Inschriftenkatalog: Stadt Wiesbaden
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 51: Wiesbaden (2000)
Nr. 47† Wiesbaden, ehem. Mauritiuskirche 1511
Beschreibung
Grabplatte des Grafen Adolf III. von Nassau-Wiesbaden-Idstein, nach Dors ehemals im Chor „uf der rechten Seiten hart an dem Altar“,1) also auf der Nordseite in Nähe zu seinem Epitaph (folgende Nr.). Die Grabplatte wurde 1632 von Dors in Tuschfederzeichnung überliefert. Demzufolge befand sich im Bildfeld unter einem Kleeblattbogen, dessen Kreisbogenstücke sich astwerkartig überschneiden, die Standfigur des Verstorbenen in Richterrobe im Gebetsgestus. In den vier Ecken saßen Wappenschilde. Auf dem unteren Plattenrand stand die Jahreszahl. 1850 beim Brand der Kirche zerstört.
Nach Dors.
Schriftart(en): Kapitalis.
M · D · X I ·
Nassau-Wiesbaden-Idstein, Breda2); Nassau-Dillenburg, Baden-Sponheim3). |
Anmerkungen
- Dors fügte hinzu „vermuhtlich uf dem Grab Graf Adolfs“.
- Drei Halbmonde.
- Die Großelternwappen in der Zeichnung gegenüber der Ahnenlinie vertauscht; das war wohl auf dem Original schon der Fall, vgl. folgende Nr.
- Vgl. Einleitung Kap. 5.
- Vgl. Europ. Stammtafeln NF I,1 Taf. 62; zu ihrem verlorenen Grabmal in der Idsteiner Unionskirche vgl. DI 43 (Rheingau-Taunus-Kreis) Nr. 241.
- Renkhoff, Nass. Biographie 554 Nr. 3052; zum Reichskammergericht vgl. Diestelkamp, Reichskammergericht 7f.
- Auf dem Epitaph (folgende Nr.) ist er in Prunkrüstung dargestellt.
- Vgl. dazu DI 43 (Rheingau-Taunus-Kreis) Nr. 352.
- Goeltzer, Backoffen 2, 35-39 zu diesem Denkmal.
Nachweise
- Dors, Genealogia fol. 55v, bearb. Hauck/Laufer 151 Nr. 28 mit Abb. 53.
- St. George, Kopie 71 (nach Dors).
- Rossel, Kirchl. Alterthümer 32 (nach Dors).
- Roth, Geschichte Wiesbaden 281 (nach Dors).
- Buschmann, Nordfriedhof 150 Nr. 5, 469 (Abb. nach Dors).
Zitierhinweis:
DI 51, Wiesbaden, Nr. 47† (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di051mz05k0004709.
Kommentar
Die Jahreszahl stellt die früheste nachweisbare Verwendung der Kapitalis in Wiesbaden dar.4) Das Epitaph für den verstorbenen Grafen entstand wenig (?) später (folgende Nr.); das davon erhaltene Fragment zeigt eine sorgsam ausgehauene, an klassischen Vorbildern orientierte Kapitalis.
Der am 6. Juli 1511 verstorbene Graf wurde 1443 als Sohn Johanns II. von Nassau-Wiesbaden-Idstein und dessen Ehefrau Maria, Tochter des Grafen Engelbert I. von Nassau-Dillenburg und der Johanna von Wassenaer-Polanen, in Breda geboren.5) Adolf III. stand zunächst in kaiserlichen Diensten, seit 1500 war er erster Richter am Reichskammergericht,6) worauf seine Kleidung7) hinweist. Er verehelichte sich am 23. März 1479 mit Margaretha von Hanau-Lichtenberg (vgl. Nrr. 44, 45).
Das Denkmal zeigt in Komposition, Aufbau und Ausführung eine enge Verwandtschaft mit dem Epitaph des ebenfalls 1511 verstorbenen Frankfurter Patriziers Wigand von Heinsberg8) in der Kirche der ehemaligen Zisterzienserabtei Eberbach im Rheingau. Dieses Werk, bislang als Werk des Mainzer Bildhauers Hans Backoffen bezeichnet, wird einer unbekannten Mainzer Meisterhand zugewiesen,9) die auch Adolfs III. Grabplatte und sein Epitaph angefertigt haben dürfte.