Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 913 Am Berge 35 1637

Beschreibung

Stuckdecke im Erdgeschoss des zweistöckigen Anbaus. Die Stuckdecke ist in verschieden große Felder unterteilt, deren Inhalte stark plastisch hervortreten bzw. von der Decke abhängen. Die szenischen Darstellungen sind auf einen direkt unter ihnen stehenden Betrachter hin ausgerichtet. In acht achteckigen Feldern mit figurenreichen Reliefs sind Bibelszenen des Neuen Testaments dargestellt, dazwischen kleinere rechteckige Felder mit Fruchtarrangements und Engelsbüsten. Die Bibelszenen in den großen Feldern sind inschriftlich durch die Angabe der Bibelstelle gekennzeichnet: der aussäende Sämann (A); Lazarus mit Hunden vor der Tafel des reichen Mannes (B); der bittende Knecht vor dem König (C); die Arbeiter im Weinberg (D); der unpassend gekleidete Besucher der königlichen Hochzeit wird auf Befehl das Königs hinausgeworfen (E); vier um einen Tisch versammelte Männer, ein fünfter vor dem Tisch beschreibt einen Zettel (F, vgl. Anm. 6); der barmherzige Samariter gießt Öl auf die Wunden des Überfallenen, im Hintergrund der vorübergegangene Priester (G); der vor dem Altar kniende Pharisäer und der abseits stehende, sich selbst bezichtigende Zöllner, rechts Jesus, der seinen Jüngern die Szene zeigt (H). Über dem Relief mit der Darstellung des Lazarus eine Kartusche mit der erhabenen Jahreszahl I, auch die Angaben der Bibelstellen sind erhaben stuckiert, manche Teile aber durch Überarbeitung nur noch schwach erhaben.

Maße: Bu.: 4–5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Sabine Wehking) [1/3]

  1. A

    · LVCAE · 8 ·1)

  2. B

    LVC(AE) / · 16 ·2)

  3. C

    MATH(AEI) / 183)

  4. D

    MATTHAEI · / · XX ·4)

  5. E

    MATH(AEI) / · 22 ·5)

  6. F

    IOH(A)N(NI)S · 46)

  7. G

    · LVC(AE) · 10 ·7)

  8. H

    · LVC:AS · / · 18 ·8)

  9. I

    1637

Kommentar

Den Auftrag für die Ausführung der Stuckdecke gab aller Wahrscheinlichkeit nach Heinrich von Bücken, der das Haus Am Berge 35 am 21. Juni 1636 gegen eine Kaufsumme von 4000 Mark erwarb9) und offenbar im selben Jahr einige Baumaßnahmen ausführen ließ (vgl. Nr. 914, A1,121). Die aufwendige Deckengestaltung, die im hohen Maße auf Repräsentation ausgelegt ist, steht in gewissem Widerspruch zu der Begrenztheit des eher kleinen und niedrigen Raums. Besonders die niedrige Raumhöhe erlaubt es dem Betrachter kaum, die Reliefs im richtigen Winkel zu betrachten. Andererseits passt die Decke exakt in den ca. sieben Meter langen, aber nur knapp drei Meter breiten und drei Meter hohen Raum, so dass man nicht davon ausgehen kann, dass sie ursprünglich für einen anderen Zweck bestimmt war.

Anmerkungen

  1. Lk. 8,4–8.
  2. Lk. 16,19–31.
  3. Mt. 23–34.
  4. Mt. 20,1–18.
  5. Mt. 11–13.
  6. Die Angabe der Bibelstelle ist falsch, gemeint ist vermutlich das Gleichnis vom unehrlichen Verwalter, Lk. 16,1–9.
  7. Lk. 10,29–37.
  8. Lk. 18,10–14.
  9. Brandt, Häuserordner, Am Berge 35 nach StA Lüneburg, AB 19, Juni 1636.

Nachweise

  1. Mithoff, Kunstdenkmale Fürstentum Lüneburg, S. 201f.
  2. Krüger/Reinecke, Kunstdenkmale, S. 331, Abb. S. 328f.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 913 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0091306.