Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 43 Domhof, Ortenburgkapelle 1349

Beschreibung

Wappengrabplatte für den Kanoniker Otto Tuschl von Söldenau, an der Südwand in der Ostnische, untere Reihe. Rotmarmor. In der Mitte Wappen in Ritzzeichnung, schräggestellter Schild mit Oberwappen. Schrift umlaufend nach innen gerichtet zwischen vertieften Linien, Kürzungszeichen auf dem Rand. Am Rand mit geringem Buchstabenverlust durch Befestigungsklammern beschädigt. Standort 1771 in der Andreaskapelle, seit 1960 am heutigen Platz.

Maße: H. 220 cm, B. 104 cm, Bu. 7 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. + ANNO · DO(MIN)I · Mo · CCCo · / XLVIIII · IN · DIE · S(AN)C(T)I · [R]EMIGIIa) · OBIIT / · OTTO · TVSCHLO / · P(RES)B(ITE)R · ET · CANO(N)ICVS · HVIVS · ECC(LESI)Eb)

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1349 am Tage des Hl. Remigius starb Herr Otto Tuschl, Priester und Kanoniker dieser Kirche.

Datum: 1349 Oktober 01.

Wappen:
Tuschl1).

Kommentar

Otto Tuschl entstammte einer herzoglichen Ministerialenfamilie2). Ihr Stammsitz war Söldenau3). Die Familie besaß in Passau den Tuschlhof. Sein Vater war Schweiker I., der Stifter des Spitals in Vilshofen, seine Mutter Kunigunde von Sigenhain. Sein Bruder Heinrich stiftete das Kollegiatstift St. Johann Baptist zu Vilshofen und war wohl dessen erster Vorsteher. Otto schwor 1339 im Passauer Domkapitel4) auf, war Propst von St. Johann zu Freising, Kanoniker in Altötting, Cellerar in Passau und Vizedom in Regensburg, Pfarrer in Johanneskirchen5), Vilshofen6), Walterskirchen7) und Bruck an der Mur8). Sein Bruder Heinrich stiftete in seinem Testament einen Jahrtag für ihn und alle Familienangehörigen um 2 Pfund Passauer Pfennige9), außerdem eine ewige Messe in Waldkirchen10), eventuell zum Andenken daran, dass sein Bruder auch diese Pfarrei in seiner Jugend inne gehabt hatte11).

Textkritischer Apparat

  1. Ergänzt nach Krick, Domstift.
  2. Worttrenner in Form eines bohrlochähnlichen Punktes auf der Zeilenmitte.

Anmerkungen

  1. BayA1 95.
  2. Krick, Stammtafeln Nr. 197, 439.
  3. Söldenau, Gde. Ortenburg, Lkr. Passau. Vgl. Zinnhobler, Bistumsmatrikeln 1, 283.
  4. Vgl. auch Krick, Domstift 34, 122.
  5. Johanneskirchen, Lkr. Rottal-Inn. Vgl. Zinnhobler, Bistumsmatrikeln 1, 239.
  6. Vilshofen, Lkr. Passau. Vgl. Zinnhobler, Bistumsmatrikeln 1, 296–298.
  7. Walterskirchen, Pol. Bez. Mistelbach/NÖ.
  8. Bruck an der Mur/St.
  9. Wild, Testament 35 Nr. 30.
  10. Waldkirchen, Lkr. Freyung-Grafenau.
  11. Wild, Testament 49 Nr. 13.

Nachweise

  1. Cgm 1730, fol. 13v; HVOR Ms. R 510, p. 20; SASR HV NL Wimmer 14b; BZAR Gen. 1279, Heft 1 p. 15; ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151, Nr. 327; StBP Hist. eccl. 130 VII gr, Nr. 327; Krick, Domstift 243, 252 Nr. 19; Kdm Passau 156; Wild, Testament 39–79; Fuchs, Standorte 325 Nr. 21.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 43 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0004306.