Inschriftenkatalog: Stadt Wiesbaden

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 51: Wiesbaden (2000)

Nr. 108† Wiesbaden-Biebrich, Am Schloßpark, ehem. Wiesbadener Str. 91 1665

Beschreibung

Namen als Bauinschrift und Jahreszahl an einem Türsturz. Gestaltung und Verbleib unbekannt.

Nach Kraus.

  1. Hans Feidt Sped / Müller von der Armenru / 1665 / Anna Maria Spedin.

Kommentar

Die Armenruhmühle wird 1285 als Hof des Klosters Eberbach urkundlich genannt; 1298 wurde der Armenruhhof an König Adolf von Nassau verkauft und gelangte als Gründungsausstattung an das Kloster Klarenthal.1) 1666 wurde die Mühle an den Müller Meister Nikolaus und seinen Sohn Veit auf acht Jahre verliehen.2) Hans Veit Späth3) wurde um 1635 geboren und lebte bis zu seinem Tode am 25. April 1681 in der Mühle. Als Ehefrauen sind bekannt Maria Katharina († 1673), Tochter des Bierbrauers und Wirtes Johannes Grulahr in Kirberg,4) und Anna Katharina, wohl deren jüngere Schwester, die mehrfach als Patin in Mosbach belegt ist und 1681 als Witwe bezeichnet wird. Die in der Inschrift genannte Anna Maria ist als Späths Ehefrau nicht belegt; entweder handelte es sich um die namentlich nicht genannte Gattin seiner Eheschließung vom 10. November 1657, dann ist seine Patenschaft von 1664 in Kirberg bei der Familie Grulahr nicht verständlich, oder um seine Schwester, die 1672 in dem Hexereiprozeß der Katharina Voll beschuldigt wurde, Umgang mit dem Teufel gehabt zu haben.5) Jedenfalls enthält die Überlieferung einige Ungereimtheiten. Auch Hans Veit Späth soll im großen Idsteiner Hexenprozeß von 1676 als „oberster Hexenkönig“ bezichtigt worden sein.6) Er wurde am alten Friedhof an der Biebricher Hauptkirche beigesetzt.

Anmerkungen

  1. Vgl. Faber, Biebrich am Rhein 33f.
  2. HHStAW 18/U 140 zu 1666 April 18.
  3. Vgl. Stern/Stern, Die ältesten Biebricher-Mosbacher Kirchenbücher 228 Nr. 129.
  4. Freundl. Hinweis von Dr. Hellmuth Gensicke vom 5. August 1999; vgl zu 1673 Stern/Stern, Die ältesten Biebricher-Mosbacher Kirchenbücher 221 Nr. 8, zu 1681 ebd. 40 Nr. 197. Johannes Grulahr war seit 1657 Wirt in Biebrich, 1658–60 Oberschultheiß in Mosbach und starb 1678, Hinweis Gensicke, vgl. Stern/Stern 224 Nr. 70.
  5. Vgl. Faber, Moskebach 37.
  6. Vgl. Glöckler, Schauplatz 17, auch zum Folgenden.

Nachweise

  1. Nachlaß Kraus Nr. 141 Bl. 237.

Zitierhinweis:
DI 51, Wiesbaden, Nr. 108† (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di051mz05k0010805.