Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 67: Stadt Passau (2006)
Nr. 539 Domhof, Andreaskapelle 1552
Beschreibung
Epitaph für die Dompröpste Christoph von Trenbach und Urban, seinen Halbbruder, an der Nordwand im westlichen Joch neben der Tür zu St. Max. Rotmarmor. Darstellung in drei Registern übereinander in gemeinsamem, profiliertem, mit Wappen belegtem Leistenrahmen. Die Register durch Stege geteilt. Oben Relief, Taufe Jesu. Jesus im Jordan stehend, zu seiner Linken am Ufer ein Engel, sein Gewand haltend, rechts am Ufer Johannes der Täufer, oben in den Wolken Halbfigur Gott Vaters, die Rechte segnend erhoben, in der Linken den Reichsapfel, auf dem Haupt eine Tiara, unter ihm die Heiliggeisttaube, rechts oben in den Wolken Schriftband mit Inschrift (I). In der Mitte Wappenrelief, links und rechts kniend die beiden Brüder im Chorgewand mit Almucia, barhäuptig, die Hände zum Gebet gefaltet. Unten Schriftplatte mit Grabinschrift (II) mit Rollwerkrahmen. Sechsteilige Ahnenprobe auf dem äußeren Rahmen; die Wappenbeischriften an der oberen Schmalseite auf dem Rand, an den Langseiten auf Schriftbändern (IV) , erklärende Beischriften zur Ahnenprobe auf dem Rahmen (III). 1960 aus der Andreaskapelle entfernt und im Domhof aufgestellt, heute wieder am alten Platz.
Maße: H. 234 cm, B. 127 cm, Bu. 3 cm (I), 2,5–3,5 cm (II), 4 cm (III), 2,5 cm (IV) .
Schriftart(en): Kapitalis (I, II, III), Gotische Minuskel mit Versalien (IV).
Textkritischer Apparat
- Kürzungszeichen fehlt; Worttrenner in Form eines Quadrangels auf der Zeilenmitte.
- Doppelpunkt zwischen S und O als Kürzungszeichen.
- Restliche Zeile freigelassen; das Todesdatum Urbans von Trenbach fehlt; Worttrenner in Form eines Dreiecks auf der Grundlinie.
- Zeilen durch die Wappenschilde unterbrochen; Worttrenner in Form eines Quadrangels auf der Zeilenmitte.
Anmerkungen
- BayA1 187.
- Quadriert, (1/4) in Schwarz ein silberner verschobener Pfahl (BayA1 180), (2/3) ein Drachenschwanz.
- Ramseyden: BayA1 6.
- Quadriert, (1/4) in Silber ein roter Sparren (= Eps, vgl. BayA1 35), (2/3) ein mit zwei Wellenbändern belegter Schräglinksbalken.
- Bad 82.
- BayA1 118.
- Hundt von Lauterbach: Bay 13.
- Ein mit drei Rosen belegter Balken.
- Si5 131.
- Drei Rauten nebeneinander.
- Drei Kleeblätter, in einem Freiviertel eine schräggestellte Gitarre.
- BayA1 124.
- Vgl. Krick, Domstift 60; Scheingräberwand der Trenbachkapelle Nr. 628.141.
- Stein, Stadt Krems/NÖ.
- Kirchberg am Wagram, Pol. Bez. Tulln/NÖ. Pfk. St. Stephan. Vgl. Eiselt, Kirchberg 88f. zu Christoph als Pfarrer.
- Krick, Domstift 265 Nr. 129. Siehe die folgende Nummer.
- Zu Urban vgl. Nr. 722.
Nachweise
- Cgm 1730, fol. 8v; UBM 2o cod. ms. 397, f. 48, 64r, 83r–84v; Clm 1302, p. 77; ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151, Nr. 326; StBP Hist. eccl. 130 VII gr, Nr. 326; Kdm Passau 170; Krick, Domstift 265 Nr. 129 a; Kapsner, Passau 73.
Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 539 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0053907.
I.
HIC · EST · FILI(VS) ME(VS) DILECT(VS)a)
Übersetzung:
Dieser ist mein geliebter Sohn.
II.
D(EO) O(PTIMO) M(AXIMO) / ET MEMORIAE R(EVEREN)DI . IN CHRISTO PATRIS ET / D(OMINI) D(OMINI) CHRIS(TOPHORI) A . TRENBACH AD S(ANCTVM) MARTINV(M) / P(RE)POSITIa) PATAVIEN(SIS) QVI VIXIT . A(NNOS) . XLII . M(ENSES) . VII / D(IES) . XX . O(BIIT) . VERO AN(NO) . SAL(VTIS) . M . D . LII . D(IE) . VIII . DECE(MBRIS) / GRATITVDINIS ERGO VRBAN(VS) A . TRENBACH / P(RE)POSIT(VS) PATAVIEN(SIS) ET CANONIC(VS) SALISB(VRGENSIS) ET / PATAVIEN(SIS) FRATRI CHARISS(IM)Ob) : MOESTIS=/SIM(VS) . SIBIQ(VE) . VIVENS . MONVMENTV(M) . D(EDICAVT) . QVI / ET . IPSE . O(BIIT) . A(NNO) : DO(MIN)I . M . D . ⟨– – –⟩c)
Übersetzung:
Gott, dem besten und größten, und zum Gedächtnis an den in Christus ehrwürdigen Vater und Herrn, Herrn Christoph von Trenbach zu St. Martin, Propst zu Passau, der 42 Jahre, 7 Monate, 20 Tage lebte. Er starb im Jahre des Heils 1552, am achten Tag des Dezember. Urban von Trenbach, Propst zu Passau, Kanoniker zu Salzburg und Passau, stiftete sehr traurig aus Dankbarkeit seinem teuersten Bruder und sich, noch am Leben, dieses Denkmal. Er selbst starb im Jahre des Herrn 15⟨..⟩.
III. Erklärende Beischriften zu den Wappen
Übersetzung:
Beider gemeinsame Großeltern väterlicherseits. Des Urban Großeltern mütterlicherseits. Des Christoph Großeltern mütterlicherseits.
IV. Wappenschriften:
Bibel- und Schriftstellerzitat(e): Mt 3, 17. (I)
Kommentar
Zur Schrift vgl. Einleitungskapitel S. LIII; zum Inschriftenträger bzw. zur Inschriftenart vgl. Einleitungskapitel S. LIX.
Christophs Vater war Rudolf von Trenbach zu St. Martin, seine Mutter dessen erste Gemahlin Luzia von Walprun13). Er wurde am 17. April 1511 geboren, wurde 1536 Kanoniker in Passau und 1542 Dompropst. 1536 war er Weinlesemeister in Stein14), seit 1538 Pfarrer von St. Stephan am Wagram15) und oberster Kellerer. Krick bietet für ihn noch eine weitere Grabschrift, die aber verloren zu sein scheint16). Urban, der Stifter des Epitaphs, war der Halbbruder Christophs aus der zweiten Ehe ihres gemeinsamen Vaters Rudolf. Christoph zeichnete zeitweise für die Erziehung Urbans verantwortlich und finanzierte wohl auch seinen Studienaufenthalt in Italien. Urban wurde 1561 zum Passauer Bischof erhoben und starb am 09. August 159817).