Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 51 Domhof 1357

Beschreibung

Wappengrabplatte für den Bürger Ludwig auf dem Stein, an der Südwand im zehnten Joch von Westen, in der Ecke zur Ortenburgkapelle, unten. Rotmarmor. Wappen in hellem Marmor inkrustiert. Schrift umlaufend nach innen gerichtet zwischen vertieften Linien. An den Rändern und Ecken mit Buchstabenverlust stark zerstört, unsachgemäß ausgebesserter Quersprung über dem Wappen. Standort ursprünglich in der St. Annakapelle. 1812 beim Abbruch der Kapelle im Bodenschutt, 1916 bei Grabungen wieder aufgefunden und an der Nordwand des Domkreuzgangs aufgestellt, seit 1980 am heutigen Platz.

Maße: H. 230 cm, B. 118 cm, Bu. 8 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. + ANNO · D(OMI)NI · Mo · C[CCo / ·] LVIIo · LVDW[I]CVS · DICTVS · SVP(ER) · LA/PIDE · CIVIS · P[A/TA]VIEN(SIS)a) · O(BIIT) · IN · VI[G]ILIA · NAT(IVITATIS) · DOMINIb)

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1357 starb Ludwig, genannt auf dem Stein, Bürger zu Passau, in der Vigil der Geburt des Herrn.

Datum: 1357 Dezember 24.

Wappen:
unbekannt1).

Kommentar

Zum Inschriftenträger bzw. zur Inschriftenart vgl. Einleitungskapitel S. LIX.

Die Familie auf dem Stein ist seit dem 13. Jahrhundert in Passau nachweisbar und zählte im 14. Jahrhundert zu den wohlhabendsten Familien. Ludwig auf dem Stein stiftete im Jahre 1343 die St. Annakapelle am Nordflügel des Domkreuzgangs als Grablege seiner Familie. 1334–1357 gehörte ihm das Haus „auf dem Stein“2) neben dem Waaghaus zu Unser Lieben Frauen Zech. Ludwig auf dem Stein stand in Diensten des Bischofs. 1338 ist er als Notar, 1343 als Mautner und von 1353 bis 1355 als Stadtrichter nachweisbar. Auch mit dem bayerischen Herzogshof stand er in Verbindung3). Das Necrologium Monasterii Engelscellensis nennt ihn und seine Frau als Wohltäter des Klosters, für die ein Jahrtag gehalten werden sollte, unter dem 23. Dezember4).

Textkritischer Apparat

  1. Stelle des Zeilenumbruchs unsicher.
  2. Worttrenner in Form eines Punktes auf der Zeilenmitte.

Anmerkungen

  1. Schrägrechts emporwachsendes Lindenblatt. Das Siegel, das Ludwig auf dem Stein als Stadtrichter führte, zeigt auf einem Stufengiebel ein Dreiblatt.
  2. Heute Residenzplatz 7.
  3. Vgl. zu Ludwig auf dem Stein auch Loibl, Passaus Patrizier 56–59, 96.
  4. MGH Necrologia Germaniae IV, 257.

Nachweise

  1. Erhard, Geschichte II, 100; Kdm Passau 130f., Fig. 93; Weber, Gedenktafeln 50; Loibl, Passaus Patrizier 58; Mader, Residenzplatz 32 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 51 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0005108.