Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 124 Domhof, Ortenburgkapelle 1431

Beschreibung

Grabplatte für den Kanoniker Achaz von Tyerna, an der Nordwand. Rotmarmor. Im unteren Drittel der Platte Wappenrelief in spitz verkröpftem Dreipass. Schrift umlaufend nach innen gerichtet zwischen vertieften Linien. Rechte untere Ecke mit Textverlust beschädigt. Standort 1771 in der Andreaskapelle, 1960 an der Südwand des Domkreuzgangs östlich des Domportals, seit 1972 am heutigen Platz.

Maße: H. 246 cm, B. 125 cm, Bu. 13 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. + Annoa) · d(omi)ni · Mo · cccco · xxxo · io · / In · die · sancti · Marci · p(a)pe · Obiit · venerabilis · vir · d(omi)n[us · / Ac]hacius · de · Tyerna · Canoni/cus · eccl(es)ie · pat(aviensis) · cui(us) · a(n)i(m)a · requiescat · in · paceb) ·

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1431, am Tage des Hl. Papstes Markus, starb der ehrwürdige Mann, Herr Achaz von Tyerna, Kanoniker der Passauer Kirche. Seine Seele ruhe in Frieden.

Datum: 1431 Oktober 07.

Wappen:
Tyerna1).

Kommentar

Zur Schrift vgl. Einleitungskapitel S. XLIII.

Achaz von Tyerna entstammt der niederösterreichischen Ritterfamilie der Tirna (auch Tierna, Tyrna)2), die im 14. Jahrhundert auch in der Wiener Bürgerschaft und am Herzogshof Ämter inne hatte. Nach den genealogischen Quellen war Friedrich (II.) von Tirna der Vater des Achaz3). Er und sein Bruder Georg (I.) waren die letzten Vertreter dieses Zweiges der Familie der Tirna4). Achaz ist bereits 1417 nachgewiesen. Er war Cellerar und Pfarrer in St. Stephan am Wagram5).

Textkritischer Apparat

  1. Kreuz schräggestellt.
  2. Worttrenner in Form eines Quadrangels auf der Zeilenmitte.

Anmerkungen

  1. NÖ2 364f.
  2. Zur Familiengeschichte vgl. NÖ2 364f. und Sailer, Ratsbürger 249–263, 502 (Stammtafel).
  3. Anders Krick, Domstift 43 Anm. 3, der Achaz zum Sohn des bedeutenderen älteren Bruder des Friedrich (II.), des Wiener Stadtrichters (1346), Bürgermeisters (1362–64), Münzmeisters (1354–72 und 1377–78) sowie Hubmeisters in Österreich (1356–88) und Hofmeisters Herzog Rudolfs IV., Hans (I). von Tirna, macht. Falsch auch Erhard, Topographie I,1 192, der die Tirna mit Thyrnau bei Passau in Verbindung bringt. Der von Krick, Domstift 43 Anm. 3, erwähnte Heinrich von Tyerna, der laut Krick 1371 als clericus pataviensis und notarius publicus nachgewiesen ist, ist unter den Wiener Tirna nicht belegbar.
  4. Frau Dr. Renate Kohn, Institut für Mittelalterforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Arbeitsstelle Inschriften, sei an dieser Stelle für zahlreiche Auskünfte und Hinweise zu den Wiener Tirna gedankt.
  5. Kirchberg am Wagram, Pol. Bez. Tulln/NÖ, Pfk. St. Stefan. Bei Eiselt, Kirchberg nicht blelegt

Nachweise

  1. SASR HV NL Wimmer 14b; ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 221; BZAR Gen. 1279, Heft 1 p. 12; ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151, Nr. 329; StBP Hist. eccl. 130 VII gr, Nr. 329; Erhard, Topographie I,1 193; Kdm Passau 163; Krick, Domstift 244, 256 Nr. 54; Krick, Stammtafeln 420 Nr. 190; Fuchs, Standorte 326 Nr. 5.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 124 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0012409.