Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 36† Dom St. Stephan 1342

Beschreibung

Grabschrift für Bischof Albert II., Herzog von Sachsen. Ursprünglicher Standort in der nördlichen Apsis vor dem Altar des Hl. Bartholomäus. Das Hochgrab wurde später zusammen mit weiteren Bischofsgräbern aufgelöst, die Deckplatte in die Nordwand eingefügt. An Stelle der Hochgräber wurden einfache Inschriftenplatten in den Boden eingesetzt, die zur Zeit von Clm 27085 unzugänglich unter dem Gestühl waren. Auf der Tumbendeckplatte der Bestattete im bischöflichen Ornat mit seinem Wappen1).

Text und Beschreibung nach Clm 27085.

  1. anno d(omi)ni M. ccc. xlii. in die penthecostes obijta) d(omi)n(u)s Albertus e(pisco)pus patauiensis, dux saxoniae

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1342 am Pfingsttag starb Herr Albert, Bischof von Passau, Herzog von Sachsen.

Datum: 1342 Mai 19.

Kommentar

Zum Inschriftenträger bzw. zur Inschriftenart vgl. Einleitungskapitel S. LVIII.

Albert Herzog von Sachsen-Wittenberg war von 1320 bis 1342 Bischof von Passau. Er war ein Sohn des Herzogs Albert von Sachsen und der Agnes, einer Tochter Rudolfs I. von Habsburg. Er wurde vom Papst auf Bitten Friedrichs des Schönen unter Umgehung der Wahlrechte des Domkapitels zum Bischof bestellt. Zu diesem Zeitpunkt hatte er erst die niederen Weihen. 1321 empfing er zu Salzburg alle fehlenden Weihestufen über dem Subdiakonat. Seine Ernennung bildete im deutschen Thronstreit eine wichtige Option der Kurie zugunsten des Hauses Habsburg, wodurch das Bistum Passau noch stärker in diese Auseinandersetzung verwickelt wurde. 1322, bei der Schlacht zu Ampfing und Mühldorf, leistete Albert militärische Hilfe. Er und der Erzbischof von Salzburg standen damit im Gegensatz zum Rest des bayerischen Episkopats, der die Wittelsbacher unterstützte. Albert residierte deshalb auch meist in Wien. Mit dem Domkapitel lag er ständig im Konflikt. Mit ihm beginnt eine Epoche, in der meist habsburgisch orientierte Adelige dem Bistum vorstanden. In der Seelsorge sorgte Albert für ein dichteres Netz von Niederkirchen und Klöstern auf dem Boden seiner Diözese. Er legte den Grundstein für den Bau des Westchores des Wiener Stephansdomes2). Das Aldersbacher sowie das Fürstenzeller Nekrolog gedenken seiner am 18. Mai3).

Textkritischer Apparat

  1. obijt über der Zeile eingefügt.

Anmerkungen

  1. Außer der Grabschrift erwähnt Clm 27085 noch ein im Umgang angebrachtes Wappen und ein Wappen des Bischofs in einem Fenster.
  2. Vgl. Leidl, Bischöfe 30; Gatz, Bischöfe I, 558f.
  3. MGH Necrologia Germaniae IV, 15 (Nekrolog D) und 114.

Nachweise

  1. Clm 27085, fol. 184v, Krick, Domstift 225 Nr. 8.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 36† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0003601.