Inschriftenkatalog: Stadt Wiesbaden

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 51: Wiesbaden (2000)

Nr. 12† Wiesbaden-Klarenthal, ehem. Kloster Klarenthal 1334

Beschreibung

Grabplatte Heinrichs von Lindau, an der Nordseite im Langhaus („inscriptio tumuli a sinistris“).1) 1614 kopial überliefert, ein Wappen mitgeteilt.

Nach Helwich.

  1. + Anno domini m ccc xxxiiii obiit Heinricus miles de Lindauwe xiiii kalendas octobris cuius anima requiescat in pace amen.

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1334 starb Heinrich Ritter von Lindau am 14. Tag vor den Kalenden des Oktober (18. September), dessen Seele ruhe in Frieden, Amen.

Wappen:
Lindau2).

Kommentar

Die Ritter von Lindau zweigten wohl vor der Mitte des 13. Jahrhunderts von der Adelsfamilie von Wiesbaden ab.3) Stammvater war der um 1280 verstorbene Ritter Henricus Franko de Wisebaden, dessen Enkel (?) Heinrich und Siegfried früh mit Wiesbadener Grundbesitz belegt sind,4) ein Stadthof wird 1346 in ihrem Besitz vermerkt. Die von Lindau schufen sich mit dem sog. Lindauer Gericht bei Niederwalluf eine recht unabhängige Stellung im territorialen Spannungsfeld von mainzischem Rheingau, Nassau und Katzenelnbogen. Enge Beziehungen entwickelten sich zum nassauischen Hauskloster Klarenthal, in dessen Nekrolog achtzehn Familienangehörige eingetragen sind.5)

Heinrich war nach den Möllerschen Stammtafeln einziger Sohn des bis 1288 nachgewiesenen Konrad von Lindau.6) 1306-10 als Edelknecht, 1316-28 als Ritter genannt, war Heinrich auch Viztum im Rheingau.7) Als Ehefrau verzeichnet Möller Lena, Witwe Johanns von Wiesbaden, mit dem Jahr 1321.8) Der Klarenthaler Nekrologeintrag nennt Heinrich von Lindau zum 24. September 1334 mit der Stiftung von einer Mark 12 Heller zu einem ewigen Licht an seinem Jahrgedächtnis.9) Solche Abweichungen zwischen Sterbetag und Nekrologeintrag lassen sich auch andernorts, u.a. im Seelbuch des Zisterzienserklosters Eberbach im Rheingau, belegen.10)

Habel fand in Klarenthal eine in ihrer Gestaltung wohl früh zu datierende Grabplatte, die im Feld die Ritzzeichnung des Wappens Lindau (mit dem Blatt) und eine angedeutete Linienführung für die (nicht mitgeteilte) auf dem Rande umlaufende Inschrift zeigte. Er fügte seiner Zeichnung hinzu, daß „auf dem Altar in der Kirche zu Clarenthal ein Stück Grabstein als Deckel benutzt [wurde] und (...) der Grabplatte von Lindau angehörte“.11) Habels Wappenzeichnung läßt sich nicht mit der Beschreibung Helwichs in Einklang bringen.

Textkritischer Apparat

  1. Zur Blickrichtung der Gewährleute vgl. Einleitung Kap. 3.
  2. In Rot ein silberner Schrägrechtsbalken mit diversen schwarzen Beizeichen (Blatt, Stern, Lilie), hier Schrägrechtsbalken ohne Beizeichen, Schild mit 16 Kreuzchen belegt, Farbe nicht mitgeteilt.
  3. Renkhoff, Wiesbaden im Mittelalter 85.
  4. Ebd. 204f. bezeichnet Heinrich und Siegfried als Söhne des Heinrich Franko, doch stimmt diese Geschlechterfolge nicht mit der Stammtafel bei Möller überein, vgl. Möller, Stammtafeln NF II Taf. LXIV.
  5. Vgl. Otto, Necrologium 111f.; Czysz, Klarenthal 143.
  6. Möller, Stammtafeln NF II Taf. LXIV.
  7. Vgl. Witte, Herrschaft 228 Nr. 23.
  8. In Nachlaß Habel (HHStAW 1163/836) o.S. nach Mitteilung zu Grabplatte eines Unbenannten von Lindau (wie Anm. 11) Notiz ohne Quellenangabe: Heinrich von Lindau, Viztum im Rheingau, verheiratet mit Anna von Bickenbach.
  9. Vgl. Otto, Necrologium 87 Nr. 372.
  10. Zu den von inschriftlichen Belegen abweichenden Datierungen im Klarenthaler Seelbuch vgl. Otto, Necrologium 25-30; zu Eberbach vgl. Meyer zu Ermgassen, Untersuchungen Abtsserie passim.
  11. Nachlaß Habel (HHStAW 1163/836) o.S.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 132.
  2. Otto, Clarenthaler Studien II 44 Nr. 18 (nach Helwich).
  3. Czysz, Klarenthal 350 Anm. 346 (nach Helwich).

Zitierhinweis:
DI 51, Wiesbaden, Nr. 12† (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di051mz05k0001208.