Inschriftenkatalog: Stadt Wiesbaden

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 51: Wiesbaden (2000)

Nr. 8† Wiesbaden, Museum (vom Schützenhof) 6.Jh.?

Beschreibung

Grabstein eines Unbekannten.1) 1869 im Schützenhof aufgefunden, dann im Museum, heutiger Verbleib unbekannt. Von der Inschrift waren zwei Zeilen erhalten (A), darunter Buchstaben (B, C) späterer Zeitstellung.2) Rechte Seite neu aufgeputzt, Inschrift teilweise gestört.

Nach Abb. bei Kraus.

Maße: H. 22, B. 30 cm.

Schriftart(en): Vorkarolingische Kapitalis.

  1. A

    HIC QVIESCI[T / – – – ]ESa) · XI[III]b) ET MES[ – – – ]c)

  2. B

    FK

  3. C

    FIPR

Übersetzung:

Hier ruht (... lebte) 11/14 (Jahre/Tage) und (..) Monate.

Kommentar

Die Inschrift ist durch die Oberflächenzerstörung stark beeinträchtigt. Der Stein gehört aber aufgrund des Formularanfanges zu den übrigen in Wiesbaden aufgefundenen frühchristlichen Grabsteinen, obwohl hier die Inschrift nicht am linken Rand beginnt und kein Christogramm mit Tauben und apokalyptischen Buchstaben vorhanden ist. Ungewöhnlich ist die von Kekulé vorgetragene Lesung, mit einer Tagesangabe statt der Nennung von Jahren vor der Monatsangabe. Denkbar wäre also ein Deklinationsfehler ANNES.3) Die Schriftformen unterscheiden sich von den übrigen Wiesbadener Steinen vor allem durch das unziale E, das in Gallien in einer datierten Inschrift vom Jahre 527 erstmals belegt ist.4)

Textkritischer Apparat

  1. IN PACE (...) QVI VIXIT DIES Kekulé.
  2. Kurze untere Schaftenden von Kraus als römische Zahlzeichen gedeutet, in Trier vielfach belegbar, vgl. Recueil I u.a. Nrr. 63, 65, 108.
  3. MES[ES] Kekulé für MENSES, [ANN]ES Becker für ANNIS.

Anmerkungen

  1. Keine Inv.-Nr. bekannt.
  2. So auch Becker; dagegen war Kekulé von einer Zeitstellung vor der Grabinschrift überzeugt. Aufgrund des mangelhaften paläographischen Befundes läßt sich eine eindeutige Datierung nicht gewinnen, die großen Buchstaben dürften aber neuzeitlich sein.
  3. In dieser Form allerdings nicht belegt etwa in Recueil I 608.
  4. Vgl. Le Blant, Inscriptions chrétiennes II Nr. 613a, s. auch Recueil I Nr. 207.

Nachweise

  1. Kekulé, Christl. Inschrift 364.
  2. Becker, Die altchristl. Inschriften 182 Nr. 6.
  3. Kraus, Christl. Inschriften I 28 Nr. 49, Taf. VI 7.
  4. Le Blant, Nouveau Recueil Nr. 49.
  5. CIL XIII Nr. 7605/06.

Zitierhinweis:
DI 51, Wiesbaden, Nr. 8† (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di051mz05k0000809.