Inschriftenkatalog: Stadt Wiesbaden

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 51: Wiesbaden (2000)

Nr. 9† Wiesbaden-Klarenthal, ehem. Kloster Klarenthal 1311

Beschreibung

Grabplatte der Nonne Richardis von Nassau, ehemals im Kreuzgang („in ambitu“); 1614 wurde der Text erstmals kopial überliefert, 1632 hielt Dors die Grabplatte in Tuschezeichnung fest. Die schlichte Platte zeigte nur die auf dem Rand zwischen Linien umlaufende Grabinschrift. Kein Wappen mitgeteilt. Worttrenner sind von Dors technisch bedingt als Quadrangeln gezeichnet statt der zeitüblichen Punkte.

Nach Dors.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

Gemeinfrei [1/1]

  1. AN(N)O · D(OMI)NI · M · CCC · XI · Uo,a) · / KAL(ENDAS) · AUG(USTI) · O(BIIT) · SOROR · RICHARDIS · DE · NASSAV/WIA · G(ER)MANA · D(OMI)NI · / ADOLFI · REGIS · QUOR(UM)b) · A(N)I(M)E · REQ(U)IESCA(N)Tc) ·

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1311, am fünften Tag vor den Kalenden des August (28. Juli) starb Schwester Richardis von Nassau, Schwester des Königs Adolf, deren Seelen ruhen mögen.

Kommentar

Die Fürbitte am Textende schließt den Klostergründer und Bruder der Verstorbenen, König Adolf von Nassau, der 1298 in der Schlacht bei Göllheim gefallen war, mit ein.

Richardis war eine Tochter Graf Walrams II. von Nassau, des Begründers der Walramischen Linie der Familie, und der Gräfin Adelheid von Katzenelnbogen,1) die am 21. Februar 1288 verstarb und im Beisein des deutschen Königs Rudolf von Habsburg und des Mainzer Erzbischofs Heinrich im Mainzer Mutterkloster Reichklara bestattet wurde.2) Richardis war zunächst in dieses Mainzer Kloster eingetreten. Nach dem Tode ihres Bruders, König Adolf von Nassau, der sie und seine Tochter in seiner Gründungsurkunde von 1298 als „zwei hervorragende, kostbare, lebendige und treue Ecksteine“3) seiner Neugründung in Klarenthal bezeichnet hatte, wechselte sie gemeinsam mit jener und zwei weiteren Nonnen als erste Konventsschwestern in das neue Kloster. Dort wurde sie offenbar Vorsteherin des Konvents.4) Immerhin scheint der Kreuzgang der reguläre Bestattungsort für Äbtissinnen gewesen zu sein.5)

Textkritischer Apparat

  1. II Kremer.
  2. Nach Q kleines, hochgestelltes I; quorum Helwich.
  3. I klein und hochgestellt nach Q, Kürzungsstrich über A fehlt. Helwich setzte etc. nach REQUIESCANT wohl für den Rest der Fürbittformel, die üblicherweise IN PACE AMEN o.ä. heißt.

Anmerkungen

  1. Vgl. Europ. Stammtafeln NF I,1 Taf. 61.
  2. Zu deren Grabplatte vgl. Dors, Genealogia 84 Nr. 1 m. Abb. 14 und DI 2 (Mainz) Nr. 675.
  3. Zit. nach Czysz, Klarenthal 2.
  4. Vgl. Otto, Necrologium 78 Nr. 302 und ebd. 176f.
  5. Vgl. Einleitung Kap. 4.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 133.
  2. Dors, Genealogia fol. 8r, bearb. Hauck/Laufer 86 Nr. 2.
  3. Hagelgans, Nass. Geschlechtstafel 12, XII.
  4. Schenck, Geschicht-Beschreibung 400.
  5. St. George, Kopie 13 (nach Dors).
  6. Kremer, Origines II 457 Nr. II.
  7. Otto, Clarenthaler Studien I 176; II 45 Nr. 25.
  8. Geschichte des Klosters Clarenthal 45 Abb. 25 (Abb. nach Dors).

Zitierhinweis:
DI 51, Wiesbaden, Nr. 9† (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di051mz05k0000909.