Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 612† Domhof, Ortenburgkapelle 1570

Beschreibung

Grabschrift für Ursula von Ortenburg, geb. Fugger. Laut BZAR Gen 1279 in der Ortenburgkapelle rechts vom Eingang. Clm 1302 gibt unter dem Text den Namen Fugger an, was auf ein Wappen deutet, die Schrift war wahrscheinlich in Kapitalis ausgeführt1). Die Platte war 1932 noch vorhanden2).

Text nach Epitaphia.

  1. Deo Optimo Maximo Sacruma) Vrsulae Fuggerae matronaeb) pietate in Deum, fide coniugalic), constantia in rebusd) adversis, benignitate in omnes cliarissimaee) Ioachimus ex Comitibus Ortenburgiis Maritus Maritae Hocf) Monumentum Posuit vixit Annos XL. Menses IV.g) Dies XVII. foeliciter genito et relicto filio vnico Antonio. Obiit Anno Dominih) MDLXX. Mensei) Septembris die VII. Conjugiik) XXII.

Übersetzung:

Gott dem höchsten und größten geweiht. Der edlen Frau, durch Frömmigkeit in Gott, eheliche Treue, Standhaftigkeit in den Widrigkeiten, Güte gegenüber allen, höchst ausgezeichneten Ursula Fugger, setzte Joachim aus dem Geschlechte der Grafen von Ortenburg als Gatte der Gattin dieses Denkmal. Sie lebte vierzig Jahre, vier Monate und 17 Tage und hinterließ ihren einzigen glücklich geborenen Sohn Anton. Sie starb im Jahre des Herrn 1570, im Monat September, am siebenten Tag, im 22. Jahr ihrer Ehe.

Kommentar

Ursula, Gräfin von Fugger, wurde am 21. April 1530 als eine Tochter des Raimund Graf Fugger zu Kirchberg und Weißenhorn und der Katharina Thurzo von Bethlenfalva geboren. Nach dem frühen Tod ihrer Eltern (beide im Jahre 1535) wuchs sie als Vollwaise bei der protestantischen Erzieherin Barbara Reihing, der Ehefrau des Kaufbeurer Patriziers und Fuggerfaktors Georg Hörmann, auf3). Sie heiratete 1549 den Grafen Joachim von Ortenburg4), dessen erste Frau sie war und mit dem sie einen Sohn Anton5) hatte. Ihr Mann Joachim führte 1563 die evangelisch-lutherische Refomation in der Grafschaft Ortenburg durch6). Bei der Öffnung der Ortenburger-Gruft im Jahre 1922 fand man eine stark zerstörte Sargtafel für Ursula vor7).

Textkritischer Apparat

  1. Sacrum fehlt, UBM 2o cod. ms. 397 und Clm 1302.
  2. Maternae BZAR Gen 1279.
  3. Coniungali Clm 1302.
  4. rebus fehlt, Clm 1302.
  5. Sic, Druckfehler wohl für clarissimae oder charissimae, UBM 2o cod. ms. 397 bietet claris, Clm 1302 clarissimus, BZAR Gen 1279 und StBP Hist. eccl. 130 VII gr clarissimae, ABP DKA VI, 24 claris(simae).
  6. Hoc fehlt, BZAR Gen 1279.
  7. III StBP Hist. eccl. 130 VII gr.
  8. Domini fehlt, Clm 1302.
  9. Mensis Clm 1302.
  10. Jan(uarii) Clm 1302.

Anmerkungen

  1. Die Textabschrift in ABP DKA VI, 24 ist in Kapitalis ausgeführt; vgl. dazu auch andere von Joachim gesetzte Gedenktafeln, vgl. Anm. 4 und Nr. 572†.
  2. Ortenburg-Tambach, Gesamthaus 2, Anhang III.
  3. Schad, Fugger 73f.
  4. Joachim ließ für meherere Familienmitglieder Gedenktafeln setzen, vgl. Nr. 572†.
  5. Vgl. Nr. 637.
  6. Hausmann, Grafen zu Ortenburg 32.
  7. Vgl. Hausmann, Sitzbestattungen 61. Zu einer weiteren, gut erhaltenen Sargtafel aus der Gruft für Katharina, geb. von Degenberg, vgl. Nr. 615.

Nachweise

  1. UBM 2o cod. ms. 397, fol. 48r; Clm 1302, p. 90f.; Epitaphia 13; BZAR Gen. 1279, Heft 1 p. 25; ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151, Nr. 172 (zitiert nach Clm 1302); StBP Hist. eccl. 130 VII gr, Nr. 172 (zitiert nach Clm 1302); ABP DKA VI, 24.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 612† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0061200.