Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 894† St. Michaelis 1629

Beschreibung

Grabplatte des Abts Joachim von Bothmer. Die Grabplatte war vor ihrer Entfernung aus der Kirche 1792 schon stark beschädigt. Um den Stein verlief nach Gebhardi die Inschrift A. Im Innenfeld in der Mitte das Abtswappen, darüber und darunter die von Gebhardi nicht mehr zu entziffernde, völlig abgetretene Inschrift B, die er nach Pfeffinger wiedergibt. Links und rechts im Innenfeld waren untereinander jeweils acht Wappen angebracht, die durch Beischriften (C) bezeichnet waren.1)

Inschriften nach Gebhardi und Pfeffinger.

  1. A

    Tumulus Reverendi plurimum et nobilissimi viri D(omi)ni Joachimi a Bothmer Abbatis et Domini Domus ad S. Michaelis in inclyta Luneb(urga) quondam dignissimi

  2. B

    Hac ego Joachimus de Bothmar conlegor urnaSpes exorta meis sed cito rapta meisDiscite qui sapitis fuga quam sit curta dierumDiscite quod vitae mors pia principiumCujus ego compos sed tantum sanguine ChristiFactus cui laetus carmina laeta cano

  3. C
    Die von Bothmer Die von Reden 
    Die von Glabiz Die von Sürsen 
    Die von Zersen Die von Kampe 
    Die von Otterstein Die von Mandelslohe 
    Die von Mandelslohe Die von Gledinc 
    Die Sertwik Die von Bartensleben 
    Die von Sürsen Die von Büsch 
    Die von Plate Die von Linstingel 

Übersetzung:

Grabmal des überaus ehrwürdigen und hochedlen Mannes, des Herrn Joachim von Bothmer, des einst hochwürdigen Abts und Herrn vom Hause zu St. Michaelis im berühmten Lüneburg. (A)

In diesem Grab bin ich, Joachim von Bothmer, zusammengedrängt, den Meinen als Hoffnung geboren, doch rasch den Meinen entrissen. Lernt, die ihr verständig seid, wie kurz der flüchtige Lauf der Tage ist, lernt, dass der fromme Tod der Anfang des Lebens ist. Dessen bin ich teilhaftig, doch nur durch das Blut Christi, dem ich, froh geworden, frohe Lieder singe. (B)

Versmaß: Elegische Distichen (B).

Wappen2)
Joachim von Bothmer, Abt von St. Michaelis
BothmerRheden
GlaubitzSürsen
ZerssenCampe zu Deensen
OttersteinMandelsloh
MandelslohGledinc
SertwikBartensleben
SürsenBüsch (Bussche?)
PlatenLinstingen

Kommentar

Joachim von Bothmer wurde 1577 als Sohn des Konrad von Bothmer und der Dorothea von Reden geboren. Sein Vater war ein Cousin des Abts von St. Michaelis Konrad von Bothmer (vgl. Nr. 754). Daher war es naheliegend, dass Joachim von Bothmer 1591 als Novize in das Kloster St. Michaelis aufgenommen wurde.3) Im Jahr 1599 immatikulierte er sich an der Universität Frankfurt/Oder, im August 1602 an der Universität Wittenberg.4) Im März 1617 erfolgte seine Aufnahme als Konventuale in St. Michaelis, wo er unmittelbar nach seiner Einkleidung auch das Amt des Ausreiters übernahm, der für die Verwaltung der auswärtigen Besitzungen des Klosters verantwortlich war. In diesem Amt verblieb er jedoch nicht lange, da er nach dem Tod des Abts Konrad von Bothmer im August 1617 zu dessen Nachfolger gewählt wurde. Um seine Amtseinsetzung kam es zu langjährigen Auseinandersetzungen mit dem Herzog, der die Bestätigung der Wahl für sich reklamierte, die bislang dem Bischof von Verden zugestanden hatte.5) Nach Weyhe-Eimke ließ der neue Abt unmittelbar nach seinem Amtsantritt das hundertjährige Reformationsjubiläum feierlich begehen. In seine Amtszeit fiel auch der Beginn des Dreißigjährigen Kriegs mit den daraus resultierenden diplomatischen Verhandlungen zwischen den beteiligten Parteien, an denen auch der Abt von St. Michaelis beteiligt war. Joachim von Bothmer starb am 9. September 1629. Vgl. auch dessen Porträt Nr. 873.

Anmerkungen

  1. Beschreibung nach Gebhardi, Collectanea, Bd. 14, p. 800.
  2. Die meisten Wappen bei Gebhardi, Collectanea, Bd. 14, p. 800, nur namentlich bezeichnet.
  3. Zu seiner Biographie Weyhe-Eimke, Äbte, S. 198–219.
  4. Matrikel Frankfurt/O., Bd. 1, S. 433,15. Matrikel Wittenberg, Bd. 2, S. 496b,21. Die Angabe Weyhe-Eimkes, Äbte, S. 198, wonach sich Joachim von Bothmer bereits im August 1599 in Wittenberg immatrikuliert hätte, lässt sich an der Matrikel nicht bestätigen.
  5. Weyhe-Eimke, Äbte, S. 199–202.

Nachweise

  1. Gebhardi, Collectanea, Bd. 14, p. 800.
  2. Pfeffinger, Historie, Bd. 2, S. 7 (A, B).
  3. Weyhe-Eimke, Äbte, S. 219.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 894† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0089408.