Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 821† St. Johannis 1611

Beschreibung

Epitaph des Zacharias Sithmann. Nach Rikemann befand sich das Epitaph am nördlichen Pfeiler vor dem Chor in der Johanniskirche, wo Sithmann begraben lag.

Inschriften A und B nach Rikemann, C nach Witzendorff.

  1. A

    Zacharias Zittmannus ad hanc qui dormio pilamHacnbergaea) terra Marchide natus eramIn praefecturis Megalespolisb) inque selenesc)1)Curia consilÿs me fuit usa bonisRes erat aucta solo sed spes mihi condita coeloArdet vivificae signa beata tubaeLector ut haec mecum felici sorte capessasMorte pia vitam claudere disce bonamSors bona dos fidei est Mors perpetis orbita vitae estQuid) Christo fidite) def) nece vivus erit2)

  2. B

    Rom 4 Mortuus est Christus p(ro)p(ter) peccata nostra et resurrexit p(ro)p(ter) justificationem nostram3)

  3. C

    An(no) MDCX 20 Novemb(ris)

Übersetzung:

Ich, Zacharias Sithmann, der ich an diesem Pfeiler ruhe, bin geboren in Hakenberg in der Mark (Brandenburg). In meinen Ämtern zu Mecklenburg und Lüneburg hat die Ratsversammlung mich für gute Entscheidungen eingesetzt. Ich hatte auf Erden reichen Besitz, doch war meine Hoffnung auf den Himmel gegründet, und sie brennt in Sehnsucht nach dem seligen Klang der zum Leben erweckenden Trompete (des Gerichts). Damit du, Leser, dies zusammen mit mir durch ein glückliches Los erreichst, musst du lernen, ein gutes Leben durch einen frommen Tod zu beschließen. Ein gütiges Los ist die Gabe des Glaubens, der Tod ist der Weg zum ewigen Leben. Wer Christus vertraut, der wird durch den Tod das Leben haben. (A) Christus ist wegen unserer Sünden gestorben und wegen unserer Rechtfertigung auferstanden. (B)

Versmaß: Elegische Distichen, teilweise leoninisch gereimt (A).

Kommentar

Zu Zacharias Sithmann vgl. sein Epitaph Nr. 810. Im Gegensatz zu dem noch zu Lebzeiten außen an der Johanniskirche angebrachten Epitaph, dessen Inschriften den Tod und die Auferstehung thematisierten, enthält die Versinschrift A neben diesen beiden Themen wenigstens kurze Angaben zur Biographie des Lüneburger Ratsherrn. Dass ihm nach seinem Tod noch ein zweites Epitaph in der Nähe des Begräbnisplatzes in der Kirche gesetzt wurde, ist für einen Ratsherrn, der keiner der alten Lüneburger Familien angehörte, einigermaßen ungewöhnlich. Seine Witwe zahlte hierfür im November 1611 40 Mark an die Kirchenkasse.4)

Textkritischer Apparat

  1. Hanobergae Gebhardi.
  2. Megaleopolis Witzendorff, Megalopolis Gebhardi. Da Rikemann den Text im Gegensatz zu Gebhardi in der Regel sehr genau wiedergibt, dürfte seine – metrisch korrekte – Version ausgeführt gewesen sein.
  3. selenis Witzendorff und Gebhardi. Die Version bei Rikemann in Entsprechung zu Megalespolis, vgl. Anm. b.
  4. Cui Witzendorff und Gebhardi.
  5. vivit Witzendorff und Gebhardi.
  6. in Witzendorff und Gebhardi.

Anmerkungen

  1. Die Angabe inque selenes leitet sich aus dem Griechischen her, wo ‚Selenopolis‘ eine Entsprechung zum lateinischen ‚Lunapolis‘ = Lüneburg bildet.
  2. Vgl. Rm. 14,8 u. 2. Cor. 5,14f.
  3. Nach Rm. 4,25.
  4. SKA Lüneburg, Kirchenrechnung St. Johannis I,5, fol. 325r.

Nachweise

  1. Rikemann, Libellus, fol. 38v (A, B).
  2. Witzendorff, Wegweiser, p. 102 (A, C).
  3. Gebhardi, Collectanea, Bd. 1, p. 485 (A, C, nach Witzendorff).

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 821† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0082103.