Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 67: Stadt Passau (2006)
Nr. 340 St. Johannis-Spital, Kirche 1509
Beschreibung
Grabplatte mit den Grabinschriften für Hans Wisinger (I) und seine Ehefrau Barbara (II), an der Nordwand im zweiten Abschnitt von Westen, obere Platte. Rotmarmor. Wappen in Kreismedaillon. Darunter Inschrift (III). Rechts leicht abgetreten, beschädigt und ausgebessert. Ursprünglicher Standort unbekannt.
Maße: H. 155 cm, B. 70 cm, Bu. 8 cm.
Schriftart(en): Gotico-Antiqua (I, II), Gotische Minuskel (III).
- I.
hie ligt begrab(e)n Der / Erberg hanns Wising / der elter der starb Am / mitwochen In der Mart/terwoch(e)n Dem got / genad · 1509 · /
- II.
vnd Warbra sein haus/fraw starb an dem ·16· tag / septembris ·12· Jara)
- III.
4ta die april(is)1)
Datum: 1509 April 04.
unbekannt2). |
Textkritischer Apparat
- Genaue Form der Worttrenner nicht mehr nachvollziebar.
Anmerkungen
- Das Datum entspricht dem Todesdatum des Mannes, ist aber offensichtlich nachgetragen.
- Eine Leiter, links und rechts je ein Wiesel hinaufkletternd. Das gleiche Wappen findet sich auf dem Denkmal für Hans Wiesinger, den Jüngeren (Nr. 465).
- Zur Schrift vgl. Einleitungskapitel S. XLVIII.
- Vgl. Nr. 465.
Nachweise
- SASR HV NL Wimmer 14d; ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151, Nr. 348; StBP Hist. eccl. 130 VII gr, Nr. 348; Epp, Epigraphische Minuskel 176, Abb. 3.
Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 340 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0034003.
Kommentar
Die Inschriften I und II sind in der Gotico-Antiqua des Stils von Gartner gehalten. Die Schriftanalyse zeigt, dass beide in zeitlicher Differenz in den Stein eingetragen wurden. Die Inschrift für Hans Wisinger (I) ist in die mittlere Phase Gartners einzuordnen. Sie weist das d mit dem oben umgebogenen freistehenden Teil auf. Die Buchstabenkörper werden leicht gestreckt, was man sehr schön am g ersehen kann. Die Datierung in das Jahr 1509 entspricht diesem Befund. Allerdings lässt die Tatsache, dass die Jahreszahl von der Grabinschrift abgesetzt ist, daran denken, dass die Jahreszahl nachgetragen wurde. Die Inschrift für Barbara Wisinger hingegen ist der Spätphase Gartners zuzuweisen. Sie zeigt gestreckte schmale Buchstabenkörper, wie es bei Gartner in der zweiten Hälfte des zweiten Jahrzehnts des 16. Jahrhunderts typisch ist. Die Inschrift wurde wahrscheinlich erst einige Jahre nach dem Tod der Frau auf dem Stein nachgetragen. Dabei könnte auch das Sterbejahr ihres Ehemannes hinzugekommen sein. Wann, von wem und in welchem Zusammenhang die dritte Inschrift (III) auf dem Stein eingetragen wurde, bleibt aber nach wie vor offen. Die vorliegende Gotische Minuskel lässt sich nicht Gartner zuordnen3).
Hans Wisinger der Ältere hatte einen Sohn und einen Enkel gleichen Namens. Er selbst ist nur über seine Grabschrift, sein Sohn auch über einen Hausbesitz nachweisbar4).