Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 67: Stadt Passau (2006)
Nr. 724 Depot der Diözese Passau 1598
Beschreibung
Epitaph für Afra, geb. Wisinger, und ihre Ehemänner Michael Berger, Sigmund Bayr und Hippolyth Zeller, ehemals in St. Severin außen an der Südwand, untere Reihe, siebte von Westen. Bei der Renovierung der Kirche in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts abgenommen und momentan im Depot der Diözese verwahrt. Kalkstein. Oben Schräggiebel mit Rankenwerk, gesprengt durch eingesetztes Kreismedaillon mit zwei Vollwappen. Im Architrav Bibelzitat (I) · Darunter Relief Kreuzigung. In der Mitte Christus am Kreuz, im Hintergrund Wolkenkranz, links vorne Maria und Johannes, am Fuß des Kreuzes eine weitere Frauengestalt (Maria Magdalena?), die den Kreuzfuß umfasst, rechts eine weitere Gestalt und Longinus, der Christus in die Seite sticht. Im Sockel die Verstorbenen, rechts drei Männer, kniend Wappenschilde zu ihren Füßen, links eine Frau mit fünf Töchtern, ebenfalls kniend, zu Füßen der Frau Wappenschild. Im Unterhang des Epitaphs Schriftfeld (II) mit geschwungenem Rand.
Maße: H. 150 cm, B. 71 cm, Bu. 2 cm (I), 1 cm (II).
Schriftart(en): Fraktur.
- I.
Vnnd sie gaben mir gallen zur speisse vnd trencke(n) / mich mit essiga) · do mih Dürstet Psal(mus) am 18b) .
- II.
Anno 1562 . Am pfintztag vor philippi vnd Jacobi ist in gott seligelich endschlaffen der Erbar vnd / wolgeacht michael perger burger vnd lezetterc) alhie zu passau welchesd) bey S. pauls pfarkirhene) alda / begraben mer A(nno) 83 den 14 may der Ersam vnd weis sigmudf) Bayr des raths vnd widerumb A(nno) ⟨1598 ⟩/ den ⟨16⟩ tag ⟨Aprili⟩ der Ernhafft vnd firnemeg) hippolitus Zeller bede Burger vor Inprucken der / Enden dan auch A(nno) ⟨1606⟩ den ⟨5⟩ tag ⟨Nouem(bris)⟩ die Tugenthafft frau affra Wisingerin als ob/benandter dreyer Bürger Ehlich geweste hausfrau wel=/=che sambt bede iren lestenh) hauswierth bey disem / gotshaus In gott ruen vnd schlafen thuen / denen allen auch der almechtig gott ein / Freliche aufer stehungi) genedigkhlich ver=/=leichen welle Amen
Bibel- und Schriftstellerzitat(e):
- Nach Ps 69(68), 22. (I)
Datum: 1562 April 30.
unbekannt1), unbekannt2), unbekannt3), unbekannt4). |
Textkritischer Apparat
- Worttrenner in Form eines Quadrangels auf der Grundlinie, erster auf der Zeilenmitte.
- Stellenangabe irrig.
- Sic, lies lebzelter.
- Sic!
- Sic, c fehlt.
- Sic, n fehlt.
- u mit diakritischem Zeichen für n.
- Sic, lies letzten.
- Sic, Wortabstand zwischen aufer und stehung.
Anmerkungen
- Marke in Schild: Schaft mit einem Fuß in Gestalt eines M, dessen beide mittlere Schrägschäfte nur zu einem Viertel heruntergezogen sind, oben eine schaftweise nach unten und oben abgewinkelte Kopfkreuzsprosse, darüber die Buchstaben M, P, P, vermutlich für Michael Perger. Das letzte P ist nicht aufzulösen, möglicherweise P(urger) oder P(assau).
- Marke in Schild ohne Schaft: unten im Schildfuß ein nach unten offenes Rechteck, darüber eine schaftweise nach unten und oben abgewinkelte Quersprosse, darüber der Buchstabe S.
- Schräglinksgeteilt, vorne ein nach links gewendeter Greif, hinten ein mit drei sechszackigen Sternen belegter Schräglinksbalken. Helmzier: aus einer Krone heraus zwischen Büffelhörnern die Halbfigur des Greifen.
- Gespalten, vorne ein Adler, hinten eine von zwei Wieseln gehaltene Leiter. Der hintere Teil entspricht dem bei Nr. 340 und 465 auf Denkmälern für Mitglieder der Familie Wisinger belegten Wappen. Vielleicht handelt es sich um das inzwischen vermehrte Familienwappen.
- Schladming, Pol. Bez. Liezen/St. Vgl. Eichhorn, Beichtzettel 146 Anm. 16.
- Vgl. Eichhorn, Beichtzettel 141, 146, 371–374. Zu Afra Zeller-Wiesinger ebd. 146, 265.
Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 724 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0072407.
Kommentar
Hippolyt Zeller stammte aus Schladming5). Er erwarb 1585 das Passauer Bürgerrecht. Er war Gastgeb vor Innbrucken, von 1589 bis 1598 war er Rechtssprecher in der Innstadt. Außerdem war er Spitalmeister von St. Gertraud und Verwalter des Roblischen Legats6).
Die Letztverstorbene und Stifterin des Denkmals, Afra, geb. Wisinger, bezeichnet sich in dem Denkmal bereits als geweste Hausfrau aller drei Verstorbenen. Die Inschrift kann daher erst nach dem Tod des Hippolyth Zeller im Jahre 1598 angefertigt worden sein. Warum sein Sterbedatum nachgetragen werden musste, ist unklar.