Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 392 Heilig-Geist-Spital, Kirche 1520

Beschreibung

Fragment einer Grabplatte für Hans Perckhamer und drei seiner Kinder, an der Südwand im dritten Abschnitt von Westen, untere Platte, gestürzt eingebaut. Rotmarmor. Links steinmetzmäßig behauen, Oberfläche mit Buchstabenverlust abgewittert.

Maße: H. 95 cm, B. 55 cm, Bu. 6,5 cm.

Schriftart(en): Gotico-Antiqua.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. [Hi]e Leid begrab(e)n d(er) Erb[erg] /a) Man hans perckham[er] /a) D(er) starb An · S · Mat[– – –]/esb) awent es lign auch [– – –]/ec) seiner Kinder drey[– – –]/end) got Allen genad / 1520e)

Datum: 1520 Februar 23 oder September 20 (vgl. Anmerkung b).

Kommentar

Die Schrift zeigt Formen des Schriftstils von Gartner, wirkt aber ungeübt. Das g gleicht dem Gartner-g sehr stark. Es besitzt sogar den spitz gebrochenen unteren Bogen, wie er in der Zweitform bei Gartner auftritt. Das d entspricht dem d der mittleren Phase des Gartner-Schriftstils, wäre also für Gartner zu dieser Zeit bereits überholt. Das a scheint auch die Form Gartners aufzugreifen; auf Grund des abgewitterten Zustandes der Inschrift sind aber Feinheiten nicht mehr zu erkennen. Das e und das Bogen-r sind teils sehr schräg gestellt. Auch die Großbuchstaben orientieren sich an den Ausformungen, wie sie bei Gartner auftreten. Typisch ist hier, dass zum Großteil Versalien mit gotischen Grundformen verwendet werden, die durch ein M mit kapitaler Grundform ergänzt werden. Ein für Gartner untypische Form zeigt das k, ein eher selten auftretender Buchstabe. Es besitzt hier einen oberen Schrägbalken. Bei Gartner hingegen ist dieser Schrägbalken bogenförmig zum Schaft hin zurückgebogen. Der Steinmetz scheint also durchaus mit den Formen Gartners vertraut gewesen zu sein. Es ist aber zweifelhaft, ob er der Werkstatt angehörte, da er eine andere k-Form verwendet und das Schriftbild insgesamt sehr unsicher wirkt1).

Textkritischer Apparat

  1. Ort der Zeilentrennung unsicher.
  2. Ort der Zeilentrennung unsicher. Ergänze Matthias oder Mattheus, vermutlich in einer Dialektform.
  3. Ort der Zeilentrennung unsicher, ergänze evtl. dabei.
  4. Ort der Zeilentrennung unsicher. Ergänze evtl. denen.
  5. Jahreszahl unsicher zu lesen; zu beiden Seiten der Jahreszahl je ein geschwungener Balken auf der Zeilenmitte, beide Enden eingerollt.

Anmerkungen

  1. Zur Schrift vgl. Einleitungskapitel S. L.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 392 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0039208.