Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 928† St. Johannis 1641 o. später

Beschreibung

Epitaph der Brüder Heinrich, Hieronymus, Johann Friedrich und Hartwig Witzendorff.

Inschriften nach Büttner.

  1. A

    Lector qvisquis es fave et condole Qvadriga Fratrum D(omi)ni Francisci Witzendorffii Proto-Consulis Reipubl(icae) Lunaeb(urgensis) Filiorum in ipso aetatis flore proh dolor occumbens

  2. B

    Henricus natus A(nn)o MDCVI XXVIII Aug(usti) pie denatus A(nno) MDCXXV XVIII Septembr(is)

  3. C

    Hieronymus A(nn)o MDCXI XI Aug(usti) in lucem editus A(nn)o MDCXXXII XVIII Jul(ii) placide mortuus

  4. D

    Johan Fridericus A(nn)o MDCXVII XVI Nov(embris) vitam ingressus A(nn)o MDCXXXIX XXV Maii pie obiit

  5. E

    Hartwicus A(nn)o MDCXXII XIII Septemb(ris) genitus A(nn)o MDCXL I Decemb(ris) beate defunctus

  6. F

    Singuli ob spectatas animi dotes praeclaramque exspectationem longiore vita si summo illius arbitro ita visum digni et paternarum ut virtutum ita dignitatum haud dubie futuri haeredes Qvicqvid habuerunt mortalitatis hic posuerunt

  7. G

    Mem(oriae) Parentum et Fratrum P(osuit) F(ranciscus) W(itzendorffius)

  8. H

    Hodie Mihi Cras Tibi1)

Übersetzung:

Leser, wer du auch bist, sei gewogen und habe Mitleid. Das Viergespann der Brüder, der Söhne des Herrn Franz Witzendorff, des Bürgermeisters der Stadt Lüneburg, ist gerade in der Blüte seines Lebens – welcher Schmerz – gestorben. (A)

Heinrich, geboren im Jahr 1606 am 28. August, ist fromm gestorben im Jahr 1625 am 18. September. (B)

Hieronymus, im Jahr 1611 am 11. August in das Licht geboren, ist im Jahr 1632 am 18. Juli friedlich gestorben. (C)

Johann Friedrich, im Jahr 1617 am 16. November in das Leben eingetreten, ist im Jahr 1639 am 25. Mai fromm gestorben. (D)

Hartwig, im Jahr 1622 am 13. September geboren, ist im Jahr 1640 am 1. Dezember selig gestorben. (E)

Wegen ihrer beachtlichen Geistesgaben und der glänzenden Erwartung wären sie in einem längeren Leben, wenn es dessen höchstem Richter so gefallen hätte, ohne Zweifel einzigartige (und) sowohl der Tugenden als auch der Ehrenämter des Vaters würdige Erben geworden. Was sie an Sterblichkeit hatten, haben sie hier niedergelegt. (F)

Dem Andenken der Eltern und Brüder hat (dies) Franz Witzendorff aufgestellt. (G)

Heute mir, morgen dir. (H)

Kommentar

Bei den Verstorbenen handelt es sich um vier Söhne des Bürgermeisters Franz Witzendorff und der Margaretha von Tzerstede (vgl. Nr. 927). Deren 1608 geborener Sohn, Franz V. Witzendorff, der das Epitaph zur Erinnerung an seine verstorbenen Brüder und an seine Eltern setzen ließ, war der einzige überlebende Sohn des Ehepaars. Im Jahr 1649 wurde er in den Rat gewählt. Er war seit 1635 mit Anna Magdalena Töbing verheiratet und starb – ebenfalls verhältnismäßig jung – am 15. Dezember 1653.2) Büttner nennt auch die Todesarten von drei Brüdern: danach ertrank Heinrich 1625 im Kalten Moor, Hieronymus starb 1632 an den Pocken, Johann Friedrich 1639 an der Pest. Aus der Inschrift G ergibt sich die Datierung des Epitaphs nach dem Tod des Vaters Franz Witzendorff im August 1641. In der Kirchenrechnung von St. Johannis lässt sich kein entsprechender Eintrag finden. Bei dem in der Inschrift B genannten Heinrich IV. Witzendorff handelt es sich um den Verfasser des hier als Wegweiser bezeichneten Itinerars seiner Reisen durch Norddeutschland, das auch etliche Inschriften der Lüneburger Kirchen überliefert (vgl. Einleitung, Kap. 2.3.).

Anmerkungen

  1. Walther, Proverbia sententiaeque, Nr. 11085a.
  2. Büttner, Genealogiae, Stammtafel Witzendorff II.

Nachweise

  1. Büttner, Genealogiae, Stammtafel Witzendorf.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 928† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0092809.