Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 421 Pfk. und Universitätsk. St. Nikola vor 1524

Beschreibung

Figurale Grabplatte für den Propst von Au am Inn, Sebastian Schnepf, in der nördlichen Seitenkapelle an der Nordwand. Rotmarmor. Relief des Verstorbenen als Stehend-Liegender, unter seinem Kopf ein damastiziertes Quastenkissen, der Propst in Ganzfigur wie im Gehen auf dem rechten Bein stehend, in liturgischer Gewandung mit Kasel, auf dem Kopf die Mitra, in der Rechten das Pedum, in der Linken ein Buch, in den unteren Ecken Wappen. Schrift umlaufend nach innen gerichtet, erhaben, nachgetragene Teile vertieft, in der linken unteren Ecke beginnend. An den Rändern beschädigt. Standort nach der Säkularisation des Klosters im Domhof, seit 1972 wieder in St. Nikola.

Maße: H. 210 cm, B. 106 cm, Bu. 10 cm, 7,5 cm (nachgetragene Teile).

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien, Gotico-Antiqua (nachgetragene Teile).

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. Sepultura · venerabilis patris et domini Sebastiani / Schnepff · hic ⟨seputia) in awb)⟩ p(re)p(osi)ti · / Tercij Infulati Qui obiit Circa · annos · dominic) · / M · ccccc ⟨xxiiii⟩

Übersetzung:

Grabstätte des hier begrabenen ehrwürdigen Vaters und Herrn Sebastian Schnepf, des dritten infulierten Propstes von Au. der um das Jahr 1524 starb.

Wappen:
teilweise zerstört1), unbekannt2).

Kommentar

Mit seiner Gestaltung in Gotischer Minuskel fällt dieser Stein aus dem Rahmen der Passauer Inschriftenproduktion der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Eine Anfertigung außerhalb Passaus scheint daher wahrscheinlich, ist aber nicht zu belegen. Die vermutlich in Passau angefertigten Nachträge in Gotico-Antiqua lassen sich keinem der gängigen Typen sicher zuweisen3).

Sebastian, Propst von Au am Inn4), starb im Jahr 1524 im Kloster St. Nikola. Warum er sich in St. Nikola aufhielt, ist nicht bekannt.

Textkritischer Apparat

  1. Sic, l von sepulti fehlt.
  2. Das Wort aw aus Platzgründen in kleineren Buchstaben.
  3. Worttrenner in Form eines Quadrangels auf der Zeilenmitte; nachfolgender Worttrenner in Form eines Quadrangel mit vier eingerollten Zierstrichen; Worttrenner der Jahreszahl in Form eines Quadrangels mit oben und unten ansetzenden, eingerollten Zierstrichen.

Anmerkungen

  1. Am Original sind nur noch stark zerstörte Wellenstrukturen zu erkennen, evtl. im Wolkenschnitt dreifach schräggeteilt. Laut Abzeichnung in StBP Hist. eccl. 130 soll das Wappen jedoch vierfach im Wolkenschnitt geteilt gewesen sein.
  2. Zwei Sparren übereinander.
  3. Zur Schrift vgl. Einleitungskapitel S. XLIV.
  4. Stift Au am Inn, Gde. Gars am Inn, Lkr. Mühldorf/OB., ehem. Augustinerchorherrenstift St. Maria.

Nachweise

  1. SASR HV NL Wimmer 14d; ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151, Nr. 262; StBP Hist. eccl. 130 VII gr, Nr. 262; ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 221; Kdm Passau 129f., Taf. XIII; Weber, Gedenktafeln 49.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 421 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0042103.