Die Inschriften der Stadt Stralsund

8. Nicht aufgenommene Inschriften

Die Sammleraktivitäten des Grafen Axel von Löwen (1686–1772), des Friedrich von Hagenow (1797–1865) und des Erik von Schmiterlöw (1882–1964) waren umfassend und hatten keinen Stralsunder Schwerpunkt. Maßgeblich für die Aufnahme eines Gegenstandes in den Inschriftenkatalog ist jedoch, dass dieser sich mit einiger Wahrscheinlichkeit spätestens im Jahr 1650 in Stralsund befunden hat. Daher wurden Objekte aus den Sammlungen Löwen, Schmiterlöw und Hagenow, die sich im Pommerschen Landesmuseum (Greifswald) und im Stralsund Museum befinden, nicht bearbeitet.

Dominikanerkloster St. Katharinen(?)

Retabel, vierflügelig, mit gemalten Szenen der Katharinenlegende, in der Dorfkirche Middelhagen (Insel Rügen, Ldkr. Vorpommern-Rügen), 3. Viertel 15. Jh. Dieses Retabel stammt vielleicht aus dem Stralsunder Dominikanerkloster, wurde aber bereits im Kontext der Inschriften des ehem. Landkreises Rügen bearbeitet; vgl. dazu DI 55 (Rügen), Nr. 41; ergänzend dazu auch die Einleitung des vorliegenden Bandes, Kap. 6, Exkurs ‚Niederdeutsch im Kloster?‘.

St. Nikolai

– Spruchbänder von sechs gemalten Heiligenfiguren mit Majuskel-Schriftresten, die keine Lesung mehr erlauben, im Chorbereich (Obergaden); vgl. Huyer, Nikolaikirche, Abb. 107.3, 107.4; Weitzel, St. Nikolai, S. 60 Abb. 4.

– Epitaph für Jonas Staude († 1593): Das nicht erhaltene Epitaph wurde erst im Jahr 1669 angefertigt; vgl. dazu Kat.-Nr. 210, Anm. 5.

– Wappengalerie im Obergaden des nördlichen und südlichen Seitenschiffs mit zahlreichen Namensinitialen und -beischriften städtischer Amtsträger. Es gibt keine Hinweise darauf und erscheint auch aus paläografischen Gründen unwahrscheinlich, dass die in Versalschrift ausgeführten Inschriften vor 1650 entstanden. Wahrscheinlich geschah dies frühestens im Zuge der Erneuerung der Wappentafeln 1704/1705 (vgl. dazu PfA St. Nikolai, R 79, Bau-Register 1688–1710, S. 434–438; zu einer Instandsetzung der Wappengalerie im Jahr 1857 vgl. Haselberg, Stadtkreis Stralsund, S. 520).

Stralsund Museum

– Tunicella (Inv.-Nr. 1862:0022) und Dalmatik (Abegg-Stiftung, Riggisberg, Schweiz, Inv.-Nr. 152; ehem. Provinzialmuseum Neuvorpommern-Rügen, Inv.-Nr. U2), beide aus dem Besitz des Stralsunder Priesterkalands.

Für die Ärmel der Gewänder wurde ein gewebter Seidenstoff verwendet, der einen Rapport mit einem heraldischen Leoparden und einem Schriftband in gotischer Majuskel zeigt. Weil mittels Webtechnik entstanden erfüllt das Schriftband nicht das für die Aufnahme in den Inschriftenkatalog erforderliche Kriterium der individuellen, einmaligen Anfertigung; dennoch seien hier einige Hinweise gegeben. Die Tunicella, seit 1862 im Museum, wurde 2008 ausführlich beschrieben (Fircks, Gewänder, Nr. 4, S. 100–121). Die Dalmatik, zunächst ebenfalls im Museum, 1931 an Werner Abegg verkauft, wurde zuletzt 2011 behandelt (Otavský, Textilien 2, Nr. 102, S. 264–273; auch Fircks, Gewänder, Nr. 4a, S. 122–125; Stolleis, Messgewänder, Nr. 10, S. 70f.). Für die Entstehung des vermutlich spanischen Leopardenstoffs und der daraus gefertigten Gewänder werden Datierungen zwischen dem 14. und dem Beginn des 15. Jh. genannt (vgl. Stolleis, Messgewänder, S. 70; Fircks, Gewänder, S. 101, 121; Otavský, Textilien 2, S. 268). Weder die in der Literatur gebotenen unterschiedlichen Lesungen bzw. Deutungen des Schriftbandes, wohl als Devise zu verstehen, noch der mit bloßem Auge erkennbare Buchstabenbefund AMOR • MERCE • DAMA lassen eine philologisch befriedigende Deutung oder Übersetzung zu. Vgl. Fircks, Gewänder, S. 108, AMOR MERET DAM(N)A, weitere Ausführungen ebd., S. 110 Anm. 26; Otavský, Textilien 2, S. 268, ‚amor meret damnum‘.

– Kasel (Inv.-Nr. 1862:0019), aus dem Besitz des Stralsunder Priesterkalands. Der auf dem Vorder- und Rückenstab in gotischer Minuskel mehrfach eingewebte Titulus ihesus erfüllt nicht das für die Aufnahme in den Inschriftenkatalog erforderliche Kriterium der individuellen, einmaligen Anfertigung. Vgl. Fircks, Gewänder, Nr. 7, S. 148–155.

Zitationshinweis:

DI 102, Stralsund, Einleitung, 8. Nicht aufgenommene Inschriften (Christine Magin), in: inschriften.net, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0238-di102g018e009.