Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 858a† St. Michaelis 1618

Diese Katalognummer liegt nur in der Onlinefassung vor.

Beschreibung

Epitaph des Heinrich von Meding und der Magdalena von Pentz. Das Epitaph hing seit 1706 im Chorumgang von St. Michaelis, zuvor war es an einem Pfeiler bei dem Erbbegräbnis der Familie von Meding angebracht. Im Mittelteil befand sich eine Darstellung der Verklärung Christi sowie der Familie des Heinrich von Meding, links der Ehemann mit fünf (?, der Inschrift A zufolge vier) Söhnen, rechts die Ehefrau mit einer Tochter. Über dem Mittelteil eine Darstellung der Himmelfahrt Christi, unterhalb des Mittelteils eine ziemlich lange Inscription (A, B). Oben am Epitaph die Wappen des Ehepaars mit Beischriften (C), um das Epitaph herum waren zwei sechzehnteilige Ahnenproben mit Beischriften (D, E) angeordnet. Die Ahnenprobe der Ehefrau ist nicht vollständig, die Wappenbeischriften E an verschiedenen Stellen korrigiert.1)

Inschriften nach Gebhardi, Beschreibung.

  1. A

    Beatae memoriae Viri nobilitate strenuitate eruditione pietate multarumque virtutum genere praestantissimi Heinrici Medingi in Schnellenberg Luneburgiaci ducatus Marschalli Haereditarii qui Anno post deum Incarnatum Mlxia) Die septimo octobris Patre FRANCISCO viro nobili strenuo ac militari et Matre DOROTHEA DALDORPIA matrona itidem nobili atque moratissima prognatus postquam annos Iuventutis bonas artes ac leges addiscendo tum exteras oras visendo superasset maritam sibi elegit pientissimam ac pudicissimam Magdalenam e nobili PENZIORUM familia ortam ex qua mares genuit quatuor Heinricum in infantia denatum insuper Wilhelmum et Henningum et Franciscum unam vero filiam Dorotheam Elisabetham. Tandem ab eo qui vitaeb) mortalis definit terminos ex immundo mundi huius stabulo evocatus viam universae carnis animose ingressus animulam conditori tradidit Die xx Mensis Iunii Anno ΧΡΙΣΤΟΓΟΝΙΑΣ Mdcxiix cum annos LXVII Menses viii dies xiii horas iv Christo et patriae vixisset. Monumentum istud Vidua eius moestissima in sui erga maritum desideratissimum amoris et honoris documentum suaeque de coelesti gloria et beatitate spei testimonium contra novercantis oblivionis iniuriam in hoc ubi corpus eius Humatum quiescit Templo extrui curavit.

  2. B

    Defuncti EncomionQuis qualis Heinricus Medingius fuerit pie lector paucis accipe Homo fuit sed Christi tamen sincerus amator verbique eius sedulus contemplator fastus autem dolique mundani acerbus osor mortisque magnanimus contemptor.

  3. C

    die von Meding  die von Pentze 

  4. D

    d(ie) v(on) Meding  d(ie) v(on) Daldorffen 
    d(ie) v(on) Plate  d(ie) v(on) Anefelt 
    d(ie) v(on) Obershausen  d(ie) v(on) Bartsbeck(?) 
    d(ie) v(on) Bergen  die Rantzowen 
    d(ie) v(on) Zarnhausen  d(ie) v(on) Scharffenberg 
    d(ie) Stacken  d(ie) v(on) Rikerstorff 
    d(ie) v(on) Bergen  d(ie) Rutoffen(?) 
    Quitzow  d(ie) Bockwolden 

  5. E

    die Pentzen  D(ie) Schaken 
    Lutzow  d(ie) v(on) Mandelslo 
    d(ie) v(on) d(er) Wosten  d(ie) Pentzen 
    d(ie) v(on) Barkentin  d(ie) Rauschenplat 
    d(ie) v(on) Quitzow  d(ie) Ritzeroben 
    die Sülenn  d(ie) Lantzbergen 
    d(ie) v(on) Scharffenberg  d(ie) Schwanen 
    d(ie) v(on) Plesse 

Übersetzung:

Zur glücklichen Erinnerung an einen durch Adel, Entschlossenheit, Bildung, Frömmigkeit und vielerlei Tugenden äußerst vortrefflichen Mann, Heinrich von Meding auf Schnellenberg, Erbmarschall des Fürstentums Lüneburg, der im Jahr nach der Fleischwerdung Gottes 1550 (vgl. Kommentar) am 7. Oktober von seinem Vater Franz, einem adligen, gestrengen und streitbaren Mann, und seiner Mutter Dorothea von Daldorf, einer ebenso adligen und äußerst gesitteten Dame geboren wurde. Nachdem er die Jugendjahre damit hinter sich gebracht hatte, sich die schönen Künste und die Gesetze anzueignen und dann ins Ausland zu reisen, wählte er sich zur Ehefrau die aus der vornehmen Familie Pentz stammende äußerst fromme und ehrbare Magdalena, von der er vier Söhne bekam: Heinrich, der im Kindesalter starb, dann Wilhelm, Henning und Franz sowie eine Tochter Dorothea Elisabeth. Schließlich von dem, der die Grenzen des sterblichen Lebens setzt, aus dem unreinen Stall dieser Welt abberufen, begab er sich beherzt auf den Weg allen Fleisches und übergab sein Seelchen dem Schöpfer am 20. Juni im Jahr nach Christi Geburt 1618, als er 67 Jahre, 8 Monate, 13 Tage, 4 Stunden Christus und dem Vaterland gelebt hatte. Dieses Denkmal hat seine tiefbetrübte Witwe zum Zeugnis ihrer Liebe und der Ehre ihres sehnlichst vermissten Ehemanns und als Beweis ihrer Hoffnung auf den himmlischen Ruhm und die Seligkeit gegen das Unrecht des feindseligen Vergessens in der Kirche errichten lassen, in der sein bestatteter Leichnam ruht. (A)

Loblied auf den Verstorbenen: Wer und was für ein Mensch Heinrich von Meding gewesen ist, davon erfahre in wenigen Worten, frommer Leser. Er war ein Mensch, aber zugleich ein aufrichtiger Verehrer Christi und ein fleißiger Betrachter seines Worts, aber strenger Hasser des Dünkels und der Tücke der Welt und ein mutiger Verächter des Todes. (B)

Kommentar

Der 1550 geborene Heinrich von Meding, der Sohn des Franz von Meding und der Dorothea von Daldorf, war ein Bruder der Lüner Äbtissin Dorothea von Meding (vgl. DI 76, Nr. 140).2) Er erhielt 1571 von St. Michaelis ein Stipendium zur Fortsetzung seines Studiums in Wittenberg,3) wo er sich zum Sommersemester 1571 immatrikulierte.4) Die jährlichen 40 Taler Studiengeld wurden ihm aber nur unter der Bedingung gewährt, dass er auch nach seinem Studium Mitglied des Kapitels von St. Michaelis bliebe, ansonsten sollte er sein Studiengeld zurückzahlen. Letzeres dürfte der Fall gewesen sein, denn Heinrich von Meding heiratete am 17. Oktober 1591 die aus Mecklenburg stammende Magdalena von Pentz. Das Ehepaar war auf dem Gut Schnellenberg ansässig.5) Das in der Inschrift erwähnte Erbmarschallamt der lüneburgischen Adelsfamilie von Meding ist bereits im 12. Jahrhundert urkundlich nachweisbar.6)

Textkritischer Apparat

  1. Die Wiedergabe der Jahreszahl bei Gebhardi kann nicht stimmen, auch nicht das von ihm darüber in arabischen Ziffern notierte Jahr 1601, da Heinrich von Meding im Jahr 1550 geboren wurde. Vgl. a. die weiteren Angaben in der Inschrift. Vermutlich stand hier MDL in neulateinischen Zahlzeichen.
  2. Vita Gebhardi.

Anmerkungen

  1. Die Wappen sind bei Gebhardi nur durch die Beischriften benannt, aber nicht blasoniert.
  2. Meding, Geschichte derer von Meding, S. 256–258.
  3. NLA HA, Celle Or. 100 Lüneburg, St. Michael Nr. 1279.
  4. Matrikel Wittenberg, Bd. 2, S. 195a.
  5. Meding, Geschichte derer von Meding, S. 257f.
  6. Hindersmann/Brosius, Rittergüter, S. 355.

Nachweise

  1. Gebhardi, Beschreibung, Buch 2, 8. Abt., p. 623f.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 858a† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k00858a6.