Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 29† St. Nicolai 1400

Beschreibung

Siebenarmiger Standleuchter. Der Bronzeleuchter, der bei Gebhardi als Jerusalemscher Leuchter bezeichnet ist, stand zur Zeit Rikemanns (um 1600) vor dem Hochaltar, zur Zeit Gebhardis (2. H. 18. Jh.) vor dem Aufgang zum Chor. Sein Fuß, um den die Inschrift A verlief, ruhte auf vier Löwen als Tragefiguren.1) Der große Standleuchter, dessen Gewicht mit 409 Pfund angegeben war, wurde im Jahr 1803 verkauft.2)

Inschrift nach Gebhardi.

  1. Anno d(omi)ni MCCCC Semper · fac · sancte · preces · ac · bone · pat(ro)ne · p(ro) · lapso · dante · Chr(ist)ea) · rex · da · sibi · prone

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1400. Leiste stets Fürbitte, heiliger und guter Patron, für den Geber, der gesündigt hat. Christus, König, lass du ihm (deinerseits) bereitwillig deine Gabe zukommen.

Versmaß: Zwei binnen- und endgereimte Hexameter, prosodisch fehlerhaft.

Kommentar

Das Herstellungsdatum 1400 lässt darauf schließen, dass der Leuchter ursprünglich aus einer anderen Kirche als St. Nicolai stammt, dessen erste Weihe im Jahr 1409 erfolgte.3) Im Kloster Ebstorf findet sich ein dreiarmiger Standleuchter mit um den Fuß verlaufender Inschrift – ebenfalls mit einer Fürbitte für einen Ungenannten – aus der Zeit um 1400.4) Es ist durchaus möglich, dass beide Leuchter aus derselben unbekannten Werkstatt stammten.

Textkritischer Apparat

  1. Xpe.

Anmerkungen

  1. Beschreibung nach Gebhardi, Collectanea, Bd. 2, p. 202.
  2. StA Lüneburg, AA E1d 36a: Schriftwechsel zur Veräußerung des Leuchters. Volger, Lüneburger Blätter, S. 105. Nach Volger wäre der Leuchter zum reinen Metallwert verkauft worden; davon ist in der genannten Akte jedoch nirgends die Rede. Bei dieser Angabe könnte es sich daher um eine Zutat Volgers handeln.
  3. Rümelin, St. Nicolai, S. 45.
  4. DI 76 (Lüneburger Klöster), Nr. 38.

Nachweise

  1. Gebhardi, Collectanea, Bd. 2, p. 202.
  2. Rikemann, Libellus, fol. 55r.
  3. Volger, Lüneburger Blätter, S. 105 (Neujahrsblatt 1857) (unvollständig).
  4. Mithoff, Kunstdenkmale Fürstentum Lüneburg, S. 155 (nach Gebhardi).
  5. Rümelin, St. Nicolai, S. 899 (nach Gebhardi) (PDF, CD).

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 29† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0002901.