Inschriftenkatalog: Stadt Wiesbaden

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 51: Wiesbaden (2000)

Nr. 84† Wiesbaden, ehem. Mauritiusfriedhof 1594

Beschreibung

Bibelzitat am Beinhaus auf dem Friedhof („in cemyterio ad ossorium“). 1615 kopial überliefert.

Nach Helwich.

  1. Alles Fleisch ist Hew, vnd alle seine Gute ist wie ein Blume auf dem Feldea), das Hew verdörret, die Blum verwelcket, den des Herren Geist bleset drein: Ja das Volck ist das Hew, das Hew verdörret die Blum verwölcket, aber das Wordt vnsers Gottes bleibt ewiglich. Isaiae XL1) Anno domini m d lxxxxiiii.

Kommentar

Um die Mauritiuskirche lag der von Mauern umgebene, 1248 erstmals als Tagungsstätte des Gerichts erwähnte2) Friedhof der Stadt, der bis 1553 von dem nach Wiesbaden eingepfarrten Teil Sonnenbergs mitbenutzt wurde.3) Die Michaelskapelle auf dem Kirchhof diente als Totenkapelle; in ihrem Untergeschoß befand sich ein Beinhaus. Sie war im Jahre 1330 von Betheidis, der Witwe des 1326 verstorbenen und in Kloster Eberbach im Rheingau beigesetzten Ritters Dietrich Hut von Sonnenberg4), zu ihrer beider Seelenheil errichtet worden.5) Im 15. Jahrhundert ging der Besuch der Kapelle stark zurück, so daß der Gottesdienst als Frühmesse in die nebenan gelegene Mauritiuskirche verlegt und nur noch der Michaelstag in der alten Kapelle begangen wurde.6) Das Ossarium wurde 1563 und offenbar auch noch 1594 instandgehalten, während die Michaelskapelle schon 1546 verkauft worden war.7) Bis 1573 diente der umgebende Friedhof als allgemeine Begräbnisstätte der Stadt; auf Initiative des Amtmannes Johann (Hans) Bernhard von Langeln (Nr. 81) wurde in diesem Jahr die Anlage des neuen Friedhofes an der Heidenmauer geplant, der dann ab 1690 den Mauritiusfriedhof ablöste.8)

Textkritischer Apparat

  1. Felbe Helwich, Schreibfehler.

Anmerkungen

  1. Jes 40,7-8, wörtlich Luther-Bibel.
  2. Vgl. Renkhoff, Wiesbaden im Mittelalter 88.
  3. Ebd. 178.
  4. Vgl. zu seiner Grabplatte im Kreuzgang DI 43 (Rheingau-Taunus-Kreis) Nr. 35.
  5. Roth, Geschichtsquellen I 6 Nr. 37.
  6. Müller-Werth, Geschichte 28.
  7. Renkhoff, Wiesbaden im Mittelalter 180.
  8. Buschmann, Nordfriedhof 14.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 145.
  2. Roth, Geschichte Wiesbaden 280 (nach Helwich).

Zitierhinweis:
DI 51, Wiesbaden, Nr. 84† (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di051mz05k0008403.