Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 71 Privathaus 1367

Beschreibung

Fragmente der Grabplatte für den Bürger Ulrich Sockinger, im Hausflur, heute in zwei Gruppen zusammengefasst eingebaut. Rotmarmor. Im unteren Teil der Platte Wappen in Ritzzeichnung. Schrift umlaufend nach innen gerichtet. Standort ursprünglich wohl auf dem oberen Friedhof bei St. Paul, wo sich wahrscheinlich Ulrichs Grabstätte befand, um 1811 in den Garten des Gerhardinger Schlößchens in Passau, Ortsteil Hacklberg versetzt (damals noch vollständig), nach 1900 an den heutigen Platz transferiert.

Text ergänzt nach Erhard, Topographie.

Maße: H. 74 cm, B. 105 cm (Fragment 1), H. 74 cm, B. 95 cm (Fragment 2), Bu. 9 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

  1. [ANNO DOMINI MCCCLXVII / U]LRICUSa) · SOKK//INGAERb) · CIV/JS · PATAUIENS(IS) / · OBIJTc) · IN DI//Ed) · B(EA)TI · BARTHOL[OMEI– – –e)

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1367 starb Ulrich Sockinger, Bürger zu Passau, am Tag des Hl. Bartholomäus .

Datum: 1367 August 24.

Wappen:
unbekannt1).

Kommentar

Zur Schrift vgl. Einleitungskapitel S. XXXVII.

Ulrich Sockinger war bereits 1319 Stadtrichter2). Am 29. Oktober 1332 stiftete er die Corpus-Christi-Kapelle3) und dotierte sie mit 5 Pfund Passauer Pfennig. 1340 war er Schlichter im Streit zwischen den Vierherren von St. Maria zu Niedernburg und dem Kloster wegen der Ausbezahlung der Pfründen4). Er wird im Nekrolog des Klosters Fürstenzell angeführt5).

Textkritischer Apparat

  1. U spiegelverkehrt.
  2. Ende des Fragments 1.
  3. J spiegelverkehrt.
  4. Ende des Fragments 2; Fortsetzung der Inschrift auf Fragment 1.
  5. Worttrenner in Form eines Punktes auf der Zeilenmitte.

Anmerkungen

  1. Drei Schuhe (Socken) 2:1 gestellt. So auch auf dem Stadtrichtersiegel von 1322, vgl. Schmid, Illustrierte Geschichte 75.
  2. Vgl. Loibl, Passaus Patrizier 96. Zu seinem Siegel vgl. Schmid, Illustrierte Geschichte 75.
  3. Am Domkreuzgang zwischen dem Nordturm und dem Westflügel. Die Kapelle wurde nach 1805 profaniert. Vgl. Krick, Seelsorgevorstände 53.
  4. Erhard, Geschichte II, 120, Mon. Boic. 29, 2, 304.
  5. MGH Necrologia Germaniae IV, 119, das Nekrolog kennt außerdem noch eine am 29. Mai 1330 verstorbene Gerdrud filia Sokingeri, vielleicht eine Tochter des Ulrich.

Nachweise

  1. Erhard, Topographie I,2 26.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 71 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0007100.