Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

  • ««
  • »»
  • Zu Datensatz springen
  • Gesamtübersicht

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 1 Niedernburg, Klosterkirche 1020/um 1420

Beschreibung

Deckplatte der Heilika-Tumba, in der Parz-Kapelle in der Nische der Südwand. Rotmarmor. Kleinere Beschädigungen, an den Schmalseiten möglicherweise behauen, vielfach gesprungen, geringer Buchstabenverlust. Ursprünglicher Standort ebenda, jedoch nicht von der Kapelle aus, sondern vom angrenzenden Kreuzgang aus zugänglich und durch eine Wand von der Kapelle getrennt. Später in Nische umgewandelt, die zur Kapelle hin geöffnet ist. Die Tumba wurde 1908 angehoben, da sie sich auf dem Niveau des Kreuzgangs befand, der tiefer liegt als die Kapelle; die Deckplatte lag in dieser Konstellation auf der gleichen Höhe wie der Kapellenboden1).

Maße: H. 174 cm, B. 63 cm, Bu. 9 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien in Gotischer Majuskel.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. Anno · do(mini) · M · xx · i(n) die· s(an)c(t)e · Tecle · virg(in)is · o(biit) · ven(era)b(i)l(is) · d(omi)na · heilka / amita · sancti · hain[ri]ci · Imperato[r]is · prima · abbatissa · hu/ius · Monasterii · hic · sepultaa) ·

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1020 am Tag der Hl. Jungfrau Thekla starb die ehrwürdige Frau Heilika, die Tante des Hl. Kaisers Heinrich und erste Äbtissin dieses Klosters. Sie ist hier begraben.

Datum: 1020 September 23.

Kommentar

Zur Schrift vgl. Einleitungskapitel S. XLI; zum Inschriftenträger bzw. zur Inschriftenart vgl. Einleitungskapitel S. LVIII.

Offenbar war in der Klostertradition über die frühe Geschichte von Niedernburg nichts bekannt, so galt später Heilika als erste Äbtissin. Sie war eine Schwester des Bayernherzogs Heinrich des Zänkers und Tante der ungarischen Königin und späteren Äbtissin Gisela2). Das Grabmal wurde 1420–25, wenig später als die Gisela-Tumba, errichtet3).

Textkritischer Apparat

  1. Worttrenner in Form eines Quadrangels auf der Zeilenmitte.

Anmerkungen

  1. Zum Standortbefund und zu den Umbaumaßnahmen vgl. Schmid, Giselagrab 35, sowie Kdm Passau 251.
  2. Vgl. Nr. 2.
  3. Schmid, Giselagrab 35; vgl. Nr. 3. In Verbindung mit der Gisela-Tumba verweist Clm 1302, p. 125 auch auf Heilika, gibt jedoch nicht den oben aufgeführten Text der Grabinschrift wieder. Es geht nicht klar aus der Handschrift hervor, ob es sich um eine Abschrift einer anderen Inschrift oder lediglich um eine Art Notitz über das Vorhandensein der Inschrift für Heilika von Seiten des Autors handelt: Hailica Sancti Henrici Jmperatoris, alterius fundatoris huius Monasterij Ex Fratre Neptis obiit 1020. Hailica Neptis Sancti Henrici Jmperatoris. ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151, Nr. 64 und StBP Hist. eccl. 130 VII gr, Nr. 64 zitieren eben diesen Wortlaut aus Clm 1302.

Nachweise

  1. Clm 1204, fol. 50v; Cgm 5620, p. 110; ABP OA, Sammlung Seyffert 6, p. 76, fol. 17av; Schöller, Bischöfe 38; Erhard, Geschichte II, 138; Kdm Passau 251; Krick, Inschriften 24; Schmid, Giselagrab 35, Abb. 1; Weber, Gedenktafeln 64f.; Schmitt, Grabmäler 512.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 1 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0000108.