Einleitung

Angesichts der immensen Anzahl an mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Inschriften in Deutschland ist es arbeitsökonomisch notwendig, aus diesem reichen Quellenmaterial eine repräsentative und sachlich begründete Auswahl an Beständen zu treffen, auf die sich das Forschungsvorhaben Die Deutschen Inschriften in der Projektphase von 2016 bis 2030 konzentriert. Die aktualisierte Gesamtkonzeption spiegelt sich in sieben Themenbrücken, die hier näher beleuchtet werden. Dabei wurden die unterschiedlichen, geographisch und historisch bedingten Schwerpunkte der neun Arbeitsstellen berücksichtigt, um die Fülle und Diversität der einzelnen Inschriftenbestände zu zeigen. Die Bearbeitung von Hansestädten beispielsweise erfolgt vor allem in der Arbeitsstelle Greifswald; gleichzeitig lassen sich aber auch Beziehungen zu Städten der Binnenhanse in anderen Landesteilen erkennen. Verbindende Elemente zeichnen sich ferner bei übergreifenden Sachverhalten ab, die in den Untersuchungsräumen der meisten Arbeitsstellen in Erscheinung treten, z.B. bei den epigraphischen Zeugnissen aus Bischofsstädten, Klöstern und Residenzen. Die nachfolgende Präsentation der genannten Themenbrücken soll mithin die spezifischen Inschriftenfunde aus den einzelnen Forschungsstellen in einer Synopse zusammenführen und so neue Wege für vergleichende Untersuchungen eröffnen.

Die umrissene Zielstellung resultiert aus dem Selbstverständnis des Unternehmens Die Deutschen Inschriften, das seine wichtigste Aufgabe in der Edition und Aufbereitung epigraphischer Quellen für langfristig relevante Forschungsfragen sieht. Deshalb fanden bei der Auswahl der Bestände auch die Intentionen hochrangiger Forschungsprojekte Berücksichtigung, die gegenwärtig an verschiedenen wissenschaftlichen Einrichtungen angesiedelt sind oder erst kürzlich abgeschlossen wurden. Dies gilt z.B. für die Bearbeitung frühchristlicher Inschriften, wodurch die Verbindung zur antiken Epigraphik (Corpus Inscriptionum Latinarum) hergestellt und die traditionelle Epochengrenze überschritten wird. Für die Themenbrücke Klosterlandschaften besteht bereits eine Kooperation mit der Germania Sacra, während die Themenbrücken Patrizische Urbanität/Reichsstädte, Residenzen und Universitätsstädte an Projekte wie den Mühlhäuser Arbeitskreis für Reichsstadtgeschichte sowie an die Akademie-Projekte Residenzstädte im Alten Reich (1300–1800) und Repertorium Academicum Germanicum anknüpfen können.

Mit der neuen Gesamtkonzeption setzt das interakademische DI-Unternehmen die kontinuierliche Bereitstellung strukturierter und vergleichbarer Daten fort, fokussiert sich aber stärker als bisher auf repräsentative Inschriftenbestände. Die auf diesem Wege gewonnenen Ergebnisse zeichnen sich durch eine höhere Forschungsrelevanz aus und werden so viele der von den historischen und philologischen Nachbardisziplinen an die Epigraphik herangetragenen Fragen präziser beantworten können.