Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 900 St. Johannis 1632

Beschreibung

Epitaph des Georg von Dassel und seiner Ehefrau Catharina Dusterhop. Stein. Die hochrechteckige Tafel mit der zeilenweise über den Stein verlaufenden Inschrift in erhaben gehauenen Buchstaben ist an der Nordwand der Dasselschen Kapelle angebracht. Das Todesdatum des Georg von Dassel wurde später nachgetragen, die dafür stehengelassenen Stege sind teilweise noch zu erkennen. Ebenso wurden wohl auch die Angaben zu seiner Ehefrau später ergänzt. Die unteren Zeilen der Inschrift sind aber stark zerstört, die Buchstaben teilweise nur noch schemenhaft zu erkennen, die letzte Zeile fehlt, weil der Stein unten offenbar verkürzt wurde.

Inschrift ergänzt nach Büttner.

Maße: H.: 71 cm; B.: 56,5 cm; Bu.: 1,8–4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis mit Versalien.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Sabine Wehking) [1/1]

  1. H · G · A · G · H · / GEORGIUS A DASSELL / IOHANNIS P(IAE) M(EMORIAE) FILIUS, A(NN)O CHRISTI 1554 · / DIE CATHARINAE,1) IN HANC LUCEM EDITUS; / ANNO 1592 SENATOR DESIGNATUS; / A(NN)O 1610 CONSUL REIPUB(LICAE) PATRIAE SALUTATUS, / CUIUS FIDEM ET INDUSTRIAM PATRIA INCLUTA LUNAE=/BURGA SATIS EXPERTA PRAEDICAT A(NN)O 16<35> DIE / <4> MENSIS <IUNŸ>, EXACTA VITAE TRANSITORIAE VIA, IN / OPTATISSIMAE AETERNAE SABBATHA VOCATUS IN CHRISTO / REDEMTORE PLACIDE DENATUS CUM BONORUM SUSPIRI=/IS, ET LACHRIMIS AD COMPLETIONEM MORTALITATIS ET / SPEM LOETISSIMAE SUB DIERUM FINE, AD USURAM IM=/MORTALIS VITAE RESURRECTIONIS, HIC PIE TUMULATUS: / BEATAM SUI MEMORIAM POSTERIS RELINQUENS QUALECUNQ(UE) / HOC MONUMENTUM SIBI PONI CURAVIT ANNO 1632 · / UXOR CATHARINA DÜSTERHOPIA / D(OMI)NI FRANCISCI FILIA CUM D(OMI)NO MARITO A(NN)O 1593 NUPTA · / DECEM LIBERORUM MATER XXXVIII NEPOTUM AVIA / SEX PRONEPOTUM PROAVIA MORITUR [A(NN)O <1651>] / DIE <7> MENSIS <MAR[TII> AETATIS SUAE] <LXXVI> ANNORUM / [IN VITA ET MORTE TU MEA, CHRISTE, SALUS.]

Übersetzung:

Georg von Dassel, Sohn des Johannes frommen Angedenkens, erblickte im Jahr Christi 1554 am Katharinentag das Licht der Welt. Im Jahr 1592 wurde er zum Ratsherrn gewählt, im Jahr 1610 als Bürgermeister seiner Vaterstadt begrüßt, dessen Treue und Fleiß seine berühmte Vaterstadt Lüneburg genug erfahren hat und verkündet. Im Jahr 1635 am 4. Tag des Monats Juni starb er, da der Weg seines irdischen Lebens beendet war und er zum Sabbath des ersehnten ewigen Lebens gerufen wurde, friedlich in Christus, seinem Erlöser, unter Seufzern und Tränen (aller) guten Menschen und wurde zur Vollendung seines irdischen Lebens in der Hoffnung auf eine fröhliche Auferstehung am Ende der Tage und auf den Genuss ewigen Lebens hier fromm bestattet. Um für die Nachkommen sein seliges Gedächtnis zu bewahren, ließ er für sich (bereits) im Jahr 1632 dieses wie auch immer gestaltete (d. h. bescheidene) Grabmal errichten. Seine Ehefrau Catharina Dusterhop, Tochter des Herrn Franz, wurde mit ihrem Herrn Ehemann im Jahr 1593 verheiratet, war Mutter von zehn Kindern, Großmutter von 38 Enkeln, Urgroßmutter von sechs Urenkeln und starb im Jahr 1651 am 7. Tag des Monats März im Alter von 76 Jahren/im 76. Lebensjahr. Im Leben und im Tod bist du, Christus, mein Heil.

Versmaß: Ein Pentameter am Ende der Inschrift.

Kommentar

Die schlanke Kapitalis ähnelt mit ihren teilweise weit ausgezogenen geschwungenen Hasten der Schrift auf dem Epitaph Nr. 893 und der Kapitalis auf der Grabplatte Nr. 901. Auffallend sind hier die tropfenförmigen Verstärkungen an den Buchstabenenden sowie das oben offene P mit gegabelter unter die Zeile ausgezogener Haste. Die drei Stücke könnten aus derselben Werkstatt stammen.

Bei den nicht aufzulösenden Initialen am Beginn der Inschrift handelt es sich vermutlich um eine Devise. In der von Georg von Dassel selbst verfassten Grabschrift findet sich lange Zeit nach der Reformation die Verwendung eines Heiligentags zur Angabe seines Geburtstags.

Georg II. von Dassel war der Sohn des Johannes von Dassel und der Elisabeth Töbing. Im Jahr 1572 immatrikulierte er sich an der Universität Rostock, 1577 an der Universität Jena.2) Nach einer Bildungsreise durch Europa kehrte er 1580 nach Lüneburg zurück, wo er 1592 in den Rat gewählt wurde.3) Seit 1610 bekleidete er das Amt eines Bürgermeisters bis zu seinem Tod am 4. Juni 1635.4) Seine Ehefrau Catharina war die Tochter des Franz Dusterhop und der Elisabeth Glode und eine Schwester der Rickel Dusterhop (vgl. Nr. 684).

Anmerkungen

  1. 25. November.
  2. Matrikel Rostock, Bd. 2, S. 176. Matrikel Jena Bd. 1, S. 75.
  3. Büttner, Genealogiae, Stammtafel Dassel IV.
  4. StA Lüneburg, AB 44 (Album Curiae), fol. 175v–196r.

Nachweise

  1. Büttner, Genealogiae, nach Stammtafeln Dassel.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 900 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0090001.