Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 67: Stadt Passau (2006)
Nr. 929 Oberhausmuseum 15. Jh. – 17. Jh.
Beschreibung
Sgraffiti, an den Wänden und am Gewölbe der Türmerstube im Torturm. Mit Rötelkreide gezeichnet. Neben den aufgelisteten Inschriften finden sich hier noch zahlreiche weitere Wort- und Buchstabenreste, die aber unleserlich sind.
Textkritischer Apparat
- Darunter Musiknoten.
- Fett gezeichnet; davor Schlaufenornament.
- Bis auf A Rest gekritzelt; darunter noch weitere gezeichnete Bogenlinien einer weiteren Schriftzeile sichtbar.
- Davor eine gezeichnete Sonne.
- Zeile durch einen gezeichneten Halbmond mit Gesicht in Seitenansicht getrennt.
- Zwischen den Zeilen ein eingeritzer Wappenschild.
- Text durch eine eingeritzte Raute unterbrochen.
- Text durch einfache Linie eingerahmt.
- Am Ende der Zeile ein x-förmiges Zeichen.
- Durch einen senkrechten Strich vom vorhergehenden Teil der Zeile abgetrennt.
- 6 über der Zeile; davor keine Wortabstände erkennbar, Bedeutung der lesbaren Buchstabenfolge unklar.
Anmerkungen
- Zu Schrexeisen vgl. auch Nr. 398†.
- Die Inschrift G mit der gezeichneten Sonne muss auf jeden Fall vor der darüber eingeritzten Inschrift H entstanden sein, also vor 1558/158.
- Ein doppelter Schräglinksbalken.
Nachweise
- Schäffer, Oberhaus 6.
Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 929 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0092900.
I. An der Westwand südlich der Tür.
A. Schreibschrift, 1565
[.] Weiman / [– – –] / . 1 . 5 . 65 . a)
II. An der Westwand über der Tür.
B. Gotische Minuskel, Gotische Kursive, 15./16. Jh.
Ihesusb) [– – –] Abraham [– – –c)
III. An der Westwand nördlich der Tür.
C. Gotico-Antiqua, 16. Jh.
– – –]ged[– – –
D. Kapitalis, 16. Jh.
– – –]AV[– – – SCHR]EXEISN1)
IV. An der Nordwand westlich des Wandvorsprungs.
E. Minuskel, 16. Jh.
– – –]bus Fr[– – –
V. An der Nordwand am Wandvorsprung.
F. Minuskel, 16. Jh.
– – –]Wolf[– – –
G. Minuskel, 15./16. Jh.2)
N[..]d) Luna //e) per noctem
H. Minuskel, auf der gezeichneten Sonne eingeritzt, 1558?/158.?
– – –]eus Adivṭor et liberator sis eorum / G[.]a [– – –] p̣urgatorio clericorum / veritas odium [– – –] paṛụṃ / 5 //f) 8 / Christophorus //g) promeṛ(us) J[– – –] / veritatis causa //g) 23 die mensis [Julij / – – –] usque die 26 //g) [eiu]sdem mensis Julij
Übersetzung:
… sei ihr Helfer und Befreier, … im Fegefeuer der Kleriker, die Wahrheit Hass nicht genug ... 58 Christoph Promer, J… der Wahrheit wegen [vom] 23 Tag des Monats Juli … bis zum 26. desselben Monats Juli
I. Humanistische Schrift, 16. Jh.
Hic sedebat [in]clus(us) / Albert[us] Stainin/ger, s[– – –]erit / Lingua[– – –] / [.] . 5 . [– – –] / CVI F[– – –h)
Übersetzung:
Hier saß Albert Staininger eingeschlossen ...
K. Kursive, 16. Jh.
– – –] Goth[– – –i)/– – –] / 1585 / 16[..]
VI. An der Nordwand östlich des Wandvorsprungs.
L. Gotische Kursive, 15. Jh.
– – –] haslp[..]h [– – –
VII. An der Ostwand südlich des Fensters.
M. Schreibschrift, Kapitalis, 17. Jh.
– – –]653 Jug[.....]is Sum[– – –/– – –]TERE ET ABSTINE [– – –/– – –]fosha[– – –] AMBROSIVSk) [– – –/– – –]stetten / [– – –] DEN[.]RS ENDT[.]VANERESS 6l) [– – –/– – –] KRVNBER[– – –
VIII. An der Südwand, Fensterlaibung.
N. Gotische Minuskel, in Konturschrift eingeritzt, 15. Jh.
– – –]re[– – –/– – –]s [– – –
IX. An der Südwand westlich des Fensters am Deckengewölbe.
O. Kursive, 16. Jh.
Ambrosi(us)
Kommentar
Die verschiedenen Schriftarten, die in den Sgraffiti auftreten, sind teils eher schwer einzuordnen. Sie weisen häufig handschriftlichen Charakter auf. In vielen Fällen sind noch gotische Elemente erkennbar. Auf Grund des schlechten Erhaltungszustandes der meisten dieser Inschriften lässt sich jedoch keine genauere Schriftanalyse vornehmen.
Die Inschriften wurden schon anlässlich der Renovierung und Sanierung des Torbaues entdeckt. Der Turm war ursprünglich zur Hof-(Südwest-)seite hin offen und wurde erst unter Fürstbischof Urban von Trenbach (1561–1598) zugemauert und mit Zwischengewölben versehen. Seither besteht die Stube als Wohnung des Türmers, die sich vorher im Erkertürmchen auf der westlichen Ringmauer befand. Die älteren der Inschriften stammen also aus den ersten Jahren der Stube. Neben Worten finden sich an zwei Stellen auch Notenlinien (I, II) mit Noten, die wohl ein Bläsersignal schriftlich festhalten.