Inschriftenkatalog: Stadt Trier II

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 71: Stadt Trier II (2012)

Nr. 498 Trier-Eitelsbach, Duisburger Hof 1 1570, 1571

Beschreibung

Wappenstein mit Bauzahlen und Name als Bauinschrift am Treppenturm des südwestlichen Wohnturms, auf der Nordseite. Über der größtenteils vermauerten Toreinfahrt hängt der Wappenstein aus hellem Sandstein in Form einer Ädikula mit syrischem Architrav, ein Vollwappen umschließend; das Ganze wird von einem stark verwitterten Puttenkopf bekrönt. Auf den waagerechten Teilen des Architravs steht das Baudatum, im nach unten ausgebuchteten Sockel zweizeilig gestaffelt der Name (A). Die Oberfläche ist stark angewittert, der Beginn von (A) ausgebrochen. In den Fenstergewänden über dem Relief steht ein weiteres, teilweise neu geschriebenes Baudatum (B), nur die Zahl ist im Fenster der Westseite wiederholt (C). Die Schrift ist teilweise mit schwarzer Farbe ausgelegt, die Kerbe halbrund. Die Form der Worttrenner ist nicht erkennbar.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Rüdiger Fuchs) [1/3]

  1. A

    [A]NNO DOMI[NI // M] · D · LXX // HVGO A SCHONENBVRGK DHOM/SENGERa)

  2. B

    [ANNOa) DOMINI]b) // 1571

  3. C

    1571

Wappen:
Schönenberg.1)

Kommentar

Der südwestliche Wohnturm stammt im Kern aus dem 14. Jahrhundert und gehörte ursprünglich der Familie Scholer; nach diversen Verkäufen gelangte er in die Hände des Domkapitels, das ihn am 6. September 1568 an Hugo von Schönenberg verkaufte, was auch 1569 in einer Visitation aktenkundig wurde.2) Hugo, seinerzeit Domkantor (Nr. 538), ließ den Bau, vor allem die Fenster im zweiten und dritten Geschoß, 1570/71 modernisieren. Nicht lange danach baute er auch am nordwestlichen Trakt (Nr. 506), einer seiner Brüder den Treppenturm am südwestlichen Trakt (Nr. 544) des Hofes.3)

Die Schriftformen, insbesondere die unter die Grundlinie gezogenen Schlingen und Schleifen, weisen auf die Werkstatt Hans Ruprecht Hoffmanns d. A.,4) der mit dem Bauherrn offenbar in enger Beziehung stand, weil der 1576 die Patenschaft für Hoffmanns Sohn Hugo übernahm.5)

Textkritischer Apparat

  1. Danach Rankenornament.
  2. Das Ganze wurde offenbar in Minuskel und Fraktur im 19. Jh. nachgefügt, wahrscheinlich nicht nur erneuert.

Anmerkungen

  1. Schönenberg/Schönenburg (vor dem Sane): In Schwarz 3 silberne (Anker)kreuze; Helmzier: ein auf dem Stulp mit einem silbernen Kreuz (hier mit drei silbernen Kreuzen) belegter Turnierhut, oben mit einer hahnenfederbesteckten silbernen Kugel besetzt.
  2. Datierung des Turms nach Wackenroder in Kdm. Trier Landkreis, auch folgende Anm., zur Visitation vgl. Groß 86; mehr zur Besitzgeschichte bei Gall, Geschichte des Duisburger Hofes 117–121.
  3. Zur Baugeschichte und zur Renovierung und Umnutzung nach 1991/92 vgl. Trouet 197 ff. und Nicolay passim.
  4. Zur Schrift vgl. Einleitung Kap. 5.5 und Fuchs, Hoffmann.
  5. Vgl. Balke, Hoffmann 96, vgl. auch Familienbuch Trier-St. Gangolf, Nr. 3034, 3 zum 7. Februar 1576.

Nachweise

  1. Dehio Rheinland-Pfalz 885 (erw.).
  2. Groß, Duisburg 86 f.
  3. Trouet, Kartäuser und Duisburger Hof 199 (B, C).
  4. Nicolay, Alte Mauern 18 (A, B) m. Abb. 10, 12.
  5. Weber, Stadt Trier 260 (erw.) m. Abb. 639.

Zitierhinweis:
DI 71, Stadt Trier II, Nr. 498 (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di071mz11k0049806.