Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 973 Heiligengeiststr. 8 1. H. 17. Jh.

Beschreibung

Teil einer bemalten Holzbalkendecke, die ehemals zu einem im Erdgeschoss gelegenen Saal im Hinterhaus des Gebäudekomplexes Grapengießerstr. 45 gehörte, heute im ersten Obergeschoss des Hauses Heiligengeiststr. 8.1) Auf der durch Trägerbalken in drei Felder geteilten Balkendecke in großen rechteckigen Kartuschen mit Rollwerkrahmung sechs inschriftlich bezeichnete Szenen aus dem Neuen Testament, in jedem Feld zwei Darstellungen: Verklärung Christi (A, Mk. 9,2–11), Ausgießung des Heiligen Geistes (B, Apg. 2,1–12); Christus segnet die Kinder (C, Mk. 10,13–16), Himmelfahrt Christi (D, Apg. 1,1–10, die zugehörige Szene nicht erhalten); Heilung eines Blindgeborenen (E, Jh. 9), die Jünger auf dem Weg nach Emmaus (F, Lk. 24,13–35, die zugehörige Szene nicht erhalten). Eingefasst werden diese Darstellungen außen durch nur teilweise erhaltene runde Medaillons mit Männerköpfen, von denen einer – über der Kartusche mit der Darstellung der Himmelfahrt – durch einen Titulus oben auf dem Rand des Medaillons als der Evangelist Matthäus gekennzeichnet ist. Die szenischen Darstellungen sind teilweise nur noch andeutungsweise erhalten, ebenso die Männerköpfe in den Medaillons; erkennbar ist aber, dass es sich um eine qualitätvolle Malerei gehandelt hat.

Maße: Bu.: 4 cm (A–F), 3 cm (G).

Schriftart(en): Fraktur.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Sabine Wehking) [1/4]

  1. A

    Verklerung Christi. mar. 9.

  2. B

    Sendung des H(eiligen) geistes. Acto. 2

  3. C

    Beroffung der kindtlein. marc. 10.

  4. D

    Auffart Christi gen himmel. Actor. 1.

  5. E

    Eins blindt gebaren. Joh. 9

  6. F

    Erscheininga) Christi zu emah(us) ibi(dem)b)

  7. G

    S(anctus) . Mattheus .

Kommentar

Der durchgängig hochdeutsche Sprachstand der Inschrift spricht für eine Entstehung der Deckenbemalung in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Zu dieser Zeit befand sich das zu dem Gebäudekomplex Grapengießerstr. 45 gehörende Hinterhaus im Besitz der Familie Witzendorff. Vermutlich wurde die Deckenbemalung erst nach dem Tod des Bürgermeisters Heinrich Witzendorff im Jahr 1617 (vgl. Nr. 854) ausgeführt, da das auf die Bibel konzentrierte, thematisch eher schlichte Bildprogramm wenig zu dessen Vorliebe für Emblematik und zu seinem auch in der Innenausstattung des Hauses Grapengießerstr. 45 (Nr. 575 u. 635) betonten hohen Bildungsstand zu passen scheint.

Textkritischer Apparat

  1. Der Befund der beiden Buchstaben vor dem g unsicher.
  2. Die Angabe ibidem verweist auf keine der erhaltenen anderen Bibelstellenangaben.

Anmerkungen

  1. Ich danke den Besitzern des Hauses Manfred und Waltraud Harder herzlich für die Unterstützung bei der Inschriftenaufnahme in ihrem Haus.

Nachweise

  1. Grote/Königfeld, Raumkunst, Katalog Nr. 109, S. 243, Abb. (A, C).
  2. Böker, Baudenkmale Lüneburg, Abb. S. 396 (C).

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 973 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0097304.