Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 903† ehem. Propstei-und Wallfahrtsk. St. Salvator? 1657

Beschreibung

Grabschrift (I) und Grabgedicht (II) für den Oberst Johann von und zum Jungen und seine Ehefrau Elisabeth, geb. von Wachenheim, mit Wappennennungen1).

Text nach Clm 1302.

  1. I.

    Hier ligt begraben der wohlgebohrne herr herr von vnnd zum Jungen der lezte seines nahmen- vnnd stammens römisch kayserlicher mayestäten Ferdinandi 2di et 3tij oberrister yber 1000 Curasier Reutterey, Leopoldi Wilhelmi erzherzogen zu Öesterreich cammerer vnnd landt Jegermeister zu Passau commandant auf dem Oberhaus vnnd landtrichtern der Abbtey gebohren anno 1500. den 15ten Merzen, starb anno 1601. den 20isten Merzen, und item die wohlgebohrne frau Elisabeth Freyfrau von vnnd zum Jungen gebohrne von Wachenhaimb ehegemahlin 16.. des Monnaths Gott sey beyden gnadig vnnd barmherzig Amen.

  2. II.

    Jung und auch alt mir vor dem Feindt,allenthalben gar oft weck geschossen seyndt,biß der Todt auf mich gezillt,da war ganz jung vnnd alt verhüllt,Jetzt Rueht Johann in Gott vnnd Frid,Sambt mir von jung ganz schlecht abschid,Requescat in Pace amen.

Versmaß: Deutsche Reimverse (II).

Kommentar

Der Standort St. Salvator ist nicht sicher, da in Clm 1302 keine Standortangabe erfolgt, offensichtlich aber ab p. 109 Inschriften aus St. Salvator aufgeführt werden – die erste dort genannte Abschrift enthält die Bauinschrift Ulrichs von Nußdorf zum Bau von St. Salvator (vgl. Nr. 203†). Erst auf p. 117 folgt eine neue Zwischenüberschrift Ad S(anc)tum Severinum.

Bereits StBP Hist. eccl. 130 VII gr weist darauf hin, dass die Jahreszahlen in der Abschrift nicht stimmen können. Als Indiz dienen die Regierungszeiten der beiden in der Inschrift genannten Kaiser, nämlich Ferdinand II. (1619–1637) und Ferdinand III. (1636/1637–1657), und des ebenso genannten Passauer Fürstbischofs Leopold Wilhelm (1625–1662). Der Kommentar in StBP Hist. eccl. 130 VII gr identifiziert die verstorbene Person als Johann Gottfried von Jung und nimmt als Geburtsjahr 1590 oder 1599 an. Jung ist als Kommandant des Oberhauses von 1643 bis 1657 belegt2); StBP Hist. eccl. 130 VII gr nennt 1657 auch als Sterbejahr. Deshalb erfolgt die Einordnung der Inschrift zu diesem Datum.

Anmerkungen

  1. Clm 1302 überliefert die Namen der Wappenführer und Wappen in der Reihenfolge der Ahnenprobe:
    Zentralwappen: v(on) und zum jungen wachenhaim
    v(on) u(nd) zum Jungen v(on) Stein
    Vlner v(on) Pürg    v(on) Nassanu
    von Wemingen     v(on) Schöneckh
    v(on) Sternperg    v(on) Lizerad
    Häckl v(on) Stincketal  v(on) braitbach.
  2. StBP Hist. eccl. 130 VII gr zitiert aus denkschrift über die Veste Ober- & Niderhaus von Demetrius Weidner, Oberlieut. & Platzgenieoffizier, Passau 1867.

Nachweise

  1. Clm 1302, p. 114–115; ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151, Nr. 108 (zitiert nach Clm 1302); StBP Hist. eccl. 130 VII gr, Nr. 108 (zitiert nach Clm 1302).

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 903† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0090302.