Inschrift im Fokus

Rhein-Hunsrück-Kreis: Grabplatte mit deutschsprachiger Inschrift

Obwohl die Platte stark abgetreten ist und die Wappenbilder in den Ecken unkenntlich sind, können die ersten Zeilen der Inschrift in deutscher Sprache sicher gelesen werden. Auch das Eheallianzwappen über dem Feld kann als deren von Lieser identifiziert werden. Sicher lässt sich aber nur sagen, dass der Verstorbene ein Angehöriger dieses Geschlechts war. Es handelt sich bei der Grabplatte um die einzigen deutschsprachige Adelsgrabplatte in Boppard-Hirzenach.

Sie ist heute an der Wand des nördlichen Seitenschiffes der kath. Pfarrkirche St. Bartholomäus aufgehängt:

DI 60: Rhein-Hunsrück-Kreis I (2004)

Nr. 369 Boppard-Hirzenach, Kath. Pfarrkirche St. Bartholomäus

Beschreibung

Grabplatte eines Adeligen aus der Familie von Lieser, an der Wand des nördlichen Seitenschiffs der ehemaligen Propsteikirche befestigt. Große Platte aus rotem Sandstein, im Feld Tafel mit mindestens achtzeiliger Inschrift, darüber Eheallianzwappen in einem Schild, in den vier Ecken je ein Wappen im Kranz. Sehr stark abgetreten, daher nur noch die ersten zwei Zeilen der Inschrift sicher lesbar, Wappenbilder nahezu unkenntlich.

Maße: H. 192, B. 86, Bu. 3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. ANNO · 16 · 39 DEN · 30 · SEPTEMBR=/IS · IST · IN · GOTT · VERSCHIEDEN · / D[- - -]EL GE[- - -]DTa) · / C[- - -]GA][- - -] / V[- - -] / L[IC- - -] / GO[- - -] AE[- - -]

Wappen:
Lieser1)
unkenntlichunkenntlich
unkenntlichunkenntlich

Kommentar

Als Worttrenner der schlanken, mit ausgeprägten dreiecksförmigen Serifen gestalteten Kapitalis dienen kleine Dreiecke.

Die von Kdm. unter Vorbehalt vorgeschlagene Identifizierung als Grabplatte des Johann Georg von Lieser (Lysur) ist abzulehnen, da dieser noch bis 1654 als Propst der Zelle Hirzenach nachzuweisen ist und seine Grabplatte mittlerweile identifiziert werden konnte2). Mit dieser stimmen das Arrangement und das Hauptwappenbild überein, daher dürfte es sich bei dem Verstorbenen um einen Familienangehörigen des Propstes handeln. Zudem läßt sich nur so die Existenz der einzigen deutschsprachigen Adelsgrabplatte in Hirzenach erklären.

Textkritischer Apparat

  1. Die Zeile dürfte mit DER EDEL GESTRENG VNDT zu ergänzen sein.

Anmerkungen

  1. Quadriert: 1. Lieser (ein Hängeärmel, als Helmzier zwei Pfauenstöße im Hut), 2. unbekannt (ein Löwe), 3. unkenntlich, 4. unkenntlich.
  2. Vgl. zu ihm Nr. 394.

Nachweise

  1. Kdm. Rhein-Hunsrück 2.1, 854.

Zitierhinweis:
DI 60, Rhein-Hunsrück-Kreis I, Nr. 369 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di060mz08k0036901.