Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 60† Dom St. Stephan 1362

Beschreibung

Grabschrift für Bischof Gottfried von Weißeneck, bestattet in der Nordapsis vor dem Corpus Christi Altar.

Text und Beschreibung nach Clm 27085.

  1. Anno Domini M. ccc. Lxii dominus Gottfridus de Weisseneckh Episcopus Ecclesiae Patauiensis obijt xvi. Calendas Octobris

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1362 starb Herr Gottfried von Weißeneck, Bischof der Kirche von Passsau, am 16. Tag vor den Kalenden des Oktober.

Datum: 1362 September 16.

Kommentar

Clm 27085 überliefert noch ein weiteres Denkmal für Gottfried von Weißeneck, das sich nahe des Corpus Christi Altares an der Wand befunden haben soll, von der Inschrift wird aber nur die abweichende Schreibung des Namens Waizzenegk erwähnt. Clm 1302 überliefert für das Jahr 1321 ein Grabdenkmal für einen ansonsten nicht belegbaren Propst Gottfried von Weißeneck1), hierbei könnte es sich um die fehlerhafte Überlieferung des oben angeführten oder des anderen Denkmals für Gottfried von Weißeneck handeln. Die Gebeine Gottfried von Weißenecks wurden nach dem Dombrand 1662 gehoben und in der neuen Domgruft in einem bleiernen Kästchen beigesetzt2).

Gottfried von Weißeneck wurde 1342 Bischof von Passau. Er stammte aus einer Kärntner Ministerialenfamilie, zwei seiner Verwandten hatten gleichzeitig bedeutende Bischofssitze inne: Ortolf als Erzbischof von Salzburg und Ulrich als Elekt von Gurk und späterer Bischof von Seckau. Er war laut Clm 27085 ein großer Bauherr. Insgesamt galt er als schwacher Bischof, der einer Beschränkung der bischöflichen Zentralgewalt durch eine Wahlkapitulation des Domkapitels zustimmte, die das Verhältnis von Bischof und Kapitel die nächsten 200 Jahre prägen sollte3).

Anmerkungen

  1. Clm 1302, p. 81: MCCCXXI O(biit) Reverendus Nobilis vir / Dominus Godefridus de Weisenekh prae/positus Pataviensis. Die Inschrift wird auch von Wimmer, allerdings im Zusammenhang mit der Inschrift für Hertnid von Weißeneck (Nr. 83) nach Clm 1302 zitiert: ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151, Nr. 343 und StBP Hist. eccl. 130 VII gr, Nr. 343. Gottfried von Weißeneck war 1321 nicht Dompropst, so dass auch nicht davon ausgegangen werden kann, dass er sich ein Denkmal zu Lebzeiten setzen ließ. Eine Zuordnung zu Hertnid will ebensowenig gelingen. Die Epiteta im Text sind im 14. Jahrhundert nicht für Passauer Domkanoniker nachweisbar.
  2. Vgl. zur Inschrift in der neuen Domgruft, Krick, Domstift 226, Nr. 9.
  3. Leidl, Bischöfe 30, Gatz, Bischöfe I, 559.

Nachweise

  1. Clm 27085, fol. 185r; Krick, Domstift 225f. Nr. 9.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 60† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0006007.