Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 67: Stadt Passau (2006)
Nr. 334 St. Johannis-Spital, Kirche 1508
Beschreibung
Grabplatte für den fürstbischöflichen Kantor Georg Adling, an der Südwand im 16. Abschnitt von Westen, obere Platte. Rotmarmor. Wappenschild in Kreismedaillon, darüber Inschrift. Geringe Beschädigungen mit Buchstabenverlust, Wappen bis zur Unkenntlichkeit abgetreten. Ursprünglicher Standort unbekannt.
Maße: H. 140 cm, B. 75 cm, Bu. 8,5 cm.
Schriftart(en): Gotico-Antiqua.
An(n)o D(omi)ni · 1508a) · / vigesim[a] tercia May / obyt georgi(us) Adling / Cantor D(omi)ni patauien(sis) / Cui(us) a(n)i(m)a Deo viuat
Übersetzung:
Im Jahre des Herrn 1508, am 23. Mai, starb Georg Adling, Kantor des Herren zu Passau. Seine Seele lebe bei Gott.
Textkritischer Apparat
- Worttrenner in Form eines nach links bogenförmig ausgezogenen Quadrangels auf der Zeilenmitte.
Anmerkungen
- Zur Schrift vgl. Einleitungskapitel S. XLVIII.
- Für diese Auskunft sei Herrn Heinz-Walter Schmitz, Diözesankirchenmusikdirektor Passau, gedankt.
- Obernzell, Lkr. Passau; im nördlichen Laibungsabschnitt des Westfensters im Treppenaufgang zum ersten Obergeschoß.
Nachweise
- Högg, Gartner 56–60.
Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 334 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0033409.
Kommentar
Die Platte ist ein Werk Jörg Gartners. Die Schrift muss noch der Frühphase seiner Gotico-Antiqua zugeordnet werden. Das ausschlaggebende Kriterium ist das runde d, bei dem der obere freistehende Teil noch nicht umgebogen ist. Allerdings erscheint die d-Form nicht mehr ganz so spitzoval, wie sie in früheren Inschriften auftritt. Der obere freistehende Teil biegt zwar noch nicht nach oben um, greift aber auch nicht mehr über den linken Teil des Bogens über. Er ragt gerade nach links oben. Hierbei dürfte es sich um eine d-Form handeln, an der sich der Übergang vollzieht. Noch im selben Jahr, 1508, tritt erstmals auch die Form mit dem oben umgebogenen freistehenden Teil des runden d auf1).
Zu Georg Adling ist außer inschriftlichen Belegen nichts bekannt2). Er lässt sich über eine Ritzinschrift in einer Fensterlaibung im ehem. fürstbischöflichen Schloss in Obernzell ein zweites Mal nachweisen3). Dort ist sein Name und seine Initalen zusammen mit Musiknoten und der Jahreszahl 1506 erkennbar.