Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 872† St. Johannis vor 1625

Beschreibung

Wandmalerei. Nach Witzendorff war das Gewölbe der auf der Südseite der Kirche liegenden Kapelle der Familie Molen mit Gemälden geschmückt. Sie zeigten Darstellungen der Himmelfahrt mit der Inschrift A, der Auferweckung eines Toten durch Elia mit der Inschrift B und des Sündenfalls mit der Inschrift C. Für zwei weitere Gemälde in der Molen-Kapelle und ihre Inschriften ließ Witzendorff extra noch Platz in seinen Aufzeichnungen, trug diese aber nicht nach.1)

Inschriften nach Witzendorff.

  1. A

    Conscendit coelos Christus conscendit EliasIamque alii multi tecta superna tenentNos quoque cum Christo duce conscendemus eodemVita ubi nos nullo fine beata manet

  2. B

    Impia pars hominum genus hauriat omne quod usquamNon tamen absorptos illa tenere potestAspice iam media multos de morte reductosAethereis auris rursus ut ante fuitNos quoque de tumulis revocandos credimus olimIudex antea) tuum stemus ut ante thronum

  3. C

    Invidia antiqui seductus et arte DraconisPrimus homo vetitis vescitur ore cibisHinc quicunque ho(m)i(n)es ho(m)i(n)is de sanguine primiNascimur heu morti debita turba sumus

Übersetzung:

Aufgestiegen zum Himmel ist Christus, aufgestiegen ist Elia, und schon viele andere bewohnen den Himmel. Auch wir werden unter Christi Führung dorthin aufsteigen, wo uns ein glückliches ewiges Leben erwartet. (A) Der gottlose Teil (die Hölle) mag das ganze Menschengeschlecht verschlingen, weil jener doch die Verschlungenen nirgendwo halten kann. Betrachte die vielen, die schon mitten aus dem Tode zurückgeführt worden sind, zurück in die oberirdische Welt, wie es früher war. Auch wir sind einst von den Gräbern, so glauben wir, zurückzurufen, Richter, damit wir vor deinem Thron stehen. (B) Durch die Missgunst und die List der alten Schlange verführt, isst der erste Mensch von der verbotenen Speise. Dadurch sind wir alle, die wir als Menschen vom Blut des ersten Menschen geboren werden, ach, eine dem Tod geweihte Schar. (C)

Versmaß: Elegische Distichen.

Kommentar

Da die Aufzeichnung Witzendorffs auf 1625 datiert ist, müssen die Inschriften vorher ausgeführt worden sein. Die Verse, die die Darstellungen kommentieren und ausdeuten, zeigen darin eine gewisse Ähnlichkeit mit den Inschriften der Gemälde Nr. 596, die auf die Zeit vor 1590 datiert werden können, auch wenn hier ein stärkeres Gewicht auf die Exegese gelegt wird. Möglicherweise wurde die Ausmalung der Molen-Kapelle etwa zur selben Zeit ausgeführt wie der Gemäldezyklus.

Textkritischer Apparat

  1. Möglicherweise verlesen aus alte.

Anmerkungen

  1. Witzendorff, Wegweiser, p. 99f.

Nachweise

  1. Witzendorff, Wegweiser, p. 100f.
  2. Gebhardi, Collectanea, Bd. 1, p. 484 (nach Witzendorff).

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 872† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0087206.