Inschriftenkatalog: Stadt Wiesbaden

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 51: Wiesbaden (2000)

Nr. 56 Wiesbaden, Museum (aus Wiesbaden-Igstadt, Ev. Kirche) 1524

Beschreibung

Name als Stifterinschrift Walters XI. von Kronberg auf einer Wappenrundscheibe. Rundscheibe aus farbigem Glas mit Vollwappen, auf dem gelben Rand umlaufende Inschrift in Schwarzlot. Ehemals im südlichen Chorfenster der Igstadter Kirche, 1878 von der Pfarrkirche für das Museum, SNA erworben.1) Worttrenner kleine Dreiecke.

Maße: Dm. 36, Bu. 1,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/1]

  1. WALTHER CRONBERCK // COMETHVR · ZV · FRA(N)CKFVRDT · VND · MEINTZ · [DEVTS · ORDE(N)S]a) 1524

Wappen:
Kronberg (Flügelstamm)/Deutscher Orden2).

Kommentar

Die Inschrift zeigt eine sauber ausgeführte Kapitalis mit zeittypischer Bildung des spitzen A, M mit tief unter die Mittellinie gezogenem Mittelteil, gleichlangen Balken des E und R mit gerader bzw. stachelförmiger Cauda. Der Inschriftteil DEVTS ORDE(N)S ist offenbar ein Flickstück jüngeren Datums, das sich durch eine andere Schrift mit ungewöhnlicher OR-Ligatur, E mit verlängertem unteren Balken, T mit dünnem Schaft und starkem Deckbalken von den übrigen Stücken unterscheidet, da ein Teil der Bordüre wohl noch vor dem 19. Jahrhundert mit silbergelb bemaltem weißem Glas geflickt wurde. Das Wappen ist in seiner Gestaltung den Wappen der Schlußsteine der Marienkapelle der Frankfurter Deutschordenskirche vergleichbar.3)

Walter XI.4) aus dem Flügelstamm der Familie wurde 1479 als ein Sohn Johanns (VI.) von Kronberg und dessen zweiter Ehefrau Katharina von Reifenberg5) geboren. Seit 1493 dem Deutschen Orden zugehörig, war Walter von Kronberg seit 1504 Hauskomtur in Frankfurt. 1526 erlangte er durch Wahl die Stellung des Deutschmeisters und damit eines Reichsfürsten; 1528 wurde er von Kaiser Karl V. zum Administrator des Hochmeisteramtes bestellt.6) Von 1515 ab bis zu seinem Tode fungierte er als hessischer Vogt in Igstadt, wo er den Neubau der Kirche, zumindest des Chores, errichten ließ.7) In diesem Zusammenhang entstand die Wappenscheibe.8) 1526 zog er nach Mergentheim, wo er am 4. April 1543 starb und in der dortigen Schloßkirche bestattet wurde.9)

Textkritischer Apparat

  1. Jüngeres Flickstück, vgl. vor Anm. 3.

Anmerkungen

  1. Inv.-Nr. 13960.
  2. Deutscher Orden, belegt mit Herzschild Kronberg.
  3. Hess.
  4. Vgl. NDB 3, 422f.; Renkhoff, Nass. Biographie 431 Nr. 2396; Ronner 179ff.
  5. Johann starb 1488, seine Ehefrau Katharina 1479, beide wurden in der Kronberger Stadtkirche beigesetzt, vgl. Gensicke, Die von Kronberg 315 Nr. 70.
  6. Bauer, Kunstdenkmäler 231.
  7. Renkhoff (wie Anm. 4).
  8. Bauer, Kunstdenkmäler 231-233 zu weiteren Kunstwerken, für die Walter von Kronberg Aufträge gab, u.a. für zwei Kokosnußpokale in der Schatzkammer des Deutschen Ordens in Wien, ebd. 233 mit Abb. 299f. Nrr. 37, 38.
  9. Vgl. ebd. 231f. zum 1539 datierten, also zu Lebzeiten angefertigten Bronzegrabmal, das als ein Werk der Nürnberger Vischerhütte (Hans Vischer, 1499-1550) gilt, ebd. 298 Abb. 36. Todesjahr und -tag wurden 1547 durch einen Erzgießer aus Nürnberg eingefügt, vgl. ebd. 232 und Die Inschriften des Landkreises Bad Mergentheim, bearb. v. Harald Drös (in Vorbereitung).

Nachweise

  1. Lotz, Baudenkmäler 249.
  2. Cohausen, Führer 300 Nr. 183.
  3. Ronner, Die von Kronberg 179 Abb. 183.
  4. Hess, Mittelalterliche Glasmalereien 309 mit Abb. 284.

Zitierhinweis:
DI 51, Wiesbaden, Nr. 56 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di051mz05k0005608.