Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 840† St. Nicolai 1614

Beschreibung

Epitaph des Hiob Gigas. Bei Rikemann könnte man den Eindruck gewinnen, dass die Inschriften A–E auf demselben Epitaph standen wie die Inschriften A und B des Epitaphs Nr. 756,1) nach Bertram und Reinbeck handelte es sich aber ausdrücklich um ein weiteres, hinter dem Altar aufgerichtetes Epitaph. Die Inschriften A und B waren über einer Kreuzigungsdarstellung angebracht, auf dem Kreuz die Inschrift C, rechts vom Kreuz die Inschrift D, links die Inschrift E.

Inschriften nach Rikemann, A und B ergänzt nach Bertram.2)

  1. A

    Iob 13 capite Me licet occidat deus et detrudat ad orcumipse tamen mea spes unica semper erit3)

  2. B

    S Iohann 1 cap Quotquot receperunt Christum Iesum dedit eis potestatem filios Dei fieri his qui credunt in nomine eius4)

  3. C

    Vita in ligno moritur

  4. D

    In cruce cuma) moritur mundi pro crimine vitaSol nitidum nigro cinxit velamine vultumSignaque divini sic sunt conspecta furorisOb tam grande nefas diris impressa tenebrisb)Authorem vitae quod gens haebrea necassetTu mihi Gnate Dei sisc) Dux via vita salusqued)

  5. E

    Vor wahr er trug unse mishethat Esai 535)

Übersetzung:

Mag Gott mich auch töten und in die Hölle stoßen, er wird dennoch immer meine einzige Hoffnung sein. (A) Allen, die Jesus Christus aufnahmen, denen gab er die Möglichkeit, Gottes Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen glauben. (B) Das Leben stirbt am (Kreuzes)holz. (C) Als das Leben am Kreuz für das Verbrechen der Welt starb, verhüllte die Sonne ihr strahlendes Antlitz mit einem schwarzen Mantel, und so sind die Zeichen des göttlichen Zorns sichtbar geworden. Wegen eines so großen Frevels wurde das jüdische Volk in schreckliche Finsternis hineingedrückt, weil es den Urheber des Lebens getötet hat. Sei Du, Gottessohn, mir ein Führer, der Weg, das Leben und das Heil. (D)

Versmaß: Elegisches Distichon (A), Hexameter (D).

Kommentar

Zu dem 1614 verstorbenen Pastor Hiob Gigas vgl. Nr. 756.

Textkritischer Apparat

  1. non Reinbeck.
  2. immersa tenetur Bertram und Reinbeck.
  3. si Reinbeck.
  4. So bei Bertram und Reinbeck, salus bei Rikemann metrisch fehlerhaft.

Anmerkungen

  1. Der Kustode auf fol. 52v unten zufolge setzen sich die Inschriften in der Handschrift Rikemanns auf fol. 54 fort. Ein dazwischenliegendes Blatt verzeichnet die von Hiob Gigas verfasste Inschrift Nr. 837.
  2. Das Blatt 52 im Libellus Rikemanns ist im unteren Teil ausgerissen, so dass an drei Zeilenenden (Inschriften A, B) Buchstaben fehlen, der Text ist hier nach Bertram und Reinbeck ergänzt.
  3. Vgl. Iob 13,15: Etiam si occiderit me in ipso sperabo verumtamen vias meas in conspectu eius arguam.
  4. Io. 1,12.
  5. Nach Jes. 53,4f.

Nachweise

  1. Rikemann, Libellus, fol. 52v u. 54r.
  2. Bertram, Evangelisches Lüneburg, S. 732.
  3. Reinbeck, Chronik, p. 935.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 840† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0084009.