Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 331† Domhof, Andreaskapelle 1507

Beschreibung

Grabschrift für den Dompropst Wilhelm Nothaft. Die Grabschrift befand sich nach UBM 2° cod. ms. 3971) an einer Säule auf einem kupfernen Plättchen in der Andreaskapelle. Nach Wimmer, Erhard und Krick2) handelte es sich um eine kleine Marmorplatte auf dem Grabstein des Seyfried Nothaft3). Die Tafel wurde während der Restaurierung der Andreaskapelle bei der Abnahme von der Wand 1960 zerstört4).

Text nach UBM 2o cod. ms. 3975).

  1. Conspice nunc tumulum qui transis chare viatornam iaceo, precibus Spiritus astra petas,traduntur paruo morientis membraa) sepulchro,O casus oro tu miserere meos!Canonicum quondam tenuit Patavia felix,prepositi nomen non sine laude tuli.Exegi multos multa pietate triumphos,Edis Curatorb) pataviensis eram.Nomen si queris Wilhelmi nomen habebam,Et Nothafft clara nobilitate fruor.

Übersetzung:

Teurer Wanderer, der Du vorübergehst, betrachte nun dieses Grabmal, denn ich ruhe (hier); du, Geist, strebe mit deinen Gebeten gen Himmel: (nur) die Glieder des Sterbenden werden dem engen Grab übergeben. Ich bitte (Dich): Blicke mitleidig auf mein Schicksal. Das glückliche Passau beherbergte einst den Kanoniker, den Namen eines Propstes führte ich nicht ohne Ruhm. Ich habe viele Triumphe durch große Frömmigkeit gefeiert, ich war Verwalter der Passauer Kirche6). Wenn Du nach meinem Namen fragst: Ich trug den Namen Wilhelm und erfreue mich der glänzenden Berühmtheit des Geschlechtes der Nothafft.

Versmaß: Distichen.

Kommentar

Wilhelm Nothaft von Wernberg auf Aholming war der Sohn des niederbayrischen Vizedoms Heinrich Nothaft und dessen Gemahlin Clara Hofer von Lobenstein. Er urkundet 1483 als magister fabricae, war nacheinander Pfarrer in Mauerkirchen7), Hofkirchen8), Obernberg9) und Kallham10) und wurde 1504 Dompropst11). Krick gibt als Todesdatum den 01. August 1507 an.

Textkritischer Apparat

  1. ossa Erhard, Geschichte.
  2. amator Clm 1302, StBP Hist eccl. 130 VII gr.

Anmerkungen

  1. UBM 2o cod. ms. 397, fol. 49v, für die Überlieferung auf fol. 57v wird nur der Standort Herrenkapelle (= Andreaskapelle) genannt.
  2. ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151 bzw. StBP Hist. eccl. 130 VII gr, Nr. 162; Erhard, Geschichte II, 67; Krick, Domstift 261 Nr. 98.
  3. Vgl. Nr. 196.
  4. Vgl. Fuchs, Standorte 327.
  5. Die Distichen sind in der Handschrift nachträglich durch den Domdekan Ernst Karl Joseph Graf von Payersberg (†1760) angefügt. Fol. 57 der Handschrift ist in sorgfältiger Schrift ausgeführt, das Blatt kleiner als das durchschnittliche Format, von anderer Qualität und trägt unten den Namen des Domdekans. Unter der Überlieferung der Inschrift findet sich in UBM 2o noch der Hinweis Ernestus Carolus Josephus Comes de Peyrsperg Cathedralis Decanus.
  6. D.h. magister fabricae, also der im Domkapitel für die Verwaltung der Gelder für Baumaßnahmen am Dom verantwortliche Kanoniker.
  7. Mauerkirchen, Pol. Bez. Braunau am Inn/OÖ.
  8. Hofkirchen an der Trattnach, Pol. Bez. Grieskirchen/OÖ.
  9. Obernberg am Inn, Pol. Bez. Ried im Innkreis/OÖ.
  10. Kallham, Pol. Bez. Grieskirchen/OÖ.
  11. Vgl. Krick, Domstift 5, 52.

Nachweise

  1. Clm 1302, p. 72; UBM 2o cod. ms. 397, fol. 49v, 57v; ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151, Nr. 162; StBP Hist. eccl. 130 VII gr, Nr. 162; StBP 87, fol. 79; Erhard, Geschichte II, 67; Krick, Domstift 261 Nr. 98; Kdm Passau 161.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 331† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0033104.