Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 7 Domhof, Ortenburgkapelle 1271

Beschreibung

Grabplatte mit den Grabinschriften für die Dompröpste Meingot I. (Nr. 7) und Meingot II. von Waldeck (Nr. 22), sowie für die Kanoniker Friedrich Ranveld (Nr. 105), Kilian Prant (Nr. 374) und Johann von Kienburg (Nr. 553), in der westlichen Nische der Südwand, vierte Platte von Osten. Mehrfachverwendung der Platte. Rotmarmor. Die Inschriften in der Reihenfolge ihres Entstehens untereinander angeordnet. Im unteren Viertel der Platte zwei Wappenschilde in Flachrelief nebeneinander, der linke in Kreismedaillon (Nr. 553), der rechte in spitz verkröpftem Dreipass (Nr. 374). Alle Schriften teils mehr, teils weniger abgetreten, jedoch ohne Verluste. An der unteren Schmalseite Beschädigungen. Ursprünglich in der Andreaskapelle. Nach mehrmaligem Standortwechsel seit 1972 am heutigen Platz.

Maße: H. 219 cm, B. 89 cm, Bu. 6 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. ANNO D(OMI)NI M · CC · LXXI / K(A)L(ENDIS) · DECE[M(BRI)]S · MEIN/GOT(US) H(UIUS) · EC(C)L(ESI)E · P̣(RE)P(OSI)T(U)S · / D(I)C(TU)S · DẸ · WALDEKKẸ / O(BIIT)a)

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1271 an den Kalenden des Dezember starb Meingot, genannt von Waldeck, Propst dieser Kirche.

Datum: 1271 Dezember 01.

Wappen:
Prant (Nr. 374), Kienburg (Nr. 553).

Kommentar

Zur Schrift vgl. Einleitungskapitel S. XXXIV.

Möglicherweise enthielt die Platte vor der Drittbeschriftung das Wappen Waldeck in Ritzzeichnung, das dann abgearbeitet wurde, um für die Grabinschrift Friedrich Ranvelds Platz zu schaffen1). Meingot I. entstammte der oberösterreichischen Familie der Waldecker, aus der vier Passauer Kanoniker mit Namen Meingot hervorgegangen sind. Sein Vater war Ortolf I. von Waldeck, der 1180–1235 urkundlich fassbar ist. Meingot I. wird 1223 erstmals als Passauer Kanoniker und 1246 als Dompropst genannt. Noch am 26. Januar 1268 urkundet er als praepositus und decanus pataviensis ecclesie2).

Textkritischer Apparat

  1. Worttrenner in Form eines Punktes auf der Zeilenmitte.

Anmerkungen

  1. Im Zentrum des Steins ist eine muldenförmige Vertiefung erkennbar. Die Passauer Grabplatten des 14. Jahrhunderts sind jedenfalls alle mit einem Wappen in Ritzzeichnung versehen.
  2. Vgl. Krick, Domstift 170ff. Nr. 55, 62–66, 68–75, 222; ders., Stammtafeln Nr. 200, 442, und Wagner, Prosopographie 53 Nr. 198, 199.

Nachweise

  1. BZAR Gen. 1279, Heft 1 p. 20; SASR HV NL Wimmer 14b; ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151, Nr. 336; StBP Hist. eccl. 130 VII gr, Nr. 336; Kdm Passau 167–169; Krick, Domstift 243, 250 Nr. 1; Kdm Passau 167–169; Fuchs, Standorte 325 Nr. 26.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 7 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0000700.