1689
Beschreibung
Grabplatte des Hermann Spiegel zum Diesenberg; früher an der Südwand, heute im Innenraum der Kirche neben dem Altar eingemauert. Große Platte aus schwarzem Marmor. Im Bildfeld unten hochrechteckige Volutentafel mit 15zeiliger Grabinschrift (A), darüber Totenschädel und Wappen. Oben in querrechteckigem Feld siebenzeiliges Bibelzitat (B). Worttrenner Dreiecke.
Maße: H. 187,5, B. 93, Bu. 1,5 (A), 2 (B) cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
- A
HIER · RUHET IN · GOTT · DER · WEYLAND · WOHL=/GEBORNE · HERR · HERMAN · SPIEGEL · ZUM DIE/SENBERG · ERBHERR · AUF WERNA · GUDERS/LEBEN · UND · ÖVELGUNRE · GEWESENER FURSTL(ICH) / PADERBORNISCHER · OBRISTER · LIEUTE=/NANT · ZU PFERDE · WELCHER · GEBOHREN, / ANNO · 1629 · DEN · 17 MAY · IN · DER · STADT · GEIS=/MAR UND · BEVa) · BELAGERUNG · DER · STADT · MAYNTZ · / ZU · ERBENHEIMB · ANNO · 1689 · DEN · 30. · / AUGUSTI · IN GOTT · SEELIG · ENTSCHLAFFEN · / SEINES ALTERS · 60 · IAHR · 3 MONATH · UND · / 14 · TAGE · GOTT · ERFREUE · DESEN · SEELE · UND / LASE · DEN · LEICHNAMB · SANFTE · RUHEN AM / IÜNGSTEN · TAGE · ABER · ZU · DEM · EWIGEN · LE=/BEN · MIT · FREUDEN · AUFERSTEHEN ·
- B
AUS DEM · 116b) · PSALM · / SEY · NUN · WIEDER · ZUFRIDEN · MEINE · SEELE · / DEN · DER · HERR · THUT · DIR · GUTS · DEN · DU · HAST · / MEINE · SEELE · AUS · DEM · TODE · GERISFNa) · MEINE / AUGEN · VON · DEN · THRAENEN · MEINEN · FUS · / VON · GLEITEN · ICH · WIL · WANDELN · VOR DEM · / HERRN · IM · LANDE · DER · LEBENDIGEN ·1)
Spiegel von Diesenberg2). |
Textkritischer Apparat
- Sic!
- 6 aus 9 korrigiert.
Anmerkungen
- Ps 116 (H), 7-9, sehr nahe an der lutherischen Übersetzung.
- 3 gefaßte Spiegel (2:1), Hz.: ein offener Flug mit Schildbild, vgl. Siebmacher, Preuß. Adel Bd. 14, 386 u. Taf. 434.
- Krag, Evangelische Kirche 10.
- Vgl. Siebmacher (wie Anm.2).
- Vgl. Darapsky, Mainz 60 ff.
- Vgl. Biebrich, Chronik 16.
Zitierhinweis:
DI 51, Wiesbaden, Nr. 115 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di051mz05k0011508.
Kommentar
Zu dem Denkmal des wenige Tage später verstorbenen Johann Benjamin Hennequin (folgende Nr.) gibt es nur wenige Übereinstimmungen, in den Schriftformen allerdings auffällig bei beiden G mit eingestellter und R mit weit hochgebogener Cauda sowie S ohne Serife am unteren Bogenende. Diese Merkmale rinden sich teilweise auch bei Mainzer Marmordenkmälern aus dem letzten Jahrhundertviertel; für eine Werkstattzuweisung reicht diese Beobachtung noch nicht aus.
Der Verstorbene, als dessen Todesursache die Ruhr vermutet wurde,3) entstammte einem westfälischen Geschlecht, das das Erbschenken- und Erbmarschallamt des Hochstifts Paderborn besaß.4) Als Obristleutnant der Kavallerie gehörte er zu dem hessen-kasselischen Truppenkontingent, das 1689 während der Belagerung des von den Franzosen besetzten Mainz rechtsrheinisch eingesetzt war.5) Das kaiserliche Heer unter Herzog Karl von Lothringen bezog Quartier bei Mosbach und Erbenheim. Zahlreiche Opfer des Sturms auf Mainz wurden in der Mosbacher Kirche bestattet.6)