Inschriftenkatalog: Stadt Jena

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 33: Stadt Jena (1992)

Nr. 86† Stadtkirche St. Michaelis 1571

Beschreibung

Epitaph des Christoph Gruber, mit der Darstellung des Jüngsten Gerichtes;1) im 17. Jh. an einem der südlichen Pfeiler.2)

Nach Beier.

  1. Nobili Adolescenti Christophoro Gruber a Sem,a) Bavaro, omnium bonarum artium, linguarum ac virtutum studiosissimo, Generosi D(omi)ni Georgii Gruberi a Sem, nobilitate generis et virtute p(rae)stantis(simi) viri Filio, Vita in academia Jenensi pie et feliciter in vera agnitione et confessione Filii dei domini nostri Jesu defuncto, die S(acro)S(anctae) Trinitatis festo, 4. Idus Jun(ii) Anno ab orbe et servitute inferorum liberato MDLXXI. moestissima mater Catharina nobili genere de Teubecciab) Bavara Unicus frater Joannes et sorores duae Barbara et Sophia carissimo Filio et Fratri hoc monumentum posuêrunt.

    Sum Domini vivens vitâ comitante sup(er)stes,omnia q(uae) potero ferre p(er)icla feram.Sum Domini moriens, Domini post funera vitaesedul(us) absortâ morte minister ero.c)

Übersetzung:

Für den adligen Jüngling Christoph Gruber zu Sempt aus Bayern, der um alle guten Wissenschaften, Sprachen und Tugenden eifrigst bemüht war, für den Sohn des edlen Herrn Georg Gruber zu Sempt, eines an Adel des Geschlechtes und an Tugend herausragenden Mannes, der an der Jenaer Universität fromm und glücklich in der wahren Erkenntnis und Bekennung des Sohnes Gottes, unseres Herrn Jesus, am Fest der hochheiligen Dreieinigkeit, am 10. Juni im Jahre nach der Befreiung der Welt und der Knechtschaft der Hölle 1571 aus dem Leben geschieden ist, haben die tieftraurige Mutter Catharina aus dem adligen bayrischen Geschlecht von Teubeck, der einzige Bruder Johann und die beiden Schwestern Barbara und Sophia ihrem teuersten Sohn und Bruder dieses Denkmal gesetzt. – Ich gehöre im Leben zum Herrn; wenn er mich im Leben geleitet, werde ich, solange ich lebe, alle Gefahren, die ich ertragen kann, ertragen. Ich gehöre im Tode zum Herrn; nach dem Ende des Lebens werde ich, da der Tod verschlungen worden ist, des Herren eifrigster Diener sein.

Kommentar

Christoph Gruber zu Sempt/Oberbayern3) wurde im FS 1571 an der Jenaer Universität immatrikuliert,4) ist aber bald darauf, am Sonntag Trinitatis (Sonntag nach Pfingsten) gestorben. Die Distichen finden sich wörtlich auf einem Epitaph (E. 16. Jh.) in der Stadtkirche St. Margarethae in Kahla wieder.5)

Textkritischer Apparat

  1. Asam Beier; vgl. aber den Eintrag in der Matrikel. Ob Zänndt?
  2. Tenbeck Beier 1681.
  3. zwei elegische Distichen.

Anmerkungen

  1. Beier, q. 15, 575: „in huius tabula mortuorum resurrectio, et coram Iudice Jesu Christo in iudicio extremo apparitio habet depicta artificiose.
  2. Beier 1681, 277 (an MitternachtsPfeilern).
  3. Vgl. Matrikel Jena, 1, 523.
  4. Matrikel Jena, 1, 131: Christophorus Gruber zum Sem, Bavarus.
  5. Vgl. Nr. 83.

Nachweise

  1. Beier, q. 15, 574–575.
  2. Koch 1931a, 85.
  3. Vgl. Beier 1681, 277.

Zitierhinweis:
DI 33, Stadt Jena, Nr. 86† (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di033b005k0008603.