Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 878(†) Große Bäckerstr. 28 1. V. 17. Jh.

Beschreibung

Bemalte Holzbalkendecke. Die Deckenmalerei eines großen Festsaals im ersten Obergeschoss des Hauptgebäudes wurde 1993/94 bei einer Restaurierungsmaßnahme unter der Stuckdecke entdeckt, teilweise aufgedeckt und dokumentiert und ist heute wieder unter der Stuckdecke verborgen. Es handelte sich ursprünglich um ein großes Programm mit Darstellungen von 122 Königen und Kaisern aus der Zeit von der Antike bis in das 16. Jahrhundert.1) Die bemalten Balken sind nur teilweise erhalten. Sie zeigen eine Art Kassettendecke, in der in den Feldern zwischen den Trägerbalken rechteckige Porträttafeln mit Ornamentfeldern wechseln. In jedem Porträtfeld oben auf dem Rahmen in arabischen Ziffern die Zählung, unter dem Brustbild des jeweiligen Herrschers sein Name in Schwarz auf hellem Grund.

Inschriften nach Fotos Denkmalpflege.

Schriftart(en): Kapitalis mit Versalien.

  1. 13 // NERVA14 // TRAIANVS[19] // COMODVS95 // [...]NAS[...]97 // TIBERIVS. 398 // PHILIPPICVS103 // LEO. CONS.104 // CAROLVS, M[...]109 // CAROLVS, CRAS(SVS).110 // ARNOLPHVS113 // LVDO[...]115 // OTHO. 3.116 // HENRICVS. 2.119 // CONR[...]121 // LOTTARIVS.

Kommentar

Die Darstellung der Herrscher in rechteckigen Feldern, die als Rollwerktafeln gestaltet sind, ist zwar vom Inhalt her mit den Herrscherdecken Nr. 436 und 564 zu vergleichen, ähnelt in der Art der Beischriften mit Nummerierung und Namen aber eher der mit runden Medaillons versehenen Herrscherdecke des Fürstensaals im Rathaus, deren Herrscherporträts Böker auch stilistisch mit denen in der Großen Bäckerstr. 28 vergleicht.2) Die Nummerierung der umfangreicheren Herrscherreihe im Rathaus entspricht nicht der Nummerierung auf der Decke im Haus Bäckerstr. 28. Die zeitliche Einordnung dieser Deckenmalerei ist schwierig, da sich zu der Gestaltung als eine streng geometrisch gegliederte Kassettendecke kein Vergleichsmaterial unter den zahlreichen Lüneburger Balkendecken findet. Die von Anett Steinert3) nachgewiesene Vorlage, ein Kupferstich, aus dem die Herrscherporträts detailgenau übernommen sind, ist ebenfalls undatiert, so dass sich der Entstehungszeitraum nicht näher eingrenzen lässt.

Anmerkungen

  1. Anett Steinert, Herrscherfolgen an Lüneburger Decken. Vorbilder und Vorlagen am Beispiel Große Bäckerstraße 28. In: Denkmalpflege in Lüneburg 2008, S. 43–62.
  2. Böker, Baudenkmale Lüneburg, S. 418.
  3. Wie Anm. 1.

Nachweise

  1. Anett Steinert, Herrscherfolgen an Lüneburger Decken. Vorbilder und Vorlagen am Beispiel Große Bäckerstraße 28. In: Denkmalpflege in Lüneburg 2008, S. 43–62, hier S. 45f.
  2. Peter Furmanek/Annette Scholtka, Eine verborgene Holzdecke in Lüneburg. In: Aufrisse, Jahresheft des Arbeitskreises Lüneburger Altstadt e. V., Nr. 12, 1996, S. 7–16.
  3. Böker, Baudenkmale Lüneburg, Abb. S. 418 (Tiberius).

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 878(†) (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0087804.