Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 27† Am Zeltberg 1396

Beschreibung

Kreuzstein des Godekin Basedow. Der beschädigte Stein stand noch in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts vor dem damaligen Bardowicker Tor auf dem Zeltberg. Er war zu Gebhardis Zeit schon stark verwittert, der obere Abschluss fehlte. Es handelte sich um eine hohe Stele, die auf der Vorderseite einen knienden Mann mit Schriftband A darüber zeigte, der Beginn der Inschrift fehlte zu Gebhardis Zeit, da die Bruchkante durch das Schriftband verlief. Die Zeichnung Gebhardis lässt erkennen, dass darüber ursprünglich ein Kruzifix stand, von dem durch den Abbruch des Steins nur noch das untere Kreuzende mit den Füßen Christi erhalten war. Unten auf dem Stein stand die Inschrift B. Auf der Rückseite in der oberen Hälfte dreiseitig umlaufend die Inschrift C.

Inschriften A und B nach der Zeichnung bei Gebhardi; A ergänzt nach Büttner, Inscriptiones; C nach Büttner, Inscriptiones.

  1. A

    [miser]ere · mei · deus

  2. B

    ghodekinus / bazedowe

  3. C

    An(n)o . D(omi)ni . M . CCCXCVI . f(er)ia . V . an(te) pascha1) . lsa) . Ghodekin(us) bazedow hic interfect(us) est . or(ate) . p(ro) . eo .

Übersetzung:

Erbarme dich meiner, Gott. (A) Im Jahr des Herrn 1396 am Donnerstag vor Ostern ist Godekin Basedow hier getötet worden. Betet für ihn. (C)

Kommentar

Godekin Basedow stammte aus Lübeck und erhielt 1369 in Lüneburg das Bürgerrecht.2) Er wurde ein Opfer bewaffneter Auseinandersetzungen zwischen der Stadt Lüneburg und ihren Landesherren während des sogenannten Satekriegs.3) Die Lüneburger Sate war ein 1392 zwischen den Landständen des Fürstentums Lüneburg und ihren Herzögen abgeschlossenes Vertragswerk, das die Übernahme des größten Teils der landesherrlichen Schulden gegen Beteiligung der Stände an der Regierung vorsah und als Defensivbündnis gedacht war. Die Herzöge ließen bereits nach kurzer Zeit nichts unversucht, um die vereinbarten Bestimmungen zu unterlaufen. Zwar wurde die Sate erst 1519 formell aufgelöst, nach dem Satekrieg 1396/97 hatte sie jedoch schon keinen Bestand mehr. Im Zuge dieser bewaffneten Konflikte war Lüneburg wohl noch im Februar 1396 von den Landesherren mit einer Wirtschaftsblockade belegt worden, in deren Folge der Salinenbetrieb völlig zum Erliegen kam. Im März aufgenommene Verhandlungen blieben ergebnislos, da von den Herzögen überzogene Forderungen wie die bedingungslose Kapitulation und Schleifung der Stadtbefestigung gestellt wurden. Die Lage spitzte sich zu, und es kam vor dem Bardowicker Tor zu Gefechten, dar unse borger den grotesten schaden leden. Den dar vele eherliker borger und inwaner erslagen.4) Die Auseinandersetzungen zogen sich noch bis in das folgende Jahr hin.

Textkritischer Apparat

  1. Oder Is., die Bedeutung unklar.

Anmerkungen

  1. 30. März.
  2. Reinecke, Stadtbuch, S. 198.
  3. Vgl. Michael Reinbold, Die Lüneburger Sate. Ein Beitrag zur Verfassungsgeschichte Niedersachsens im späten Mittelalter, Hildesheim 1987 (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen 26), bes. S. 182–189.
  4. Schomaker-Chronik, S. 36, allerdings mit dem Datum Fridages in dem Paschen (7. April). Schomaker führt zehn Gefallene namentlich auf, unter ihnen Gadeke Basedow. Vgl. Reinecke, Stadtgeschichte, Bd. 1, S. 157, mit Bezugnahme auf Schomaker.

Nachweise

  1. Gebhardi, Collectanea, Bd. 6, p. 607 (Zeichnung).
  2. Büttner, Inscriptiones.
  3. Büttner, Genealogiae, Anhang II, Stammtafel Basedovven.
  4. Mithoff, Kunstdenkmale Fürstentum Lüneburg, S. 204 (A, B).

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 27† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0002703.